Satellit ortet Trümmer mitten im Indischen Ozean. Doch stammen sie wirklich von der verschollenen Boeing?

Singapur. Es sind zwei große Objekte, die im Indischen Ozean treiben und immer wieder von Wellen überspült werden, die neue Hoffnung keimen lassen, das Schicksal des verschollenen Flugs MH 370 könne doch noch geklärt werden. Entdeckt wurden die Objekte auf einem Satellitenbild von der Oberfläche des Ozeans in einem der entlegensten Winkel des Planeten, zwischen Australien, Südafrika und der Antarktis: Sind es Wrackteile der vermissten Malaysia-Airlines-Maschine, die in der Nacht zum 8. März vom Radar verschwand? Ein Orion-Jet der australischen Royal Airforce traf am Donnerstagnachmittag Ortszeit über dem besagten Meeresgebiet etwa 2500 Kilometer südöstlich von Perth (Australien) ein. Das Überwachungsflugzeug – ausgestattet mit Infrarotkameras, Radar und magnetischen Anomalie-Detektoren – musste jedoch schon bald wieder abdrehen: „Die Crew war nicht in der Lage, Trümmer zu finden“, meldete die australische Behörde für Seesicherheit (Amsa) per Twitter. „Wolken und Regen schränkten die Sicht ein.“

Drei weitere Flugzeuge folgten, und inzwischen ist auch der norwegische Frachter „St. Petersburg“ eingetroffen, doch dann brach die Dunkelheit herein, und eine Suche war kaum noch möglich. Eindeutiges könne man wohl erst „in zwei bis drei Tagen“ sagen, so Australiens Verteidigungsminister David Johnston. Amsa hatte die verdächtigen Objekte schon vor vier Tagen entdeckt. Am Freitag waren sich die dortigen Experten sicher genug, damit an die Öffentlichkeit zu treten. Premierminister Tony Abbott gab den Fund während einer Parlamentssitzung in Canberra bekannt.

„Es ist die beste Spur, die wir haben“, sagte John Young von der Behörde für Seesicherheit, die die Suche im südlichen Teil des Indischen Ozeans leitet. John McGarry von der Royal Airforce Australiens hatte zuvor erklärt, die Spur sei „glaubhaft genug, um die Suche in diesem Gebiet umzuleiten“. Das kleinere der beiden Objekte ist rund fünf Meter lang, das größere bis zu 24 Meter – es könnte ein Flügel der verschollenen Boeing sein oder auch das Heck.

Doch noch warnen die Behörden davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. In dieser Region, hieß es aus Australien, fänden sich immer wieder Teile im Meer, die meisten stammten von Containerschiffen. Malaysias Transportminister Hishammuddin Hussein klang bei der allabendlichen Pressekonferenz auch nicht sehr zuversichtlich. Vor Freitag werde es keine Bestätigung geben, erklärte er in Kuala Lumpur. Es werde Zeit kosten, Suchgeräte zum Fundort zu bringen und die beiden Objekte näher zu untersuchen. Doch „bevor wir nicht sicher sind, dass wir den vermissten Flug MH370 lokalisiert haben, werden die Such- und Rettungsoperationen in beiden Korridoren fortgesetzt“.

Radardaten hatten in den vergangenen Tagen Hinweise dafür geliefert, dass die verschollene Maschine kurz nach dem Start ohne bekannte Gründe eine scharfe Wendung gen Westen vollzogen hatte. Danach hätte sie den Berechnungen zufolge noch etwa sechs Stunden entweder in nordwestlicher Richtung, nach Kasachstan, Turkmenistan und Nordthailand geflogen sein können, oder eben in südwestlicher Richtung, wo nun die Australier die potenziellen Trümmerteile fanden. Malaysia, erklärte Hishammuddin, werde trotz möglicher neuer Erkenntnisse zwei Flugzeuge nach Kasachstan schicken, Großbritannien ein zusätzliches Schiff in den südlichen Korridor.

„Jede Spur, die wir erhalten, muss geprüft und bestätigt werden. Wenn sie sich als falsch herausstellt, wird sie den Familien falsche Hoffnungen machen”, erklärte Hishammuddin. Er versprach, dass die Angehörigen der 239 Vermissten als Erste erfahren würden, wenn es neue Entwicklungen gäbe. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines kündigte an, die Verwandten der Passagiere und der Besatzung nach Australien zu fliegen, sollte die Suche Ergebnisse bringen. Eine Bergung (wenn es sich um MH370 handelt) dürfte allerdings sehr schwierig werden. Der Ozean ist in dem fraglichen Gebiet mehrere Tausend Meter tief. Die Suchtrupps, erwarten Experten, werden nun wohl Sonarbojen abwerfen, die die Signale der Blackbox ausmachen sollen. Doch bei der Tiefe des Meeres werde schon die Suche äußerst schwierig, warnte ein Amsa-Sprecher vorsorglich.