Mindestens 24 Menschen aus dem Norden Indiens hat eine kostenlose OP des Grauen Stars das Augenlicht gekostet. Der medizinische Eingriff war von einer Hilfsorganisation durchgeführt worden.

Neu Delhi. Nach kostenlosen Augenoperationen sind im Norden Indiens mindestens 24 ältere und arme Menschen erblindet. Die Behörden hätten Ermittlungen eingeleitet, teilte ein hochrangiger Beamter der Stadt Amritsar am Freitag mit. Die Polizei habe bereits mindestens einen Arzt festgenommen. Die Operationen des Grauen Stars waren am 4. November an 130 über 50-jährigen Patienten durchgeführt worden. Sie fanden in einem medizinischen Camp einer Wohltätigkeitsorganisation im Staat Punjab statt.

„Erste Untersuchungen zeigen, dass es sowohl an der Nachlässigkeit einiger Ärzte oder an der Verwendung verdorbener Medikamente liegen kann“, sagte der Lokalpolitiker Abhinav Trikha am Freitag. Eine Erlaubnis für die Operationen, die im Bundesstaat Punjab von einem medizinischen Hilfsprojekt geleitet wurden, habe es nicht gegeben.

Bekannt geworden seien die Fälle erst, als die Opfer drei Wochen später ihre Verbände abnahmen und nicht sehen konnten. Einige seien mit schweren Augen-Infektionen zu ihnen ins Krankenhaus gekommen, sagte ein Arzt der Klinik dem Fernsehsender NDTV. Dass sie wieder sehen werden, sei sehr unwahrscheinlich, erklärte der Mediziner.

In Indien lassen sich jedes Jahr vor allem in ländlichen Gebieten Tausende Menschen in Medizincamps, die von Gesundheitsbehörden und Wohlfahrtsverbänden betrieben werden, am Grauen Star operieren. Beim Grauen Star trübt sich die Augenlinse ein und Betroffene sehen wie durch einen Schleier.

Der Fall wirft erneut ein negatives Schlaglicht auf die desaströsen Zustände des indischen Gesundheitssystems. Viele Millionen arme Menschen haben keinen Zugang zu Ärzten oder Krankenversicherungen. Sie müssen sich wegen der schlechten Ausstattung und Korruption in staatlichen Krankenhäusern in Medizincamps behandeln lassen.

Im November waren im Staat Chhattisgarh 13 Frauen nach Sterilisationsoperationen gestorben, nachdem sie mutmaßlich verunreinigte Medizin zu sich genommen hatten.