Das havarierte Kreuzfahrtschiff hat seit dem Unglück zum ersten Mal wieder Wasser unter dem Kiel. Das Anheben des Wracks ist aber riskant, denn es könnte auseinanderbrechen.

Giglio. Zentimeter um Zentimeter hat sich das rostige Wrack der „Costa Concordia“ am Montag aus dem Meer gehoben. Dann konnte der Chefingenieur der Bergungsmannschaft, Franco Porcellacchia, einen ersten Teilerfolg bekannt geben: „Das Schiff schwimmt.“ Erstmals seit dem tragischen Unglück des Kreuzfahrtschiffs vor zweieinhalb Jahren hat das Ungetüm damit wieder Wasser unter dem Kiel. Doch die schwierigste Phase der Bergung steht noch bevor.

Der 114.500 Tonnen schwere Koloss, der mit einer Länge von drei Fußballfeldern doppelt so lang ist wie die „Titanic“, hatte sich gegen Mittag etwa zwei Meter von der Unterwasserplattform abgehoben, auf der er während der monatelangen Vorbereitung des Abtransports lag. Langsam wurde das Schiff von der Felsenküste der Toskana-Insel Giglio weggezogen, um die rings um das Wrack befestigten 30 Schwimmkörper weiter mit Luft befüllen zu können.

„Wir sind bis jetzt sehr zufrieden“, sagte Porcellacchia. Am Ufer beobachteten Kinder in Badehose, wie das Wasser in Fontänen aus den Tanks spritzte, als die Luft hineingedrückt wurde. Medien aus aller Welt begleiteten das Spektakel. Der Chef der Bergungsaktion, der Südafrikaner Nick Sloane, hatte kurz vor dem Beginn der Operation eingeräumt, er sei „nervös“ angesichts des Risikos, dass das Wrack auseinanderbrechen könne.

Sloane sagte AFP, dass die Gefahr bestehe, dass das Wrack während des Anhebens „abknickt“ oder die am Schiffskörper befestigten Ketten reißen. Neben Sloane waren 41 weitere Experten während des heiklen ersten Bergungsmanövers an Bord des Havaristen. Insgesamt soll der Einsatz mehrere Tage dauern. Am Dienstag oder Mittwoch sollen die Schwimmkörper abgesenkt werden, wenn das Wrack noch weiter aus dem Wasser aufgetaucht ist.

„Dann gibt es kein Zurück mehr“, sagte Porcellacchia. Zwischen Donnerstag und Samstag soll dann die Hauptbefüllung der Schwimmkörper mit Luft erfolgen. Anschließend werden die auftauchenden Decks von Abfällen gereinigt und mögliche bislang unentdeckte Schäden geprüft, bevor der Kreuzfahrtriese auf seine letzte Reise geht: zur Verschrottung nach Genua.

Die Gewässer, durch die das Unglücksschiff geschleppt wird, zählen zu den größten europäischen Meeresschutzgebieten. Daher wird die Bergungsaktion von Umweltschützern genaustens verfolgt. „Das schlimmste Szenario wäre, wenn das Schiff auseinander bricht oder kippt“, sagte Greenpeace-Expertin Giorgia Monti dazu. Und tatsächlich wären die Folgen in dem Fall fatal. Das Schiff ist mit Unmengen schmutzigen Wassers geflutet und rund hundert Tonnen Treibstoff sind noch an Bord.

„Das ist eine beispiellose Operation. Und wie bei allem, was erstmals gemacht wird, gibt es Risiken“, sagte Porcellacchia. „Aber wir sind zuversichtlich.“

Die 290 Meter lange „Costa Concordia“ war am 13. Januar 2012 vor Giglio auf einen Felsen aufgelaufen und gekentert. 32 Menschen starben, darunter zwölf Deutsche. Kapitän Francesco Schettino muss sich seit einigen Wochen in Rom unter anderem wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Für die Bergung muss die Reederei Costa Crociere nach eigenen Angaben mindestens 1,5 Milliarden Euro aufbringen.