Afrikas bevölkerungsreichster Staat erklärte am Freitag den nationalen Notstand. Nigeria ist neben Sierra Leone, Liberia und Guinea der vierte afrikanische Staat in dem der Virus grassiert.

Abuja. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Ebola-Epidemie in Westafrika zum internationalen Gesundheits-Notfall erklärt. Die Epidemie lasse sich nur mit Hilfe einer weltweiten Mobilisierung bekämpfen, warnte WHO-Chefin Margaret Chan am Freitag nach einer zweitägigen Krisensitzung von Experten. Es ist erst das dritte Mal, dass die WHO einen derartigen Notfall ausruft.

Am Freitag rief die Regierung in Nigeria angesichts der Ausweitung der Ebola-Epidemie den nationalen Notstand aus. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums kamen im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas bisher zwei Menschen durch Ebola ums Leben. Zudem gibt es sieben weitere bestätigte Fälle. Die Regierung stellt 1,9 Milliarden Naira (8,7 Millionen Euro) bereit, um die Seuche durch einen Notfallplan in den Griff zu bekommen. Zudem werden in dem Westafrikanischen Land die Sommerferien zu verlängern.

Die Epidemie hatte sich seit Anfang des Jahres von Guinea aus nach Sierra Leone und Liberia ausgebreitet. Nach WHO-Angaben starben bislang mindestens 932 Menschen an dem aggressiven Erreger, mehr als 1700 Menschen infizierten sich. Bei einem Verdachtsfall in Uganda konnten Mediziner am Freitag Entwarnung geben..

Das Virus wird durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Es löst eine fiebrige Erkrankung aus, die mit Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen und in schweren Fällen mit inneren Blutungen bis hin zum Organversagen einhergeht. Der aktuelle Erreger-Stamm hat eine Sterblichkeitsrate von etwa 55 Prozent. Medikamente oder Impfungen gibt es bislang nicht.

Die WHO-Experten forderte die Staatschefs der betroffenen Staaten auf, den Notstand auszurufen und die Bevölkerung in Ansprachen persönlich über den richtigen Umgang mit dem Virus aufzuklären. Außerdem sollten die Staaten die Maßnahmen zur Eindämmung intensivieren, etwa Ausreisende an den Flughäfen und Grenzübergängen auf mögliche Ebola-Infektion hin kontrollieren und notfalls die Ausreise verweigern. Allen, die mit Infizierten in Kontakt standen, soll das Reisen untersagt werden.

Weltweite Beschränkungen beim Reiseverkehr oder Handel empfahl das Komitee nicht. Auch stellte es die betroffenen Staaten nicht unter Quarantäne. Allerdings forderte es alle Fluggesellschaften bei Flügen in die betroffene Region zu speziellen Vorsichtsmaßnahmen auf.

Nicht betroffene Staaten wie Deutschland werden von der WHO lediglich allgemein aufgefordert, sich auf mögliche Ebolafälle vorzubereiten und entsprechende Strukturen vorzuhalten. Das sei in Deutschland ohnehin der Fall, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums: „Wir sind aufgestellt.“

Es ist äußerst selten, dass die WHO den internationalen Gesundheitsnotfall ausruft. Zuvor war dies 2009 bei der Vogelgrippe in Asien und im vergangenen Mai nach der Rückkehr der Kinderlähmung in mehreren Staaten der Fall.