Der Prozess gegen den Oscar Pistorius geht nach fünf Monaten dem Ende entgegen. Die Schlussplädoyers werden erwartet. Der unterschenkelamputierte Spitzensportler steht im Verdacht, seine Freundin vorsätzlich erschossen zu haben.

Pretoria. Nach fünf Monaten geht das Verfahren im Mordprozess gegen den südafrikanischen Sprintstar Oscar Pistorius dem Ende entgegen. Am Donnerstag haben die Schlussplädoyers begonnen. Den Anfang macht dabei Staatsanwalt Gerrie Nel, der seine Version der tödlichen Schüsse auf Pistorius' Freundin Reeva Steenkamp darstellen wird. Dem Spitzensportler wird vorgeworfen, seine Freundin in der Nacht zum Valentinstag vergangenen Jahres im Streit erschossen zu haben. Die Aussage Pistorius hält dagegen. Der 27-Jährige beteuert, er habe sie für einen Einbrecher gehalten.

Pistorius’ Verteidiger, Barry Roux, wird am Freitag dann seine Argumente vorbringen, warum sein Mandant aus Sicht der Verteidigung unschuldig ist. Das Urteil von Richterin Thokozile Masipa wird in einigen Wochen erwartet.

Seit Anfang März steht der unterschenkelamputierte Spitzensportler vor Gericht. Der live im Fernsehen übertragene Prozess gegen das einstige südafrikanische Idol bewegt und spaltet die Nation. Fest steht, dass Pistorius in der Nacht zum Valentinstag 2013 seine damalige Freundin durch die geschlossene Toilettentür seines Hauses erschoss. Psychiatrische Gutachter kamen im Laufe des Verfahrens zu dem Schluss, Pistorius sei voll schuldfähig.

Bei einer Verurteilung wegen vorsätzlichen Mordes drohen dem 27-Jährigen bis zu 25 Jahre Gefängnis. Lautet das Urteil dagegen auf fahrlässige Tötung, könnte er mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.

Pistorius wurde 2012 international bekannt, als er als erster zweifach amputierter Sportler bei den Olympischen Spielen in London gegen nicht behinderte Läufer antrat. Damit schrieb der Sprinter Sportgeschichte.

Das geschah bisher im Fall Pistoirus

Der Paralympics-Star Oscar Pistorius (27) schrieb Sportgeschichte. Doch dann kam der Absturz. Ein Rückblick:

14./15. Februar 2013: Pistorius wird nach den tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Steenkamp festgenommen. Wegen Mordverdachts erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage.

19. Februar: Er habe geglaubt, auf Einbrecher zu schießen, sagt der Profisportler, der zwei Beinprothesen hat.

22. Februar: Pistorius kommt gegen Kaution und Auflagen überraschend frei. Der Richter kritisiert Staatsanwaltschaft und Polizei: Es gebe keine klaren Beweise für eine vorsätzliche Tat. Aber auch Pistorius' Aussage sei widersprüchlich.

19. August: Der Richter gibt bekannt, dass Pistorius sich von März 2014 an wegen Mordes vor Gericht verantworten muss.

3. März 2014: Der Prozess beginnt in Pretoria. Pistorius beteuert erneut seine Unschuld.

10. März: Bei der Aussage des Pathologen, der Steenkamps Leiche obduziert hat, bricht Pistorius zusammen und übergibt sich.

15. April: Nach mehrtägigem Kreuzverhör ist die Staatsanwaltschaft weiter davon überzeugt, dass Pistorius absichtlich seine Freundin erschossen habe – und sieht viele Widersprüche in seinen Aussagen.

5. Mai: Nach längerer Pause geht der Prozess mit den Aussagen von Zeugen weiter. Manche berichten von einem verzweifelten Pistorius.

26. Mai: Der Angeklagte wird auf Anordnung des Gerichts Tagespatient in der Psychiatrie. Die bis zum 20. Juni dauernde Beobachtung soll Aufschluss über die Schuldfähigkeit geben. Eine Psychiaterin hatte Pistorius eine Angststörung bescheinigt.

30. Juni: Pistorius ist laut psychiatrischen Gutachtern voll schuldfähig. Der Staatsanwaltschaft verliest die Expertisen in Auszügen in der Verhandlung.

8. Juli: Die Beweisaufnahme wird abgeschlossen. Insgesamt hatten Anklage und Verteidigung 36 Zeugen aufgeboten.

30. Juli und 4. August: Der Prozess geht nach fast fünf Monaten seinem Ende entgegen. Staatsanwaltschaft und Verteidigung überreichen ihre Zusammenfassungen der Beweislage unter Ausschluss der Öffentlichkeit an die Richterin.