124 Millionen Euro zahlen die Deutschen für das Knallen. Welche Versicherung hilft, wenn Raketen und Böller im Haus hochgehen.

Hamburg. Zahlen, bitte: Das sind die letzten wichtigsten Statistiken und Tipps, die sich die feierwütigen Bundesbürger an Silvester vor Augen halten sollten, bevor um Schlag zwölf sich das alte Jahr verabschiedet und 2014 beginnt. Und zahlen mussten die Deutschen selbst für das Feuerwerk – oder besser: Sie haben es so gewollt. 124 Millionen Euro lassen sich die Bürger hierzulande nach Schätzung der Hersteller das Feuerwerk für diese eine Nacht kosten. Dafür kriegt man einen Cristiano Ronaldo, gegen dessen Portugiesen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM im Simmer in Brasilien spielt, und dazu noch einen halben Mesut Özil obendrauf.

Doch so darf man nicht denken. Silvester ist auch der Tag der kulinarischen Demut zwischen Flensburg und Garmisch. Knapp ein Drittel der Deutschen (30,1 Prozent) lässt das alte Jahr am häufigsten mit Kartoffelsalat und Würstchen ausklingen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Gesundheitsportals apotheken-umschau.de. Auf den Tischen finden sich außerdem oft (17,5 Prozent), Raclette (16,2 Prozent) und Fleischfondue (15,8 Prozent). Jeder Zehnte gönnt sich Berliner (oder auch: Krapfen) zum Jahreswechsel.

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Da fällt quasi nicht ins Gewicht, dass auch der Staat eifrig mitkassiert am Feierrummel. Von jeder Flasche werden 1,02 Euro Sektsteuer fällig. Wie mag es da um die Fähigkeit zum Simsen bestellt sein? Denn 290 Millionen SMS mit Grüßen und Glückwünschen werden nach Angaben des IT-Verbandes Bitkom bundesweit in der Neujahrsnacht versendet. Aber in der Neujahrsnacht brechen die Mobilfunknetze häufig unter der Last zusammen. Wer Freunden und Bekannten pünktlich ein frohes neues Jahr wünschen will, sollte die Kurznachrichten am besten schon vor Mitternacht schreiben und als Entwurf speichern, rät der IT-Verband Bitkom. Anschließend kann er sie um 0 Uhr einfach abschicken, während andere Handynutzer noch tippen.

Noch einfacher lässt sich der pünktliche Gruß auf Android-Smartphones mit Apps wie Auto SMS oder SMS Scheduler verschicken. Beide Programme sind bei Google Play kostenlos erhältlich, Alternativen fürs iPhone gibt es leider nicht. Nach Bitkom-Angaben bieten auch einige Netzbetreiber und Internetportale die Möglichkeit, Kurznachrichten zeitversetzt zu schicken. Allerdings sollten Nutzer hier vorher prüfen, ob die Anbieter dafür zusätzliche Gebühren berechnen.

Ob man bei diesem Gesimse noch aufs Knallen achtet? Nach Ärzteangaben erleiden jedes Jahr rund 8000 Deutsche an Silvester Verletzungen des Innenohrs durch Feuerwerkskörper. „Mehr als ein Drittel der Betroffenen behalten durch ein solches Knalltrauma bleibende Schäden wie Tinnitus und Hörverlust“, warnt die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC). Die Ärzte raten schlicht, sich von „Knallkörpern fernzuhalten und die Ohren zu schützen“. Die Ärzte fordern außerdem die Politik auf, die akustische Belastung zu verhindern, anstatt sie zu unterstützen. „Denn seit vergangenem Jahr darf Silvester-Feuerwerk die doppelte Menge an Sprengstoff enthalten wie bisher.“

Es gibt laut Deutscher Presse-Agentur dpa 53 Paragrafen im Sprengstoffgesetz, die den Umgang mit Feuerwerkskörpern amtlich regeln. 160 Dezibel laut kann ein Kanonenschlag bei der Explosion in zwei Meter Entfernung sein, lauter als ein startendes Düsenflugzeug. Und 160.000 illegale Böller aus Polen und Tschechien beschlagnahmten Polizei und Zoll im Jahr 2012. Diese Knaller sind besonders aggressiv.

Wenn es am oder im Haus knallt, ist oft ein Schaden da. Treffen Feuerwerkskörper das Haus, kommt die Wohngebäudeversicherung für Schäden auf. Bricht durch eine Rakete oder einen Böller ein Feuer aus und beschädigt das Gebäude, zahlt die Hausratversicherung. Das gelte auch für die Folgen von Löschwasser, erläutert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die private Haftpflichtversicherung greift, wenn ein Partygast in einer anderen Wohnung Schäden mit dem Feuerwerk anrichtet oder wenn Jugendliche mit Böllern hantieren. Wer sich mit Feuerwerkskörpern verletzt und dauerhaften Schaden davonträgt, erhält Leistungen aus der privaten Unfallversicherung.

Wird an Silvester mit einem Böller oder einer Rakete ein fremdes Auto beschädigt, zahlt in der Regel die private Haftpflichtversicherung des Verursachers. Darauf weist der ADAC Hessen-Thüringen hin. Bei Vorsatz kann die Versicherung die Leistung aber auch verweigern. Lässt sich der Verantwortliche nicht ermitteln, erstattet die Teilkaskoversicherung des Fahrzeugbesitzers Brandschäden sowie kaputte Scheiben. Bei Vandalismus springt nur eine Vollkaskoversicherung ein.

Und was nehmen sich die Deutschen für 2014 vor – außer dem Jubel beim WM-Sieg? 59 Prozent der Bundesbürger hatten für 2013 den guten Vorsatz, Stress zu vermeiden. Das könnte angesichts der vielen Fälle von Burnout schief gegangen sein. Manche sehen es pragmatischer, sie wollen im kommenden Jahr mehr Sport treiben (51 Prozent), sich gesünder ernähren (44) und abnehmen (34). Aber damit soll man nicht in der Nacht starten.