Gloria MacKenzie, 84, räumte mit zwei Dollar Einsatz den höchsten Lotto-Einzelgewinn in der US-Geschichte ab. Sie ließ sich die Gewinnsume auf einen Schlag auszahlen.

Tampa. Sie lebt von einer schmalen Rente in einem bescheidenen Häuschen in einer schmuddeligen Straße in einem unbedeutenden Nest in Florida. Doch nun, im Spätherbst ihres Lebens, könnte sich Gloria MacKenzie die Dollarbündel Lkw-weise nach Hause bringen lassen und – sofern es 100er-Noten sind – in ihrem Garten einen Turm von fast 30 Meter Höhe daraus bauen.

Die 84-Jährige hat den amerikanischen Lotto-Rekord gebrochen und 590,5 Millionen Dollar (umgerechnet 450 Millionen Euro) abgeräumt. Es ist der größte Einzelgewinn in der US-Geschichte. Den absoluten Höchstbetrag von 656 Millionen Dollar hatten sich im März 2012 drei Parteien aus Illinois, Kansas und Maryland teilen müssen. Die Chancen auf den sogenannten Powerball-Hauptgewinn liegen bei eins zu 175 Millionen.

Die Gewinnerin hatte ihre Glückszahlen am 18. Mai in einem Supermarkt in der Nähe von Tampa vom Computer auswählen lassen – für zwei Dollar Einsatz. Ein anderer Kunde habe sie an dem Tag in der Schlange vor dem Lottoschalter vorgelassen, schrieb sie in einem Brief, der auf einer Pressekonferenz der Lotteriegesellschaft Powerball verlesen wurde. Gloria MacKenzie erschien nicht persönlich zur öffentlichen Gewinnervorstellung und bat in dem Schreiben darum, die Privatsphäre ihrer Familie zu achten. Sie hatte bis jetzt gewartet, ehe sie mit ihrem Sohn Scott zum lokalen Hauptquartier der Lottogesellschaft kam, um den Gewinn zu beanspruchen. Sie habe erst einmal sichergehen wollen, dass die Familie bereit sei, mit der „Verantwortung klarzukommen, die mit einem solchen Jackpot-Gewinn einhergeht“. Mehrere Anwälte und Anlageberater hatten etliche Stunden gebraucht, um sich durch die Gewinnunterlagen zu arbeiten.

Da sich MacKenzie für die Auszahlung der Gewinnsumme auf einen Schlag entschied, statt sie über 30 Jahre zu verteilen, stehen ihr vor Abzug der Steuern noch gut 370 Millionen Dollar zu. Wenn dann das Finanzamt zugeschlagen hat, bleiben am Ende 278 Millionen Dollar übrig. Aber auch das würde noch ausreichen, zehn 40-Tonnen-Sattelschlepper mit Ein-Dollar-Noten zu füllen.

In dem 13.000-Einwohner-Ort Zephyrhills, in dem Gloria MacKenzie wohnt, war man natürlich überrascht über die Nachricht. Nachbarn scheinen ihr das späte Glück zu gönnen. „Ich freue mich sehr für sie“, sagte James Hill, ein Nachbar, dem Sender CBS, „es hätte keinen netteren Menschen treffen können.“ Sie sei immer sehr freundlich und lächele meistens. Don Cecil, ein anderer Nachbar, meinte: „Ich hoffe, sie findet jetzt einen besseren Platz zum Leben.“

In der Tat ist die Umgebung nicht gerade einladend: MacKenzies Häuschen mit Blechdach steht zwischen billigen Fertigbauten und sogenannten mobil homes. Metallzäune, von denen die Farbe abblättert, säumen die Straße. Auf den Dächern thronen zum Teil uralte Fernsehantennen. Hinter den Grundstücken liegt eine Viehweide. Das einzige, wofür Zephyrhills über die eigenen Grenzen hinaus bekannt ist, trägt den selben Namen: in Flaschen abgefülltes Quellwasser.

Vor mehr als zehn Jahren zog Gloria („Ruhm“ dürfte ihr jetzt sicher sein) mit ihrem Mann Ralph hierher. Sie hatten sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kennengelernt, in dem er als Marinesoldat gedient hatte. Fast 40 Jahre lange arbeitete Ralph MacKenzie als Techniker in einer Papiermühle im US-Bundesstaat Maine. Dort zog das Paar auch seine zwei Töchter und zwei Söhne groß. Vor acht Jahren starb Ralph MacKenzie.

Dessen Bruder Robert, offenbar ein Angler, entfuhr es bei der Nachricht vom Gewinn seiner Schwägerin: „Heilige Makrele!“ Und dann, so berichtete CBS-News, fügte er hinzu: „Ich habe es noch nicht begriffen, aber ich freue mich für sie. Jetzt kann sie sich ein schönes Haus leisten.“