Die deutsche Jugend blickt laut einer neuen Studie voller Hoffnung in die Zukunft. Der Genreration V sei vor allem die Familie besonders wichtig. Angst besteht vor allem vor höheren Preisen.

Hamburg. „No future“ war gestern. Die Generation der 14- bis 34-Jährigen blickt vielmehr mit Optimismus in die Zukunft. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Erhebung, die der Zukunftsforscher Professor Horst W. Opaschowski gestern in Hamburg vorgestellt hat. Danach beschreiben 87 Prozent der jungen Frauen und Männer ihre Lebensperspektive positiv. „Das ist die neue Generation V“, sagt der ehemalige Direktor und Gründer des BAT Freizeitforschungsinstituts in Hamburg: „Sie setzt auf Vertrauen, Verantwortung und Verlässlichkeit.“ Der Generationenkonflikt spielt keine Rolle mehr. Nur 13 Prozent der Befragten in allen Altergruppen glauben, dass es künftig zu gravierenden Problemen zwischen Alt und Jung kommt.

Das IPSOS Institut Hamburg/Mölln hatte im Auftrag des emeritierten Hochschullehrers 1000 Personen im Alter von 14 Jahren an in Deutschland zu ihren Zukunftshoffnungen befragt. Aus dem Datenmaterial ist jetzt ein Buch mit dem Titel „So wollen wir leben! Die 10 Zukunftshoffnungen der Deutschen“ (Gütersloher Verlagshaus) entstanden. Co-Autorin von HorstW. Opaschowski ist seine Tochter Irina Pilawa, 42, Erziehungswissenschaftlerin und Frau des TV-Moderators Jörg Pilawa (wie im „Abendblatt“ berichtet). „Ich bin überrascht von der mentalen Stärke der jungen Generation“, sagte die Mutter von drei Kindern zu den Ergebnissen der Studie. „Die Jugend ist zuversichtlich und will das Beste aus ihrem Leben machen.“

Noch in den 1990er-Jahren prägte ein starker Trend zur Individualisierung die jungen Leute. Doch mit den weltweiten Krisen, insbesondere seit dem Terroranschlägen vom 11. September 2001, wurde der Stabilitätsfaktor und Wert der Familie neu entdeckt. Diese Entwicklung hat sich jetzt nicht nur bei der „Generation V“, sondern in allen Altersgruppen verstärkt. „Was auch immer auf uns zukommt: Für mich ist und bleibt die Familie das Wichtigste im Leben“, sagten immerhin 91 Prozent aller befragten Frauen und 86 Prozent der Männer. Professor Opaschowski: „In Krisenzeiten besinnen sich die Deutschen auf das, was ihnen Grundgeborgenheit im Leben gewährt und zu ihrem sozialen Wohlergeben beiträgt: Das Zusammensein und der Zusammenhalt in der Familie.“ Sie sei „billig und barmherzig“ – gerade dann, wenn Arbeitsplätze und Einkommen nicht mehr sicher seien. Der Generationenverband schütze vor den vielen Armutsrisiken des Lebens und gewähre Beziehungsreichtum. „Die Familie erweist sich als beste Lebensversicherung.“

Die junge Generation hat es nach Ansicht des Zukunftsforschers gelernt, mit den Unsicherheiten im Job und den permanenten Krisen zu leben. Um sie zu bewältigen, würden sie mit Selbstdisziplin einen „neuen Pragmatismus“ an den Tag legen. „Die Jugend“, betont Irina Pilawa, „ist ein großartiger Hoffnungsträger.“

Gleichwohl diagnostizieren die Forscher auch erhebliche Sorgen bei den Deutschen in allen Altersgruppen. Die Furcht vor Preissteigerungen ist mehr als doppelt so hoch (59 Prozent der Befragten) wie die Angst vor möglichen Terrorismusanschlägen (28 Prozent). Vor allem Familien mit Kindern machen sich erhebliche Gedanken: Zwei Drittel nennen Preissteigerungen als ihre größte Zukunftssorge. Dabei sinkt offenbar das Vertrauen in die Handlungskompetenz der Politiker. Die Bürger wollen deshalb nicht alle Entscheidungen dem Staat überlassen.78 Prozent der Bevölkerung plädieren der Studie zufolge für mehr Volksabstimmungen. Zum Beispiel über die Mietpreisbremse (63 Prozent), die Einführung der Flexirente (57 Prozent) und zum Schutz der Privatsphäre im Internet (53 Prozent).

Darüber hinaus befürchten die Deutschen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich weiter wächst. Empfanden im Jahr 2002 noch 27 Prozent der Menschen das als Problem, sind es nun 39. „Ein Nährboden für soziale Probleme und auf Dauer auch ein Gefährdungspotenzial für den sozialen Frieden in Deutschland“, sagt Opaschowski. Dazu kommen auch die internationalen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen. Fast die Hälfte der Deutschen sieht darin den größten Konfliktfaktor für die nahe Zukunft.

Unterdessen hat auch die Allianz Versicherung ihre aktuelle „Zuversichtsstudie“ mit norddeutschen Daten vorgestellt. Danach ist zwar die persönliche Zuversicht der Norddeutschen im Herbst 2014 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zwölf Prozentpunkte deutlich gestiegen; gut zwei Drittel bewerten ihre individuelle Zukunft positiv. In den einzelnen Lebensbereichen seien jedoch deutliche Rückgänge zu verzeichnen. So ist der Zuversichtswert für die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes um 22 Prozentpunkte gefallen. „Nur noch knapp die Hälfte der Norddeutschen (46 Prozent) blickt hier optimistisch in die Zukunft“, heißt es in der Allianz-Studie.