Aaron Alexis schoss auf einem Stützpunkt in der US-Hauptstadt mit drei verschiedenen Waffen um sich. Bei dem Schusswechsel mit der Polizei wurde der 34-Jährige selbst tödlich getroffen. Motiv ist unklar.

Washington. Nach der Schießerei mit 13 Toten auf einem US-Marinestützpunkt mitten in Washington suchen die Ermittler fieberhaft nach dem Motiv des Schützen. Washingtons Bürgermeister Vincent Gray bekräftigte am Montagabend (Ortszeit), dass es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe. Ein Marine-Reservist tötete bei dem Massaker zwölf Menschen, ehe er bei einem Schusswechsel mit der Polizei selbst tödlich getroffen wurde.

Todesschütze Aaron Alexis trug bei seinem Amoklauf drei Waffen. Ermittler sagten in der Nacht zum Dienstag, der Täter habe ein AR-15 Sturmgewehr und ein Jagdgewehr gehabt. Überdies habe er bei der Schießerei einem Polizisten eine Handfeuerwaffe abgenommen.

Seine Opfer waren laut Navy zwischen 46 und 73 Jahre alt. Mindestens drei Menschen wurden verletzt, darunter ein Polizeibeamter. Krankenhausmitarbeiter gingen jedoch davon aus, dass alle drei sich erholen würden.

Das FBI geht davon aus, dass der 34-Jährige ein Einzeltäter war. „Wir haben keinen Hinweis, dass es einen zweiten Schützen gab, selbst wenn wir das nicht vollständig ausgeschlossen hatten“, sagte Gray. Auch Polizeichefin Cathy Lanier zeigte sich zuversichtlich, dass die „einzige verantwortliche Person“ herausgefunden worden sei.

Kurz nach der Tat hatte man noch nach zwei, später noch nach einem weiteren Täter gefahndet. Nach Angaben der Bundespolizei FBI besaß Alexis einen gültigen Zugangsausweis für den Stützpunkt.

Stresssymptom nach 9/11

Bei dem Täter handelte sich laut Navy um einen früheren Vollzeitreservisten. Der Afroamerikaner Alexis diente von 2007 bis 2011 in der Marine für eine Flotten-Versorgungseinheit in Fort Worth in Texas. Zuletzt war er als externer IT-Mitarbeiter für das Militär tätig: Angestellt war Alexis bei einer Firma, die im Auftrag des Computerkonzerns Hewlett-Packard bei der Marine die PC-Ausstattung erneuerte.

Warum Alexis bei der Marine ausschied, war zunächst unklar. Er war in der Vergangenheit bereits mehrfach durch Waffendelikte auffällig geworden. Während ihn Nachbarn und Kollegen als freundlich beschrieben, hatte sein Vater gegenüber der Polizei einmal angegeben, dass sein Sohn Probleme damit habe, seinen Zorn zu b Washingtoneherrschen - Grund sei ein posttraumatisches Stresssymptom infolge der Terroranschläge vom 11. September 2001 gewesen.

„Wir versuchen, alles über seine jüngsten Bewegungen, seine Kontakte und sein Umfeld zu lernen“, sagte die stellvertretende Leiterin des FBI-Büros in Washington, Valerie Parlave. Bei der Polizei war Alexis wegen Vorfällen mit Schusswaffen aktenkundig. Aus US-Verteidigungskreisen hieß es, dass der Ex-Soldat während seiner Dienstzeit durch Fehlverhalten aufgefallen sei. Details dazu waren zunächst nicht bekannt.

Nach Polizeiangaben eröffnete Alexis am Montagmorgen gegen 8.20 Uhr (14.20 Uhr MESZ) auf dem Gelände des historischen Navy Yard im Südosten Washingtons das Feuer. Das Kommando- und Verwaltungszentrum der Marine liegt nur wenige Kilometer vom Weißen Haus entfernt und in der Nähe des Kapitols, in dem der US-Kongress tagt.

Gegend weiträumig abgesperrt

Wie Alexis mit den Waffen auf den gesicherten Stützpunkt gelangen konnte, war unklar. Möglicherweise hatte er aber als externer Mitarbeiter Zugang. Eine Angestellte des Marine-Stützpunktes, Patricia Ward, erzählte, am Zugang zu dem Gebäudekomplex gebe es keine Metalldetektoren.

In einem Bürogebäude schoss Alexis offenbar wahllos auf Menschen und lieferte sich dann ein Feuergefecht mit Sicherheitskräften, bis diese ihn töteten. „Zweifellos hätte er sonst weiter geschossen“, sagte die Polizeichefin. Elf weitere Menschen starben den Angaben zufolge auf dem Stützpunkt, ein zwölftes Opfer erlag seinen Verletzungen im Krankenhaus. Die Polizei machte zunächst keine genauen Angaben zu den Verletzten, US-Medien zufolge wurde aber etwa ein dutzend Menschen verwundet.

Zuvor war die Gegend, in der sich auch viele Wohnhäuser, Geschäfte und ein Baseball-Stadion befinden, über Stunden weiträumig abgesperrt worden. Der Senat sagte seine Nachmittagssitzungen ab. Auch ein Profi-Baseballspiel im benachbarten Stadion wurde verschoben. Am Dienstag sollten die abgesperrten Straßen rund um den Tatort wieder freigegeben werden.

Obama verurteilt „feigen Akt“

US-Präsident Barack Obama sprach den Angehörigen sein Beileid aus und ordnete an, die Flaggen in der Hauptstadt bis Freitag auf Halbmast zu setzen. Zuvor hatte er erklärt, die Verantwortlichen für den „feigen Akt“ zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Außerdem beklagte er, dass die USA erneut mit einer „Massenschießerei“ konfrontiert seien. Obama setzte sich nach dem Massaker vergangenen Dezember an der Grundschule von Newtown im Bundesstaat Connecticut für schärfere Waffengesetze ein, sein Vorhaben scheiterte aber im April im Kongress.

„Wann ist es endlich genug?“, fragte die demokratische Senatorin Dianne Feinstein, die für ihren vehementen Einsatz zugunsten schärferer Waffenkontrollbestimmungen bekannt ist. Sie beklagte eine „lange Abfolge von Massakern“, die von „durchgedrehten“ Tätern verübt worden seien, weil es ihnen möglich war, „zahlreiche Waffen, darunter militärische Sturmgewehre“ zu erhalten.

In den USA weckte der Fall Erinnerungen an den Amoklauf auf dem US-Militärstützpunkt Fort Hood in Texas. Dort erschoss im November 2009 der muslimische US-Militärpsychiater Nidal Hasan 13 Menschen, Dutzende wurden verletzt. Der 43-Jährige wurde dafür im vergangenen Monat von einer Militärjury zum Tode verurteilt.