Norwegens Prinzessin wird wegen teurer Designer-Garderobe kritisiert. Ihr wird sogar Bestechlichkeit vorgeworfen. Ihr Mann, Prinz Haakon, steht zu seiner Frau.

Oslo. Es ist nicht einfach, Kronprinzessin zu sein. Es ist ein Job voller Tücken und ungeschriebener Gesetze. Diese bittere Erkenntnis muss dieser Tage auch Norwegens Kronprinzessin machen. Ein Satz von Mette-Marit, 39, hat in dem skandinavischen Land heftige Diskussionen ausgelöst. Hofkenner Jens Hövsgaard meinte nun sogar, sie sei eine Gefahr für die norwegische Monarchie.

Mette-Marit hatte anlässlich ihres Geburtstags – sie wird am 19. August 40 Jahre alt – während einer offiziellen Birma-Reise der Zeitung „Dagbladet“ ein Interview gegeben. Das Porträt sollte zeigen, wie sehr sie sich in sozialen Fragen weltweit engagiert, wie wichtig ihre Teilnahme an Konferenzen und Aktionen ist. Eigentlich wäre alles sehr überzeugend gewesen, wenn die Ehefrau von Prinz Haakon – er feiert am 20. Juli seinen 40. Geburtstag –, nicht auch gesagt hätte: „Wenn man sich immer nur für meine Kleidung, Schuhe und Haare interessiert, stimmt irgendwo etwas nicht.“

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Kaum war das Interview veröffentlicht, als auch schon die angesehene Wirtschaftsredakteurin Wibeke Holth, 39, twitterte: „Wenn man von öffentlichen Geldern lebt und Unsummen für Kleidung ausgibt, stimmt auch irgendwo etwas nicht.“ Dann stellte Holth auch noch eine Rechnung auf. Wenn man alle der Öffentlichkeit bekannten Kleider, Schuhe und Taschen der Modehäuser Valentino, Pucci, Prada usw. zusammenrechnet, dann kommt man unweigerlich auf Werte von mehreren Hunderttausend Euro.

Rund 120.000 Euro stehen der künftigen Königin pro Jahr per Apanage privat zur Verfügung. Dass sie sich bei diesem Taschengeld mal eine Pucci-Robe für 8000 Euro, ein Valentino-Kleid für 15.000 Euro oder ein Birkin-Bag für 12.000 Euro leistet, sollte eigentlich niemanden überraschen. In Norwegen war man über diese „neue“ Erkenntnis trotzdem entsetzt.

Erst schwieg der Hof zu diesen Vorwürfen, dann reagierte man eher hilflos als klug: Die Kronprinzessin würde schließlich oft beim Schlussverkauf shoppen, Rabatt erhalten oder sogar die Dinge geschenkt bekommen, teilte eine Hofsprecherin mit.

Damit war das Problem jedoch längst nicht beseitigt – im Gegenteil. Denn nun könnte man der Gattin des Thronfolgers durchaus auch Bestechlichkeit vorwerfen. „Die Kronprinzessin ist eine lebende Reklamesäule“, meldete ein Blatt. „Man bekommt keine so großen Geschenke, ohne dass eine Gegenleistung erwartet wird“, meinte der dänische Experte Jens Hövsgaard. Und der konservative Politiker Erik Lundesgaard schimpfte: „Seit wann sind Valentino und Pucci Hoflieferanten? Warum muss das norwegische Königshaus etwas für die italienische Modeindustrie tun?“

Kritik an Mette-Marit ist paradox

Ein Paradoxon sticht jedoch ins Auge: Von Anfang an verlangten die norwegischen Untertanen von Mette-Marit Stilsicherheit und Eleganz. Schon kurz nach ihrer Hochzeit im Jahr 2001 wurde sie dafür kritisiert, sich viel zu einfach anzuziehen. Eine Kronprinzessin in Jeans oder in Kleidern, die nicht ordentlich sitzen? Das war ein Ding der Unmöglichkeit! Einmal wagte sie es sogar, ein Kleid zweimal zu tragen, worauf die Zeitung „VG“ sofort eine Umfrage startete, ob das bei einer Kronprinzessin auch in Ordnung sei.

Hilfe scheint die bürgerlich geborene Mette-Marit in den Anfangsjahren als Thronfolger-Gattin nicht erhalten zu haben. Ihrer Garderobe fehlten eindeutig ein gewisser Schick und Eleganz. Dann trug sie einige Jahre fast nur noch Schwarz – wohl in der Überzeugung, dass man mit dieser Farbe zumindest nicht viel falsch machen könnte.

Bis sie schließlich die richtig teuren Labels für sich entdeckte und offenbar auch in den entsprechenden Kreisen die modische Unterstützung fand, die sie suchte und brauchte. Seit ein paar Jahren gehört Franca Sozzani, Chefin der italienischen „Vogue“, zu ihrem allerengsten Freundeskreis.

Einige halten die zugespitzte Debatte inzwischen für einen Sturm im Wasserglas. Sympathiekundgebungen mehren sich langsam, aber sicher. Sogar aus dem Ausland zeigen Kenner ihr Verständnis für die Kronprinzessin. So sagte Charlie Jacoby, Hofexperte der BBC: „Diese Debatte ist idiotisch. Mir tut sie leid. Ich kann verstehen, dass sie diese Diskussionen ermüden. In England ist das anders. Wir sind imponiert, wenn Prinzessin Kate teure Kleider trägt.“

Wie auch immer die derzeitigen Diskussionen um Mette-Marit ausgehen werden, eines ist sicher: Ihr Mann, Prinz Haakon, steht zu seiner Frau, die er am 25. August 2001 geheiratet hat und die schon öfter in der Kritik stand. Erst vor Kurzem, als sie das Thronfolgertreffen vor der Krönung von Willem-Alexander, 46, und Máxima, 42, in den Niederlanden schwänzte.

Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder (Ingrid Alexandra, 9, und Sverre Magnus, 7). Sohn Marius, 16, stammt aus einer früheren Beziehung der Prinzessin.