Ein neues Erdbeben der Stärke 7,6 hat in Nordchile wieder einen Tsunami-Alarm ausgelöst. Die Bevölkerung musste die Küstenregionen des Landes verlassen. Auch Staatschefin Bachelet wurde umquartiert.

Santiago. Einen Tag nach dem starken Erdbeben vor der Nordküste Chiles hat ein schweres Nachbeben den Bewohnern der Region einen Schrecken eingejagt. Die Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 7,6 an, nachdem zunächst von 7,8 die Rede gewesen war. Berichte über Opfer oder größere Schäden gab es nicht.

Der chilenische Notfalldienst und die Marine gaben eine Tsunami-Warnung heraus und ordneten die Räumung tief liegender Gebiete entlang der nördlichen Küste an. Das bedeutet, dass viele Bewohner die zweite Nacht in Folge nicht in ihren Häusern verbringen konnten.

Betroffen von den Evakuierungen war auch Präsidentin Michelle Bachelet, die in der Stadt Arica zu Besuch war, um sich ein Bild von den Schäden zu machen. „Ich wurde wie alle Bürger in Sicherheit gebracht. Man kann sehen, dass die Menschen vorbereitet sind“, twitterte sie in den Morgenstunden.

Das Nachbeben ereignete sich am Mittwochabend (Ortszeit) 23 Kilometer südlich der Hafenstadt Iquique in einer Tiefe von 20 Kilometern. In dem Ort gerieten Gebäude ins Wanken, Anwohner rannten auf die Straßen. Iquique war eine der Städte, in denen das Beben der Stärke 8,2 vom Vortag einigen Schaden angerichtet hatte.

Das Staatsfernsehen berichtete, das Nachbeben habe nahe Alto Hospicio, einer ärmlichen Gegend in den Bergen über Iquique einige Erdrutsche ausgelöst. Dort hatte das starke Erdbeben vom Dienstag rund 2500 Häuser beschädigt.

Das Nachbeben war auch im Süden des benachbarten Peru zu spüren, wo in den Städten Tacna und Arequipa viele Menschen in Panik aus Gebäuden flohen.

Das schwere Erdbeben hatte mindestens sechs Menschen das Leben gekostet. Es wurde befürchtet, dass weitere Opfer in alten Lehmhäusern in weit abgelegenen Orten ums Leben gekommen sein könnten.

Chile gehört zu den für Erdbeben anfälligsten Ländern der Welt: Vor der Küste stößt die Nazca-Platte auf die südamerikanische Platte und erzeugt Spannungen. Der verheerendste Erdstoß, der je registriert wurde, ereignete sich ebenfalls in Chile: 1960 riss ein Beben der Stärke 9,5 mehr als 5000 Menschen in den Tod.