Die Verteidigung versucht, die Glaubwürdigkeit des angeklagten Sportlers zu untermauern. Der Nachbar sagte aus, Pistorius sei „innerlich zerrissen, gebrochen und verzweifelt“ gewesen.

Pretoria. Bei der Fortsetzung des Mordprozesses gegen den südafrikanischen Sprintstar Oscar Pistorius hat am Montag der erste Zeuge am Ort der Tragödie ausgesagt. Nach einem Anruf von Pistorius kurz nach den tödlichen Schüssen auf Reeva Steenkamp sei er herbeigeeilt und habe einen „am Boden zerstörten“ Pistorius vorgefunden, der seine tote Freundin auf den Armen die Treppe herunter getragen habe, sagte der befreundete Nachbar Johan Stander.

„Er schrie, er weinte, er betete“, schilderte Stander den Zustand von Pistorius. Der Athlet sei „innerlich zerrissen, gebrochen und verzweifelt“ gewesen. „So etwas möchte ich nicht nochmal erleben“, sagte Stander. „Sein Gesicht – der Ausdruck von Schmerz, der Ausdruck von Trauer.“

Pistorius ist angeklagt, in der Nacht zum Valentinstag vergangenen Jahres seine Freundin vorsätzlich erschossen zu haben. Der unterhalb der Knie amputierte Sportler beteuerte, Steenkamp für einen Einbrecher gehalten zu haben. Im Verhör gab er dann schließlich an, er habe aus Versehen vier Schüsse abgefeuert. Der Staatsanwalt Gerrie Nel dagegen wirft Pistorius vor, seine Freundin nach einem Streit bewusst getötet zu haben.

Pistorius' Nachbar Stander ist ein Zeuge der Verteidigung. Nach seiner Schilderung war die Erschütterung des Sportlers über den Tod seiner Freundin echt: „Wie er Gott angefleht hat, dass sie am Leben bleibe“, erinnerte er sich vor dem Gericht in Pretoria. In den kommenden zwei Wochen wird die Verteidigung weitere Entlastungszeugen präsentieren, bevor über ein Urteil beraten wird. Der Prozess war für die Osterferien unterbrochen worden.

Bei seiner Aussage hatte sich der beinamputierte Sportler Mitte April in Widersprüche verstrickt und war schließlich zusammengebrochen. Im Fall einer Verurteilung drohen dem 27-jährigen Pistorius bis zu 25 Jahre Haft.