Forscher haben offenbar eine neue Spur von der verschollenen Boeing des Flugs MG370 gefunden. Kurz nach dem mysteriösen Verschwinden vom Radar wollen Seismologen eine Besonderheit auf dem Meeresboden registriert haben.

Peking/Kuala Lumpur/Washington. Seit knapp einer Woche ist die Boeing vom Flug MH370 verschollen. Nun wollen chinesische Forscher eine Spur zu dem möglicherweise verunglücktem Flugzeug gefunden haben. Seismologen und Physiker wollen eineinhalb Stunden nachdem der Kontakt zum Flugzeug abgebrochen war, eine Besonderheit auf dem Meeresboden zwischen Malaysia und Vietnam registriert haben. Das berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag. Die Wissenschaftler von der Universität für Wissenschaft und Technologie sagten, dass das „Ereignis“ von einem in das Meer gestürzte Flugzeug ausgelöst worden sein könnte.

Unterdessen verfolgen US-Kreise, die über die Suche informiert sind, eine ganz andere Theorie. Laut der Nachrichtenagentur AP sollen sich Hinweise erhärten, dass die Maschine noch Stunden nach dem Verschwinden vom Radar unterwegs war. Demnach soll das Flugzeug der Malaysia Airlines etwa noch vier Stunden lang nach seinem Verschwinden vom Radar Signale gesendet haben. Möglicherweise sei es Hunderte Kilometer weiter geflogen als bisher bekannt, erfuhr die Nachrichtenagentur AP. Zuverlässige Hinweise auf den Verbleib der Maschine und das Schicksal der 239 Insassen gab es am Freitag - sechs Tage nach dem Verschwinden - aber noch immer nicht.

Laut US-Ermittlerkreisen übertrug die Boeing 777 keine Daten, versuchte aber Kontakt zu dem Satelliten herstellen. Boeing bietet bei seinen Flugzeugen einen Satellitendienst an, mit dem während des Flugs die Funktion der Maschine kontrolliert werden kann. Malaysia Airlines habe diesen Dienst nicht abonniert. Deswegen habe es keine Datenübertragung gegeben, dennoch habe das System den Satelliten aber angefunkt, sagte die Gewährsperson.

„Das ist so, wie wenn dein Handy aus ist, aber noch ein kleines Signal 'Ich bin da' sendet“, erklärte ein Ermittler. „So kann man manchmal deine Position eingrenzen, ohne dass du telefonierst, einfach weil das Handy so oft kleine Signale von sich gibt.“ So müsse man sich das auch bei dem Flugzeug vorstellen.

Nachdem die Maschine vom Radar verschwunden sei, habe auch noch ein anderer, rudimentärer Datenservice eine kürzere Zeit weitergesendet, hieß es weiter. Hätte es einen kompletten Technikausfall gegeben, eine Explosion oder einen Absturz, hätten alle Signale gleichzeitig verstummen müssen.

Der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein sagte, er könne aufgrund der ihm vorliegenden Daten von Boeing und dem Motorenfabrikanten Rolls Royce nicht bestätigen, dass die Maschine länger unterwegs gewesen sei. Von Boeing selbst gab es keinen Kommentar.

Das Ministerium in Kuala Lumpur ging nicht auf einen erneuten Bericht des „Wall Street Journal“ ein, dem zufolge die Maschine nach dem letzten Radarkontakt noch stundenlang weitergeflogen sei. Korrigiert wurden lediglich erste Angaben, dass die Signale von den Rolls-Royce-Triebwerken stammten. Malaysische Satelliten hätten die „Pings“ empfangen, hieß es nun.

Nach wachsender Kritik am chaotischen Krisenmanagement der Malaysier betonte deren Regierung ihre enge Kooperation mit US-Ermittlern: „Wir arbeiten eng mit dem US-Team zusammen, das uns hier in Kuala Lumpur seit Sonntag mit der Untersuchung hilft“, teilte das Transportministerium mit. „Wir üblich wird das Untersuchungsteam keine Information veröffentlichen, bevor sie nicht geprüft und untermauert ist.“

Die Ermittler hätten neue Informationen erhalten, sagte auch der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Details nannte er nicht. Das Kommando der US-Pazifikflotte schickte den Zerstörer „USS Kidd“ vom Südchinesischen Meer, wo die Absturzstelle zunächst vermutet worden war, in den Indischen Ozean. Auch ein Flugzeug werde sich dort an der Suche beteiligen, hieß es vom US-Militär.

Die neuen Erkenntnisse bedeuten, dass die Maschine nach dem Abreißen des Radarkontakts noch Hunderte Kilometer weit geflogen sein könnte und möglicherweise in eine ganz andere Region gelangt ist als die, in der bislang gesucht wurde. Bislang wurde eine Region von knapp 93.000 Kilometern durchkämmt, was etwa der Größe Portugals entspricht.

Hussein erklärte, dass sein Land Indien und andere Nachbarstaaten um Radardaten gebeten habe, um zu prüfen, ob die Maschine möglicherweise die Richtung geändert habe. Indien erklärte, Küstenwache, Marine und Luftwaffe suchten im südlichen Andamanischen Meer nach der Maschine.

„Wegen neuer Informationen kann es sein, dass wir uns an einer neuen Suchaktion im Indischen Ozean beteiligen“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, in Washington.