Die Flutkatastrophe ist noch lange nicht überstanden, auch wenn Pegelstände sinken oder stagnieren. Das Wasser wird tagelang weiter auf die Deiche drücken. Politiker diskutieren über Hochwasserschutz und Entschädigungen.

Hamburg. Das Hochwasser wälzt sich mit aller Macht durch Ost- und Norddeutschland. Auch wenn Zeichen der Entspannung in Sicht sind, werden die Aufräumarbeiten noch Wochen dauern. Vor allem in Schleswig-Holstein blicken die Menschen gebannt auf die Elbe, bei Lauenburg wurde am Dienstagabend ein Rekordpegelstand von 9,61 Meter gemessen. Die Spitze des Hochwassers hat Sachsen-Anhalt verlassen, trotzdem blieb die Lage in Teilen des Landes dramatisch. Bedrohlich waren die Wassermassen auch nach wie vor in Brandenburg. In einigen Gebieten Bayerns führten Unwetter zu einer neuen Hochwasserwelle auf der Donau. In Sachsen entspannt sich die Lage weiter.

Nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch dürfte die Flutkatastrophe einen volkswirtschaftlichen Schaden von insgesamt etwa 12 Milliarden Euro verursacht haben. In der Politik begann eine Debatte über die Finanzierung der Milliardenschäden und den Ausbau des Hochwasserschutzes.

+++ Leitartikel: Was von der Flut bleibt +++

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will die Opfer mit Pauschalzahlungen aus einem Fluthilfefonds unterstützen. Das sagte der FDP-Politiker im Inforadio des RBB. Umweltminister Peter Altmaier (CDU) sagte in einem Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstag), dass der Hochwasserschutz überprüft werden müsse, es bestehe erheblicher Nachholbedarf. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte in der „Superillu“ ein konsequentes und zügiges Umsetzen von Schutzmaßnahmen.

Die Fluthilfe ist auch bei dem Treffen der 16 Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Donnerstag Thema. Am Mittwoch wollte Merkel noch in die Hochwassergebiete in Lauenburg und Hitzacker (Niedersachsen) reisen. Zuvor hatte Merkel auch Katastrophengebiete in Bayern, Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg besucht.

Nach dem Deichbruch an der Elbe bei Fischbeck stehen in Sachsen-Anhalt mehr als 1000 Quadratkilometer unter Wasser. Das ist eine Fläche, die fast halb so groß wie das Saarland ist. Die Bundeswehr warf am Dienstag aus mehreren Hubschraubern große Sandsäcke in die Fluten. Damit wurde ein weiteres Aufreißen des Deiches verhindert und die Fließgeschwindigkeit etwas abgemildert. Nach Angaben des Krisenstabes der Landesregierung ist der Deichbruch im Landkreis Stendal damit unter Kontrolle. Trotz langsam sinkenden Wasserstandes der Elbe sei die Lage weiter dramatisch, sagte Landrat Carsten Wulfänger (CDU). Die Sperrung einer Elbbrücke wegen Hochwassers verursachte weiter Verspätungen im Fernverkehr der Bahn. Betroffen sind die ICE-Verbindungen Berlin-Köln und Berlin-Frankfurt am Main.

Der Pegelstand der Elbe in Lauenburg in Schleswig-Holstein stieg zentimeterweise auf 9,61 Metern, das langjährige Mittel liegt bei etwa 5 Metern. „Mittwoch dürften wir den Hochwasser-Scheitel mit 9,63 Meter erreichen“, sagte Feuerwehrsprecher Thomas Grimm. Es wird erwartet, dass der Pegel auch in den kommenden Tagen noch über neun Metern liegen wird. „Wir gehen davon aus, dass wir noch bis Sonntag hierbleiben werden“, sagte Grimm. In Lauenburg haben die Einsatzkräfte die Elbstraße in der Altstadt mit ihren schönen Fachwerkhäusern aufgegeben, dort steht das Wasser zum Teil kniehoch. Versuche in der Nacht, den Wasserstand mit Hochleistungspumpen von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk in den Griff zu bekommen, mussten am frühen Morgen abgebrochen werden. Aufgrund des Hochwassers konnte der Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Büchen und Lüneburg die Station Lauenburg für einige Stunden nicht anfahren. In der Nacht zum Montag hatten die letzten der rund 300 Bewohner der Altstadt ihre Häuser verlassen

Die Spitze des Elbe-Hochwassers erreichte inzwischen die Prignitz im Norden Brandenburgs. „Das Plateau geht jetzt langsam durch“, sagte eine Sprecherin des Krisenstabes. Doch der Wasserstand pendelte sich mit 7,73 Meter ((Mittelwert: 2,77 Meter) auf einem historischen Rekord ein – was 29 Zentimeter über dem bisherigen Höchststand von 1880 liegt. „Die Situation ist dennoch nicht zu unterschätzen, weil das Wasser sehr lange bei uns stehen wird.“ Der Landkreis rechnet mit einer Dauer von bis zu zehn Tagen.

Das Elbe-Hochwasser erreichte in Niedersachsen seinen Höhepunkt weitgehend. „Auch wenn wir davon ausgehen, dass an den meisten Pegeln in Niedersachsen der Höchststand erreicht ist, gibt es trotzdem noch keinen Grund zur Entwarnung“, sagte Sprecher Achim Stolz vom Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. „Das Wasser wird noch mehrere Tage auf sehr hohem Niveau an den Deichen stehen und einen entsprechenden Druck ausüben.“

Die Elbe erreichte in Mecklenburg-Vorpommern ihren Höchststand. Seit Dienstagmorgen stagnierte der Wasserstand in Dömitz bei 7,20 Meter, am Mittwoch soll er dann auf 6,95 Meter sinken. Im etwas weiter flussabwärts gelegenen Boizenburg stieg die Flut dem Internetportal pegelonline zufolge am Vormittag noch leicht auf 7,30 Meter – normal sind an beiden Stellen etwa zwei Meter. Auch dort werden sinkende Pegelstände erwartet.

In manchen Gebieten Bayerns führten unwetterartige Regenfälle zu einer neuen Hochwasserwelle auf der Donau. In den von der Flut der vergangenen Woche besonderes betroffenen Gebieten Niederbayerns wurde am Dienstag wieder die Hochwassermeldestufe zwei erreicht, es gibt vier Warnstufen. Die Helfer im Katastrophengebiet rund um Deggendorf müssen voraussichtlich noch mehrere Wochen lang Gebäude auspumpen, ausgelaufenes Öl binden und Straßen vom Schlamm reinigen.

Der abendblatt.de-Liveticker informiert Sie über die aktuellen Entwicklungen des Jahrhundert-Hochwassers:

+++ Zeitung: Bund zahlt bis zu 4 Milliarden für Fluthilfe-Fonds +++

18.20 Uhr: Die Bundesregierung will sich nach einem Bericht der „Rheinischen Post“ mit drei bis vier Milliarden Euro an einem Fluthilfe-Fonds für die Opfer der Hochwasserkatastrophe beteiligen. Darauf hätten sich die Spitzen von Union und FDP unter Beteiligung des Finanzministeriums im Grundsatz geeinigt, schreibt das Blatt in seiner Mittwochausgabe.

In Koalitionskreisen hieß es am Dienstag in Berlin, die Zahlen seien Spekulation und aus der Luft gegriffen. Klar sei, dass es einen Fluthilfe-Fonds geben werde. Die genaue Größenordnung und Ausgestaltung seien aber noch offen, hieß es an anderer Stelle.

Wegen der Fluthilfen wird der Bund für 2013 dem Vernehmen nach einen Nachtragshaushalt vorlegen. Für dieses Jahr wird zunächst eine höhere Neuverschuldung unterstellt. Die Koalition will auf Steuererhöhungen zur Finanzierung der Fluthilfen verzichten.

An diesem Donnerstag will Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den 16 Ministerpräsidenten über Fluthilfen beraten. Laut „Rheinischer Post“ soll ein Eckpunktepapier beschlossen werden, in dem Details des Fonds sowie die Verteilung der Mittel verabredet werden.

Der Bundesanteil solle die Größenordnung des „Aufbaufonds“ nach der Flutkatastrophe aus dem Jahr 2002 erreichen, schreibt das Blatt weiter. Damals beteiligte sich der Bund mit fast 3,5 Milliarden Euro an dem Fondsvolumen von etwas mehr als 7 Milliarden Euro. Den Rest steuerten Länder und Kommunen bei. Auch bei einer Neuauflage eines Hilfsfonds soll es um eine hälftige Kostenteilung gehen.

+++ Über 80 Gebäude der Landeskirche von Flut betroffen +++

17.25 Uhr: Das Hochwasser in Sachsen hat mehr als 80 Gebäude der evangelischen Landeskirche in Mitleidenschaft gezogen. Die Schäden sind jedoch geringer als bei der Flutkatastrophe 2002, wie das Landeskirchenamt in Dresden nach erster Bestandsaufnahme am Dienstag mittelte. Meist handele es sich um überflutete Keller, aber auch sieben Innenräume von Gotteshäusern und mindestens 18 Gebäude wurden im Erdgeschoss überflutet. Dabei richtete vor allem die Elbe größere Schäden an Kirchen und Pfarrhäusern in Bad Schandau, Pirna sowie Dresden an. Vor elf Jahren gab es Schäden an 110 Gebäude, die für insgesamt 11,5 Millionen Euro saniert wurden.

+++ Pegel in Lauenburg stagniert bei 9,60 Metern +++

16.23 Uhr: Das Hochwasser wälzt sich mit aller Macht durch Ost- und Norddeutschland. Vor allem in Schleswig-Holstein blicken die Menschen gebannt auf die Elbe, bei Lauenburg stagnierte der Pegelstand am Dienstagnachmittag bei 9,60 Metern. Die Spitze des Hochwassers hat Sachsen-Anhalt verlassen, trotzdem blieb die Lage in Teilen des Landes dramatisch. Bedrohlich waren die Wassermassen auch nach wie vor in Brandenburg.

+++ Sechs Millionen Sandsäcke bei Hochwasser in Sachsen verbraucht +++

16.10 Uhr: Die Landestalsperrenverwaltung hat rund sechs Millionen Sandsäcke in die Hochwassergebiete Sachsens geliefert. Etwa drei Millionen Sandsäcke seien nicht abgefordert worden, teilte die Behörde in Pirna am Dienstag mit. Zur Deichverteidigung und zur Reparatur von Dämmen wurden zudem mehr als ein Kilometer mobile Sperren, rund 70.000 Quadratmeter Vlies und 5000 Quadratmeter Folie, etwa 600 Schaufeln sowie Pumpen, Notstromaggregate, Schlauchboote, Sandsackfüllgeräte und Transportnetze für Hubschrauber bereitgestellt.

+++ Merkel und Weil besuchen Hitzacker +++

15:41 Uhr: Gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Mittwoch die vom Elbehochwasser bedrohte Stadt Hitzacker besuchen. Eine Sprecherin der niedersächsischen Staatskanzlei bestätigte dies am Dienstag auf Anfrage der dpa in Hannover. Die Visite sei von 14.30 bis 15.30 Uhr geplant. Weitere Stationen im Hochwassergebiet entlang der niedersächsischen Elbe seien zunächst nicht geplant. Am Dienstag hatte das Elbehochwasser in Niedersachsen seinen Höhepunkt weitgehend erreicht. In Hitzacker lag der Pegelstand am Nachmittag bei 8,17 Meter. Sonst werden dort im Durchschnitt 2,67 Meter gemessen.

+++ Hamburger Hochbahn-Mitarbeiter helfen Kollegen in Magdeburg +++

15:24 Uhr: Acht Busfahrer der Hamburger Hochbahn haben sich auf den Weg ins Hochwassergebiet nach Magdeburg gemacht. Dort wollen sie ihre Kollegen von den Magdeburger Verkehrsbetrieben helfen, die derzeit alle Hände voll zu tun haben, einen Ersatzverkehr mit Bussen einzurichten und den öffentlichen Nahverkehr aufrecht zu erhalten.

Straßenbahnlinien können in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt, die besonders heftig von den Überflutungen betroffen ist, teilweise gar nicht mehr fahren. Aktuell hält die Hochbahn ein Notstromaggregat und Pumpen bereit, die bei Bedarf kurzfristig nach Magdeburg gebracht werden können. Die Hilfskräfte aus Hamburg werden voraussichtlich bis zum kommenden Montag in Magdeburg bleiben.

+++ Auch Nürnberg und Ingolstadt mit Benefizspiel für Flutopfer +++

15:07 Uhr: Auch Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg und Zweitligist FC Ingolstadt werden zugunsten der Opfer der Hochwasserkatastrophe ein Benefizspiel austragen. Der Club plant die Begegnung während der Vorbereitung auf die neue Saison. Der Ort wie auch der genaue Termin stehen aber noch nicht fest. Ingolstadt will die Einnahmen aus dem ersten Testspiel am Samstag beim VfB Eichstätt spenden. Zuvor hatten bereits Champions-League-Sieger Bayern München, Borussia Dortmund, der FC Augsburg sowie die Zweitligisten 1860 München und Dynamo Dresden ein Benefizspiel angekündigt.

+++ Bischöfin Fehrs bei Fluthelfern in Lauenburg +++

15:00 Uhr: Bischöfin Kirsten Fehrs hat am Dienstagnachmittag im Rathaus von Lauenburg die Technische Einsatzleitung im Hochwassergebiet besucht. Angesichts der drohenden Scheitelwelle, die auf Lauenburg und die angrenzenden Elbgebiete zurollt, dankte sie allen Einsatzkräften, „die seit Tagen bis an die Grenze ihrer Belastungsfähigkeit dem Hochwasser die Stirn bieten“.

Sie empfinde „großes Mitgefühl für all die, deren Zuhause und deren Betriebe durch die Flut bedroht sind und die es trotzdem noch schaffen, anzupacken und Tag und Nacht einen Schutzwall um die Stadt zu ziehen“. Das sei „Gemeinsinn, wie er besser nicht sein kann“, so Fehrs.

Dieses Engagement sei auch „ein Signal vor allem für diejenigen, die bereits vieles, was ihnen lieb und teuer ist, den Fluten preisgeben mussten“. Die Bischöfin äußerte die Hoffnung, dass „diese Kraft der Gemeinschaft“ auch weiterhin durch die Krise tragen werde: „Dazu gebe Gott seinen Segen.“

+++ Wassermassen bedrohen Vogelschutzinsel Trischen +++

14:36 Uhr: Die derzeit die Elbe herunterfließenden Wassermassen und ihre Müllfracht bedrohen auch die Vogelinsel Trischen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Die vom Naturschutzbund (NABU) betreute rund 180 Hektar große Insel liegt in der Nordsee nordwestlich der Elbmündung und damit im Einflussgebiet des Stroms. „Dieser wird nach den Hochwässern der letzten Tage seine schmutzige Fracht nicht nur in die Nordsee, sondern auch ins Wattenmeer ergießen“, warnte NABU-Vogelwartin Julia Baer am Dienstag.

+++ 40 Millionen Euro Soforthilfe für Niedersachsens Hochwasseropfer +++

14:08 Uhr: Den Hochwasseropfern in Niedersachsen stehen zunächst Soforthilfen von 40 Millionen Euro zur Verfügung. Dies hat das rot-grüne Landeskabinett am Dienstag beschlossen. Die eine Hälfte des Geldes stammt aus Bundesmitteln, den Rest schießt das Land zu. Mit der Soforthilfe sollen durch das Elbe-Hochwasser verursachte Schäden in Privathaushalten, der gewerblichen Wirtschaft und in der Land- und Forstwirtschaft sowie an der kommunalen Infrastruktur ausgeglichen werden, für die andere Ersatzleistungen von den Geschädigten nicht in Anspruch genommen werden können. Zudem prüft das Finanzministerium Steuererleichterungen für Hochwasseropfer.

+++ Spitze des Hochwassers zieht durch Wittenberge +++

13:34 Uhr: Die Spitze des Elbhochwassers hat die Prignitz erreicht. „Das Plateau geht jetzt langsam durch“, sagte eine Sprecherin des Krisenstabes am Dienstag in Perleberg. Der Wasserstand zeigte sich zunächst bei einer Höhe um 7,75 Meter in Wittenberge relativ stabil. „Die Situation ist dennoch nicht zu unterschätzen, weil das Wasser sehr lange bei uns stehen wird“, sagte die Sprecherin. Der Landkreis rechnet mit einer Dauer von bis zu zehn Tagen. Die Spitze des Hochwassers soll Berechnungen zufolge etwa 40 Kilometer lang sein. Experten hatten befürchtet, dass die Elbe einen historischen Höchststand von über acht Metern erreicht. Durch die Flutung von Poldern konnte die Situation bislang entspannt werden.

+++ Schleswig-Holstein beschließt Fluthilfe von einer Million Euro +++

13:02 Uhr: Flutopfer in Schleswig-Holstein sollen schnell und unbürokratisch Hilfe bekommen. Dafür solle zunächst eine Million Euro in einer Art Schnellzugriffs-Topf bereitgestellt werden, sagte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Berlin. Der Bürgermeister der von der Flut betroffenen Stadt Lauenburg werde auf das Geld zugreifen können. Später werde der Fonds möglicherweise aufgestockt. Auch der Bund sei bereit, substanzielle Hilfe zu leisten und sich mit 50 Prozent an einem nationalen Soforthilfeprogramm zu beteiligen, sagte Albig nach einem Treffen mit dem Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Werner Gatzer.

+++ Ministerium schaltet Hotline für Hochwasser-Opfer +++

12:50 Uhr: Das Bundesverbraucherministerium richtet eine zentrale Hotline für Hochwasser-Opfer ein. Die gebührenfreie Hotline ist ab Mittwoch um 9.00 Uhr unter der bundesweit gültigen Telefonnummer 0800/100 3711 montags bis freitags von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr geschaltet, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Betroffene erhalten Informationen und Unterstützung von Experten der Verbraucherzentralen vor allem zu vertrags- und versicherungsrechtlichen Fragen. Das Bundesverbraucherministerium hat 100.000 Euro für die vom Verbraucherzentrale Bundesverband koordinierten Maßnahmen vorgesehen. Die Laufzeit ist bis Ende September 2013 geplant.

+++ Lauenburgs Bürgermeister rechnet mit Schäden in Millionenhöhe +++

12:39 Uhr: Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede (CDU) rechnet mit einem Schaden durch das Hochwasser in Millionenhöhe. Ein Ende ist noch nicht abzusehen, die Gefahr durch das Hochwasser ist noch nicht gebannt. Der höchste jemals gemessene Wasserstand von 9,88 Metern (1855) könnte laut Thiede in den kommenden Tagen sogar noch übertroffen werden. Seitens der Bevölkerung gebe es aber eine „riesige Dankbarkeit an die Helfer“, die seit Tagen in Lauenburg im Einsatz sind.

Die Einsatzkräfte schützen momentan die inzwischen evakuierten Häuser in der Altstadt vor Plünderungen und sichern die Statik der Häuser. Die Bundesstraße 209 wird für die Einsatzkräfte ebenfalls freigehalten, dort wird das Wasser weiter abgepumpt.

Bürgermeister Thiede zufolge werden für die Altstadt verschiedenen Modelle für einen künftigen Flutschutz diskutiert. Auch eine Flutmauer wie in Hitzacker ist offenbar im Gespräch.

+++ Rettungsübung auf Hindenburgdamm abgesagt +++

12:24 Uhr: Wegen des Elbehochwassers wird eine der bislang größten Rettungsübungen in der Geschichte Schleswig-Holsteins abgesagt. Die Rettungskräfte würden in den Überflutungsgebieten benötigt, teilte der Kreisfeuerwehrverband Nordfriesland am Dienstag mit. „Es ist nicht zu verantworten, in dieser Zeit Kräfte für eine Übung zu binden“, begründete der Leiter des Kreis-Fachdienstes Rettungswesen, Christian Wehr, die Entscheidung. Die ursprünglich für die Nacht vom 15. auf den 16. Juni geplante Übung auf dem Hindenburgdamm zwischen Sylt und dem Festland war ein Jahr lang vorbereitet worden. Mehr als 500 Teilnehmer hatten sich auf den Probeeinsatz eingerichtet. Die Übung soll aber noch 2013 nachgeholt werden, vermutlich im Herbst.

+++ Olaf Scholz unterstützt Spendenaktion "Hamburg hilft den Flutopfern" +++

12:01 Uhr: Der Arbeiter Samariter Bund Hamburg und das Deutsche Rote Kreuz Hamburg haben eine Spendenaktion für die Opfer der Hochwasserkatastrophe der Partnerstadt Dresden und Umgebung gestartet. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat die Schirmherrschaft übernommen: „Der Senat und die Bürgerinnen und Bürger Hamburgs verfolgen die Situation in unserer Partnerstadt Dresden mit viel Anteilnahme. Die Bereitschaft, Hilfe zu leisten, ist bei uns sehr groß. Jeder, der dazu in der Lage ist, möge überlegen, wie viel er bereit ist, zu geben. Sie zeigen damit Solidarität mit den Menschen unserer Partnerstadt und den anderen betroffenen Regionen.“

+++ Ab Mittwoch leicht erhöhte Wasserstände im Hamburger Hafen erwartet +++

11:57 Uhr: Der Hochwasserscheitel der Elbe wird Hamburg nach neusten Berechnungen voraussichtlich zwischen Mittwoch und Donnerstag erreichen. Es bestehe aber nach derzeitiger Einschätzung keine Gefahr für die Stadt, teilten die Behörden am Dienstag mit.

Das Wasser in der HafenCity, der Speicherstadt und im Hafen werde lediglich um 40 Zentimeter steigen. Deutlich steigen wird das Wasser in dem Bereich der Tideelbe zwischen der Staustufe Geesthacht und der Bunthausspitze (Teilung in Norder- und Süderelbe).

Bei Altengamme werden es nach Berechnung von Experten etwa 6,60 Meter über Normal Null sein – üblich sind 2,70 Meter. „Aber das macht nichts“, sagte ein Sprecher der Umweltbehörde. Die Deiche seien bis 7,80 Meter über Normal Null ausgelegt. Seit Sonntag ist die Elbe oberhalb der Elbbrücken gesperrt. Die Fähre Hoopte-Zollenspieker hat ihren Betrieb eingestellt.

+++ Lauenburg: Lage nach wie vor angepannt +++

11:20 Uhr: Die Hochwasser-Lage in Lauenburg ist nach wie vor angespannt. Der Pegelstand stieg auf 9,57 Meter am Dienstagvormittag. 300 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, sie sind bei Privatleuten oder in Ferienhäusern untergebracht.

Die Einsatzkräfte haben die Elbstraße in der Unterstadt am Dienstagmorgen um 1.30 Uhr aufgegeben. Dort steht das Wasser teilweise kniehoch. Neun Pumpen waren die ganze Nacht über im Einsatz und versuchten die Wassermassen abzupumpen.

Im Moment sind rund 1000 Helfer im Einsatz. Als Schwerpunkt des Einsatzes gilt jetzt die Sicherung des Industriegebiets östlich der Altstadt. Der Sachschaden durch das Hochwasser dürfte in Millionenhöhe liegen. Verletzt wurde bisher niemand.

+++ Hamburger Feuerwehr hilft im Landkreis Lüneburg +++

10:50 Uhr: Die Feuerwehr Hamburg hat 175 Einsatzkräfte in das Hochwasser-Katastrophengebiet im Landkreis Lüneburg geschickt. Wie die Feuerwehr am Dienstag weiter mitteilte, habe das Innenministerium in Hannover die Freie und Hansestadt Hamburg um Amtshilfe gebeten. In Neu Bleckede (Amt Neuhaus) müsse ein Deich auf einer Länge von etwa acht Kilometern mit Sandsäcken erhöht werden. Der Hilfstrupp setzt sich aus zahlreichen Freiwilligen Feuerwehren und aus Einheiten der Berufsfeuerwehr zusammen.

Bereits Anfang Juni hatte die Hamburger Feuerwehr der Partnerstadt Dresden geholfen, als dort die Pegelstände bedrohlich wurden. Insgesamt waren in Dresden 405 Hamburger mit 35 Fahrzeugen knapp eine Woche im Einsatz, davon 370 von der Freiwilligen Feuerwehr.

+++ Elbe-Flut hat Sachsen-Anhalt im Griff+++

10:43 Uhr: Nach einem spürbaren Rückgang in Magdeburg hat die Elbe-Flut Teile des nördlichen Sachsen-Anhalts zerstörerisch im Griff. Nach dem großen Deichbruch bei Fischbeck an der Tangermünde gegenüber liegenden Seite der Elbe werde weiter versucht, die Abflussmenge dort zu verringern, teilte der Krisenstab der Landesregierung am Dienstag mit. Dabei kämen Hubschrauber der Bundeswehr zum Einsatz, die rund 1,5 Tonnen schwere sogenannte Big Packs abwerfen.

Eine große Gefahr geht auch nach wie vor von einem abgerutschten Deich in Hohengöhren aus. Im Landkreis Stendal sind von Evakuierungen und Vorwarnungen rund 8.300 Menschen betroffen. Allerdings sinken im gesamten nördlichen Sachsen-Anhalt die Pegelstände. Weiterhin großflächig überflutet ist nach Deichschäden auch ein Gebiet an der Mündung der Saale in die Elbe. Die Sperrung der Stadt Aken und weiterer Dörfer mit zusammen 10.000 Einwohnern bleibt laut Krisenstab auch in den nächsten Tagen bestehen.

In Magdeburg wurde am Dienstagmorgen in der Stadtmitte ein Pegelstand von 6,85 Meter gemessen, das ist ein Rückgang von mehr als einem halben Meter gegenüber dem höchsten Pegel vom Sonntag (7,46 Meter). Allerdings lag der aktuelle Wert noch immer 13 Zentimeter über dem Rekord-Pegel bei der verheerenden Flut im August 2002. Die Lage in Magdeburg bleibt kritisch, die Gefahr sei wegen schwieriger Situationen an Deichen im Südosten noch nicht gebannt, betonte die Stadtverwaltung. Die Räumungsaufforderung für mehrere Stadtteilen mit insgesamt rund 20.000 Einwohnern wurde aufrechterhalten. Lediglich in den Gebieten Rothensee und Werder durften die Bürger wieder zurück in ihre Häuser.

+++ Nürnberg will Benefizspiel für Hochwasser-Opfer absolvieren +++

10: 41 Uhr: Auch Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg will die Opfer der Hochwasser-Katastrophe mit einem Benefizspiel unterstützen. „Es macht uns sehr betroffen, wie viele Menschen durch diese Hochwasserkatastrophe unverschuldet in Not geraten sind“, erklärte Club-Sportvorstand Martin Bader am Dienstag auf der Internetseite des fränkischen Traditionsvereins. „Wir möchten die Geschädigten durch das Benefizspiel nicht nur finanziell unterstützen, sondern ihnen auch Mut machen, um diese schwierige Situation zu meistern.“ Ein genauer Termin für die geplante Hilfspartie steht noch nicht fest. Zuvor hatten bereits der FC Bayern München, der FC Augsburg und 1860 München Benefizspiele angekündigt.

+++ Für Flutopfer: Schumacher versteigert signierten Rennanzug +++

10:20 Uhr: Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher will die Opfer der Flut in Deutschland finanziell unterstützen und versteigert dafür einen signierten Mercedes-Rennanzug. „Es ist furchtbar, dass diese Leute zehn Jahre nach der Jahrhundertflut teilweise ihr Hab und Gut das zweite Mal verlieren“, sagte der siebenmalige Weltmeister der Bild-Zeitung: „Ich hoffe, dass viele mitbieten und eine schöne Summe zusammenkommt, mit der den Betroffenen sinnvoll geholfen werden kann. Ich lege dann auch noch einmal ein deutliches Pfund obendrauf. Bei 100.000 Euro würde ich den Betrag sogar verzehnfachen.“

Bereits beim sogenannten Jahrhunderthochwasser 2002 hatte Schumacher eine Million Euro gespendet. Wer Schumachers Rennoverall bei der Bild-Aktion für einen guten Zweck ersteigern möchte, muss eine SMS mit dem Kennwort ANZUG gefolgt von einem Leerzeichen und der Summe des Mindestgebots in Euro an die Kurzwahl 40400 (0,50 Cent/SMS) senden.

+++ Brandenburg erwartet Scheitel des Elbe-Hochwassers +++

10.13 Uhr : Das Elbe-Hochwasser hat den Nordwesten Brandenburgs weiter fest im Griff. Der Scheitel der Flutwelle wird im Laufe des Dienstags in der Prignitz erwartet, teilte das Koordinierungszentrum Krisenmanagement in Potsdam mit. Die Bundeswehr hat den Schwerpunkt ihrer Hochwasser-Einsätze in Brandenburg inzwischen dorthin verlagert.

300 Bundeswehr-Soldaten aus Brandenburg sind bei Stendal in Sachsen-Anhalt im Hochwasser-Einsatz. Dort brach am Montagmorgen der Deich von Fischbeck bei Tangermünde. Durch das sich ausbreitende Hochwasser ist auch das brandenburgische Havelland gefährdet.

Im Süden der Mark entspannt sich die Hochwasser-Lage weiter: Nach der Aufhebung des Katastrophenalarms und der Evakuierung von Mühlberg an der Elbe im Süden Brandenburgs soll dort nun nach Angaben des Innenministeriums mit den Aufräumarbeiten begonnen werden.

+++ Hochwasser in Schwaben: Lage etwas entspannt +++

9.29 Uhr: In den schwäbischen Landkreisen Günzburg und Dillingen kämpften am Dienstag weiter Hunderte Helfer gegen das Hochwasser. Im Kreis Günzburg war am Montagabend nach unwetterartigen Regenfällen der Katastrophenfall ausgerufen worden. Wie der Hochwassernachrichtendienst berichtete, stagnierten allerdings in den betroffenen Gebieten am Dienstagmorgen die Pegelstände eher. Vereinzelt schwappte die Flut auch in bebautes Gebiet. Keller liefen voll.

Mit der Lage im Raum Deggendorf sei die Situation aber nicht vergleichbar, hieß es in den Lagezentren der Landratsämter. „Diese Zustände haben wir nicht“, sagte ein Sprecher in Günzburg. Dort sollte voraussichtlich in den Mittagsstunden beraten werden, ob der Katastrophenalarm wieder aufgehoben wird. „Die Lage ist angespannt, aber stabil“, sagte der Sprecher. Die Autobahn 8 (München-Stuttgart), die zeitweise in Richtung Baden-Württemberg komplett gesperrt werden musste, war seit Dienstagmorgen wieder uneingeschränkt befahrbar.

Teilweise war in der Region mit der Warnstufe drei die zweithöchste Meldestufe erreicht. Im weiteren Verlauf der Donau bis Regensburg wurde noch mit weiter steigenden Wasserständen gerechnet. In Regensburg könnte dann ebenfalls wieder die Hochwassermeldestufe drei erreicht werden. Im weiteren Donauverlauf im besonders stark betroffenen Donaugebiet in Niederbayern wurde zunächst nur mit einem leichten erneuten Anstieg des Wassers gerechnet.

+++ Rösler will Fluthilfefonds wie 2002 +++

9.05 Uhr: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will die Opfer des Hochwassers mit Pauschalzahlungen aus einem Fluthilfefonds unterstützen. Der Bund solle von Bund und Ländern gleichermaßen gefüllt werden, sagte Rösler am Dienstag im Inforadio des RBB. Nach dem Hochwasser 2002 habe es einen ähnlichen Fonds gegeben. „Das hat sich bewährt.“ Wie viel Geld über den Fonds zur Verfügung gestellt werden soll, ließ Rösler offen. Die Schäden ließen sich erst beurteilen, wenn das Wasser abgelaufen sei.

Nicht nur Menschen und Kommunen, sondern auch den besonders schwer betroffenen Klein- und Kleinstunternehmen müsse geholfen werden, betonte Rösler. Im Fernsehsender n-tv kündigte er am Dienstag an, dass bis zu 50 Prozent des Schadens erstattet werde. Je nach Region und Bundesland gehe es dann um 10 000 oder mehr Euro.

Das Thema Fluthilfe wird auch bei einem ohnehin geplanten Treffen der 16 Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am diesem Donnerstag zur Sprache kommen.

+++ Sachsen-Anhalt: Hochwasserhilfe über Kommunen +++

9.01 Uhr: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat Grundzüge der Flutopfer-Soforthilfe seines Bundeslandes erläutert. Kurz vor einer Kabinettsentscheidung sagte Haseloff im Hörfunksender MDR Info, die Auszahlung solle direkt über die Kommunen realisiert werden. Die Bürgermeister wüssten am besten, wie die Lage vor Ort ist.

„Wir wollen ganz kurze Wege schaffen“, sagte Haseloff. Eine entsprechende Vorlage solle am Vormittag ins Landeskabinett eingebracht werden. Anschließend könnten sich Bürger sofort an ihre Verwaltungen und Bürgermeister wenden. Niveau und Kriterien seien ähnlich wie in Sachsen und Thüringen. Insgesamt stünden 20 Millionen Euro vom Land und 20 Millionen Euro vom Bund bereit. Das reiche, um die erste Not zu lindern, sagte Haseloff.

Details der Flutopfer-Soforthilfe wollte Haseloff am frühen Nachmittag gemeinsam mit Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) in Magdeburg erläutern.

+++ Bahnbrücke über die Elbe bleibt gesperrt – Verspätungen +++

8.12 Uhr: Die Sperrung einer Elbbrücke wegen Hochwassers bei Schönhausen in Sachsen-Anhalt sorgt auch am Dienstag für Verspätungen im Fernbahnverkehr. Betroffen sind nach Angaben der Deutschen Bahn die ICE-Verbindungen Berlin-Köln und Berlin-Frankfurt am Main. Wegen der Umleitungen könne es zu Verspätungen von bis zu drei Stunden kommen. Wie lange die Sperrung der Brücke dauern werde, sei noch nicht abzusehen, sagte ein Bahnsprecher. Die Bahn habe darauf mit Ausnahmeregelungen reagiert: Bis 23. Juni werden die Kosten für Fahrkarten und Reservierungen bei Verspätungen oder Ausfällen erstattet, wenn Reisende die Fahrt nicht antreten möchten.

+++ Helfer in Lauenburg ziehen sich zurück +++

8.02 Uhr: In der Lauenburger Altstadt sind die Auswirkungen des Hochwassers besonders kritisch. Dort haben Rettungskräfte in der Nacht mit Spezialpumpen versucht, die Wassermassen zurück in die Elbe zu pumpen. Die 600 Helfer, die dort in der Nacht im Einsatz waren, mussten sich jedoch dem Wasserdruck beugen und sich vorerst zurückziehen.

+++ Höchststand in Mecklenburg-Vorpommern erreicht +++

7.56 Uhr: Auch in Mecklenburg-Vorpommern hat das Elbehochwasser seinen Höchststand offenbar erreicht. Am Pegel Dömitz standen die Fluten am Dienstagmorgen, 7.00 Uhr 7,20 Meter hoch, in Boizenburg 7,26 Meter, wie aus dem Hochwasser-Informationsportal pegelonline hervorgeht. Dort werden auch stagnierende Wasservögel prognostiziert. Das Wasser steht 40 Zentimeter höher als das sogenannte Bemessungshochwasser, für das die Dämme ausgelegt sind. Die Sorge vor Deichbrüchen ist groß. Ortsfremde, die keine Einsatzkräfte sind, müssen die Hochwasserregion verlassen. Die Deiche halten bislang, wie eine Sprecherin des Landkreises Ludwigslust-Parchim sagte. Die Deichwachen wurden allerdings verdoppelt.

+++ Pegelstände in Niedersachsen weitgehend unverändert +++

7.53 Uhr: Das Elbe-Hochwasser hat in Niedersachsen seinen bisherigen Wasserstand gehalten: In der Nacht zum Dienstag haben sich die Pegelstände weitgehend unverändert eingependelt - Deichbrüche, Sickerstellen oder sonstige größere Schäden an Schutzwällen sind zunächst nicht bekanntgeworden, hieß es nach übereinstimmenden Angaben der Krisenstäbe der betroffenen Landkreise sowie des Innenministeriums am frühen Dienstagmorgen.

Im Kreis Lüchow-Dannenberg wurden zwischen Montagabend und Dienstagfrüh mehrere Deiche verstärkt und einige Stellen aufgrund der Folgen des Wasserdrucks ausgebessert, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs. „Der Fokus liegt heute vollkommen darauf, dass die Deiche nicht brechen“, sagte sie weiter. In Hitzacker verzeichneten die Einsatzkräfte am frühen Dienstagmorgen einen Wasserstand von 8,17 Meter – normal liegt der Elbe-Pegel dort bei 2,67 Meter. In Schnackenburg wurden 7,76 Meter gemessen – etwa derselbe Wert wie noch am Vorabend.

Auch im Landkreis Lüneburg halten die Deiche, die Wasserstände blieben auf dem Niveau des Vorabends. Der Krisenstab des Landkreises Lüneburg geht davon aus, dass die hohen Wasserstände jedoch bis zum Wochenende nicht zurückgehen werden. Die Stadt Bleckede müsse aber wohl entgegen aller Befürchtung nicht evakuiert werden, sagte ein Sprecher.

+++ Lauenburger Industriegebiet im Mittelpunkt +++

7.45 Uhr: Im Laufe des Tages sollen in Lauenburg wieder etwa tausend Einsatzkräfte gegen die Flut kämpfen. Als Schwerpunkt des Einsatzes würde am Dienstag die Sicherung des Industriegebiets in den Mittelpunkt gerückt, sagte der Krisenstab-Sprecher.

+++ Überflutete Straßen in Ravensburg +++

6.52 Uhr: Nach stundenlangem Regen ist die Feuerwehr in Ravensburg (Baden-Württemberg) am Montagabend zu mehr als 60 Einsätzen ausgerückt. Anwohner hatten vollgelaufene Keller und Tiefgaragen sowie überflutete Straßen gemeldet, wie die Feuerwehr am Dienstag mitteilte. Bis weit nach Mitternacht seien Sandsäcke abgefüllt und an gefährdeten Stellen ausgelegt worden. Im Bereich überfluteter Straßen sei es zu Verkehrsbehinderungen gekommen. Verletzt wurde niemand. Die Höhe des entstandenen Schadens war zunächst nicht bekannt.

+++ Steigende Pegel im Bereich Amt Neuhaus +++

6.34 Uhr: Im niedersächsischen Neu Bleckede muss ein Deich auf einer Länge von rund acht Kilometern mit Sandsäcken erhöht werden. Um zu helfen, wollen sich am Morgen rund 175 Kräfte der Hamburger Feuewehr auf den Weg in die gefährdeten Gebiete begeben. Das Kontingent setzt sich aus zahlreichen Freiwilligen Feuerwehren der Freien und Hansestadt Hamburg, Sonderkomponenten, sowie Einheiten der Berufsfeuerwehr zusammen, wie die Feuerwehr am Morgen mitteilte.

+++ Pegelstand in Magdeburg sinkt weiter +++

6.29 Uhr: In der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt sinkt der Pegelstand der Elbe weiter. Nach Angaben eines Sprechers der Stadt Magdeburg fiel der Stand am Dienstagmorgen auf 6,89 Meter. Die wichtige Marke von 7,00 Metern war bereits am Montagabend unterschritten worden. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft geht von einem weiter sinkenden Pegelstand aus.

Dennoch bleibt die Lage in Magdeburg angespannt. Oberbürgermeister Lutz Trümper wandte sich am Montagabend erneut an die Bürger. Die Gefahr sei noch nicht gewichen, hieß es in einer Botschaft auf der Internetseite der Stadt. Besonders die Menschen in den ostelbischen Gebieten seien weiter aufgefordert, ihren Häusern fernzubleiben. Niemand könne garantieren, dass die Magdeburger Deiche weiter halten. Auch wenn sich der Einsatzschwerpunkt inzwischen in den Norden Sachsen-Anhalts verlagere, seien am Montag noch 4600 Kräfte in der Landeshauptstadt gewesen, davon 650 Bundeswehrsoldaten.

+++ Wasserstand in Lauenburg steigt +++

6.26 Uhr: Die Hochwasser-Lage in Lauenburg verschärft sich weiter. Der Pegelstand der Elbe sei seit Montagabend um elf Zentimeter gestiegen, sagte ein Sprecher des Krisenstabs. Am frühen Dienstagmorgen betrug der Wasserstand demnach 9,56 Meter - das langjährige Mittel liegt bei etwa fünf Metern. Nach Angaben des Krisenstabs würde der Pegelstand um bis zu drei Zentimeter pro Stunde nach oben klettern.

Besonders kritisch seien die Auswirkungen in der Altstadt: Rettungskräfte, die in der Nacht mit fünf Spezialpumpen gegen die Wassermassen ankämpften, sollen Wasserstände von mehr als 40 Zentimetern in überfluteten Straßen gemessen haben, sagte der Sprecher weiter. Rund 400 Bewohner der Altstadt hatten das bedrohte Gebiet bereits bis in der Nacht zum Montag verlassen müssen.

+++ Wasser drängt nach Deichbruch ins Hinterland +++

6.13 Uhr: Nach dem Deichbruch bei Fischbeck ergießen sich die Wassermassen weiter ins Hinterland. Die Bundeswehr versuchte nach Angaben des Krisenstabs der Landesregierung bis Mitternacht, die Bruchstelle zu schließen. Dafür wurden aus Hubschraubern große Sandpakete abgeworfen. Am frühen Morgen sollte diese Arbeit wieder aufgenommen werden. Die Hauptströmung des einbrechenden Wassers verlaufe derzeit in Richtung Havelpolder.

In Hohengöhren ist die Lage an der Elbe dagegen bisher unverändert. Der Deichabrutschung ist bisher nicht der befürchtete Deichbruch gefolgt. Eine Sprecherin des Krisenstabs erklärte, man sei froh um jede Stunde, die der Deich halte. Die Arbeiten an dem Damm waren abgebrochen worden, nachdem die Sicherheit der Einsatzkräfte nicht mehr gewährleistet werden konnte. Im Laufe des Tages soll neu entschieden werden, ob die Sicherungsmaßnahmen wieder aufgenommen werden.

Kritisch ist die Lage auch am Umspannwerk Sandau, welches die Stromversorgung von Havelberg und angrenzenden Teilen Brandenburgs sichert. Derzeit ist es gegen die Fluten gesichert. Auch bei Wulkau ist die Lage nach dem Deichabrutsch an der Elbe derzeit stabil.

Im Landkreis Stendal sind nach Angaben des Krisenstabs der Landesregierung derzeit rund 2800 Einsatzkräfte im Einsatz, davon mehr als 1000 Bundeswehrsoldaten. Dazu kommen rund 2400 freiwillige Helfer. Bisher seien knapp 8000 Menschen evakuiert worden. Für weitere 3300 Menschen sei die Evakuierung vorbereitet worden.

+++ Reinholz: Neues Hochwasserschutzkonzept ab 2015 +++

6.07 Uhr: Thüringen arbeitet an einem neuen Hochwasserschutzprogramm. Dafür sollen pro Jahr etwa zehn Millionen Euro mehr als bisher ausgegeben werden. „Wir müssen neu bauen, manche Schutzanlagen auch aufstocken und mehr Überflutungsflächen schaffen“, sagte Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) der Nachrichtenagentur dpa. „Zu prüfen ist beispielsweise, ob wir Staubecken auch an der Weißen Elster und der Pleiße brauchen.“ Hinzu kämen nach jetzigen Schätzungen jährlich etwa zwei Millionen Euro, um die beim Hochwasser zerstörten Deiche zu reparieren. Trotz einiger Dammbrüche habe sich das Thüringer Hochwasserschutzsystem bewährt. Die großen Saale-Talsperren und das Rückhaltebecken Straußfurt (Kreis Sömmerda) hätten den Fluten standgehalten und Schlimmeres verhindert.

+++ Wasserstand steigt weniger als erwartet +++

00:25 Uhr: Um kurz nach Mitternacht stand der Wasserstand am Pegelmesser Hohnstorf laut der Online-Pegel-Übersicht der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (www.pegelonline.wsv.de) bei 9,40 Meter. Bereits um 18 Uhr wurden an dem Messpunkt 9,39 Meter registriert - der Pegel stieg am Abend demnach nur um einen Zentimeter und damit deutlich weniger, als Experten nach den Erfahrungen der Vortage prognostiziert hatten. Der Höchststand wird für Donnerstag mit 10,15 Meter erwartet – ein neuer Rekord. Höchster jemals gemessener Wasserstand in Hohnstorf bisher waren 9,88 Meter am 20. März 1855.

+++ Lübecker Feuerwehr mit Hochleistungspumpe im Einsatz +++

23:45 Uhr: Für den erwarteten Hochwassereinsatz in Lauenburg hatte das schleswig-holsteinische Innenministerium am vergangenen Mittwoch eine spezielle Hochleistungspumpe aus Lübeck für dieses Wochenende angefordert. Vier dieser Hochleistungspumpen, die von drei Feuerwehrleuten bedient werden muss, sind an unterschiedlichen Standorten in Schleswig-Holstein stationiert. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden die ersten sechs Einsatzkräfte als Bedienpersonal nach Lauenburg beordert. Die sechs Kräfte sind dort seit der Nacht im Zweischichtbetrieb im Einsatz. Die Ablösung mit weiteren sechs Feuerwehrleuten erfolgt am Dienstagabend. Die Lübecker Feuerwehr unterstützt die Lauenburger Kollegen mit rund 90 abgestellten Einsatzkräften.