Mehr Experten im Krisenstab, mehr Länder bei der Suche – aber die Malaysier haben bei der Suche nach dem verschwundenen Flugzeug nichts vorzuweisen. Chinas Regierungschef Li macht Druck.

Kuala Lumpur/Canberra/Peking/Washington. Zusätzliche Spezialisten sollen die Suche nach dem verschollenen Flug MH370 vorantreiben. Nach scharfer Kritik Chinas am bisherigen Ergebnis der Arbeit zog Malaysia die neuen Fachleute zu den Ermittlungen heran. Ein Fachmann aus China und drei Experten aus Frankreich seien zum Ermittlerteam dazugestoßen, sagte Verkehrsminister Hishammuddin Hussein am Montag in Kuala Lumpur.

Außerdem hilft jetzt auch die US-Raumfahrtbehörde Nasa bei der Suche nach dem verschwundenen Flug MH370. Nasa-Chef Charles Bolden habe angeordnet, dass alle Möglichkeiten der Nasa, zur Suche beizutragen, geprüft werden sollten, sagte ein Sprecher der Behörde in Washington am Montag.

Daraufhin würden derzeit unter anderem Bilder ausgewertet, die von Satelliten und der Internationalen Raumstation ISS aufgenommen wurden. Objekte, die größer sind als 30 Meter, könnten darauf identifiziert werden. Alle relevanten Ergebnisse der Auswertungen werde die Nasa weitergeben, sagte der Sprecher.

Flugzeug bleibt spurlos verschwunden

Gleichzeitig lief eine intensive neue Suche entlang der beiden Routen an, auf denen die Maschine mit 239 Menschen an Bord geflogen sein könnte. 26 Länder seien inzwischen an der Suche beteiligt. Neue Erkenntnisse über den Verbleib der Boeing 777-200 gab es nicht. Die Maschine verschwand am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking vom Radar und ist seither spurlos verschwunden. Unter den Passagieren waren mehr als 150 Chinesen.

Chinas Ministerpräsident Li Keqiang machte bei seinem malaysischen Amtskollegen Najib Razak persönlich Druck, wie das chinesische Staatssenders CCTV berichtete. Die Ermittler müssten umfassendere Details und verlässliche Daten bereitstellen, habe Li Keqiang gefordert. Malaysias Verkehrsminister wehrte sich später gegen Kritik. „Auch Malaysia vermisst Söhne und Töchter, 50 Malaysier waren an Bord“, sagte er. „Aber es wäre unverantwortlich, Informationen herauszugeben, die nicht verifiziert sind.“

Zum letzten Kontakt mit der Maschine kam ein neues Detail ans Licht: Die letzten bekannten Worte aus dem Cockpit stammten wahrscheinlich von Copilot Fariq Abdul Hamid (27) und nicht von Flugkapitän Zaharie Ahmad Shah (52), sagte Airlinechef Ahmad Jauhari Yahya.

„Alright, good night“ (etwa: Alles klar, gute Nacht), war der letzte Funkspruch, den die malaysische Bodenkontrolle aus dem Cockpit von Flug MH370 erhielt. Er ging um 01.19 Uhr Ortszeit ein, etwa 40 Minuten nach dem Start. Der Verkehrsminister wiederholte, dass neben Sabotage und Entführung auch ein möglicher Selbstmord eines Piloten in Betracht gezogen werde.

Weil die Ermittler inzwischen überzeugt sind, dass die Maschine noch Stunden nach dem letzten Kontakt weiterflog, prüfen sie auch, ob womöglich ein Passagier per Handy anzurufen versucht hat. „Bis jetzt gibt es von keiner Telefongesellschaft Anzeichen, dass jemand versucht hat, zu telefonieren“, sagte Ahmad. „Wir prüfen noch.“

Die Ermittler gehen davon aus, dass jemand an Bord absichtlich die Kommunikationssysteme ausstellte und die Maschine vom Kurs abbrachte. Sie könnte Richtung Nordwesten über Indien und Pakistan bis in die Region Kasachstan geflogen sein oder Richtung Südwesten über Indonesien, an Australien vorbei auf den Indischen Ozean. An der südlichen Flugroute übernahm Australien die Koordination der Suche, wie Regierungschef Tony Abbott mitteilte.

Schon vor der Intervention des chinesischen Ministerpräsidenten hatte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua die malaysischen Behörden scharf kritisiert. In einem Kommentar, den die Zeitungen am Montag verbreiteten, beklagte Xinhua einen Mangel an zeitigen Informationen und Vergeudung der großen Suchbemühungen. „Angesichts der heutigen Technologie riecht der Zeitverzug entweder nach Vernachlässigung von Pflichten oder einem Zögern, Informationen umfassend und rechtzeitig zu teilen. Das wäre unerträglich.“

Malaysia trage eindeutig Verantwortung, aber auch andere Beteiligte wie der Flugzeugbauer Boeing, der Triebwerkshersteller Rolls Royce und die „Geheimdienst-Supermacht USA“ hätten „bessere Arbeit leisten sollen“. Dass neue Erkenntnisse nur mit „schmerzhafter“ Verspätung veröffentlicht worden seien, habe Gerüchte aufkommen lassen, was die Nerven der wartenden Familien strapaziert habe, beklagte die Staatsagentur.