Noch immer ist unklar, was mit der Boeing mit 239 Menschen an Bord passiert ist. Angehörige sind wütend über die malaysische Informationspolitik. Aus Protest wollen sie in einen Hungerstreik treten.

Peking/Kuala Lumpur. Die Wut der Angehörigen von Passagieren des Malaysia Airlines-Fluges MH370 wächst. Angehörige chinesischer Passagiere an Bord des vermissten Flugzeugs der Malaysia Airlines drohen mit Hungerstreik, falls sie nicht mehr Informationen bekommen.

Ein Sprecher der aufgebrachten Angehörigen kritisierte am Dienstag, dass es zehn Tage nach dem Verschwinden der Passagiermaschine immer noch keine Hinweise gebe. Die Angehörigen würden nun zur malaysischen Botschaft in Peking gehen, „um den Botschafter zu finden“, fügte der 63-jährige Wen Wancheng nach einem Treffen mit Vertretern von Malaysia Airlines in einem Pekinger Hotel hinzu.

Bei dem Treffen mit Vertretern der Fluggesellschaft am Dienstag in Peking äußerten sie scharfe Kritik. „Bringt unsere Verwandten zurück“, hatte eine verzweifelte Frau auf ein Plakat geschrieben, mit dem sie aus Protest gegen die als unzulänglich empfundene malaysische Informationspolitikzum Hungerstreik aufrief. „Wir brauchen die Wahrheit. Wir werden uns nicht der Politik beugen.“ 153 der 239 Insassen des Flugzeugs sind chinesische Staatsbürger.

Ministerpräsident Li Keqiang machte in einem Telefongespräch mit seinem malaysischen Amtskollegen Najib Razak auch persönlich Druck. Malaysias Regierung wehrt sich gegen die Kritik und argumentiert, es wäre unverantwortlich, Informationen herauszugeben, die nicht verifiziert seien.

Suche wird ausgeweitet

Am elften Tag nach dem Verschwinden des malaysischen Flugzeugs hat China die Suche entlang seiner Nordwestgrenze aufgenommen. Australien flog am Dienstag südwestlich seiner Küste mit einem Seeaufklärer über den Indischen Ozean.

Die Suche nach dem vermissten malaysischen Passagierflugzeug findet damit inzwischen auf einer Fläche von etwas mehr als der Größe Australiens statt. „Die gesamte Suchregion umfasst nun 2,24 Millionen Quadratseemeilen (etwa 7,7 Millionen Quadratkilometer)“, sagte der malaysische Verkehrsminister Hushamuddin Hussein am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Australien hat eine Landfläche von 7,6 Millionen Quadratkilometern.

Derzeit sind 26 Länder an der Suche nach der Boeing 777 beteiligt, von der seit dem 8. März jede Spur fehlt.

„Lasst uns hoffen und beten“

„Ein neuer Tag: Lasst uns hoffen und beten, dass wir heute etwas finden“, twitterte der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein am Morgen (Ortszeit). Doch auch am elften Tag der intensiven Suchbemühungen fehlte zunächst weiter jede Spur von dem Flugzeug. Die Suche konzentriert sich auf zwei Flugkorridore. Einer reicht von Malaysia über Nordindien bis nach Kasachstan, der andere Richtung Südwesten auf den Indischen Ozean hinaus.

Kasachstan und Kirgistan haben keine Hinweise, dass das Flugzeug in ihren Luftraum eingedrungen sein könnte, berichtete die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Auch Pakistan und Indien wüssten nichts.

Die Ermittlungen konzentrieren sich auf mehrere Möglichkeiten: Sabotage, Entführung, Terrorakt oder Selbsttötung eines der Piloten. Die Überprüfung des persönlichen Hintergrunds der 153 chinesischen Staatsbürger an Bord habe keine Hinweise auf eine Verwicklung in eine Entführung oder einen Terrorakt ergeben, erklärte der chinesische Botschafter in Kuala Lumpur, Huang Huikang, laut Xinhua.

In die Suche hat Malaysia zusätzliche Experten einbezogen. Selbst die US-Raumfahrtbehörde Nasa hilft mit und wertet unter anderem Bilder aus, die von Satelliten und der Internationalen Raumstation ISS aufgenommen wurden. Objekte, die größer sind als 30 Meter, könnten darauf identifiziert werden, sagte ein Sprecher in Washington.

Zuletzt rückten die beiden Piloten immer stärker ins Visier der Ermittler. Am Montag hatte Malaysia Airlines mitgeteilt, die letzten Worte aus dem Cockpit seien vom Ko-Piloten Fariq Abdul Hamid gekommen. Sie wurden übermittelt, nachdem das Kommunikationssystem ACARS manuell abgeschaltet worden war. Zwei Minuten nach den Worten des Ko-Piloten wurde auch der Transponder ausgeschaltet, der automatisch Daten an die Flugkontrolle überträgt. Danach verschwand die Maschine von den zivilen Radarschirmen.