In Kopenhagen feierte die Siegerin des ESC Emmelie de Forest ihren Erfolg mit dem Titel „Only Teardrops“. Deutsche Gruppe Cascada blieb mit dem Lied „Glorious“ deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Kopenhagen. Mehr als 10.000 Dänen haben am Sonntag in Kopenhagen die Sängerin Emmelie de Forest nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest gefeiert. Die 20-Jährige sang ihr Lied „Only Teardrops“ vor Zuschauern im Vergnügungspark Tivoli, nachdem sie den ESC am Vorabend im benachbarten schwedischen Malmö gewonnen hatte. Vor ihrem Hit stimmte de Forest Dänemarks Nationalhymne „Der er et yndigt land“ („Dies ist ein schönes Land“) an, die die Menge mitsang.

Ebenfalls im Tivoli hatten die Dänen Ende Mai 2000 die Olsen Brothers nach dem zweiten Eurovision-Sieg des Landes mit „Fly On The Wings Of Love“ gefeiert. Der erste Erfolg der Skandinavier liegt genau 50 Jahre zurück.

De Forest zeigte sich nach ihrem Sieg überglücklich: „Es war überwältigend. Ich konnte die Fans und das Publikum in der Arena richtig spüren“, sagte sie vor Journalisten. Natürlich habe sie an den Song geglaubt, aber das Spannende am Eurovision Song Contest sei nun einmal, dass man nie wisse, was passieren werde.

Die 20-jährige de Forest war mit „Only Teardrops“ als großer Favorit ins Rennen gegangen. Sie wuchs im Norden Dänemarks auf und singt seit ihrem 14. Lebensjahr. Mit ihrem Hippie-Stil und ihrer tiefen Stimme erinnert sie an den kolumbianischen Popstar Shakira. Ihren mit Flötenmelodien und Trommelwirbel gespickten Song bot de Forest barfüßig dar. Das kam offenbar gut an.

In ihrem Interview nach ihrem großen Sieg verriet de Forest dann auch das Erfolgsgeheimnis, um als junger Musiker erfolgreich zu sein: Hartnäckigkeit. „Ich habe einfach immer wieder viele Festivals angerufen und angeschrieben – und oft ein Nein bekommen, aber man muss einfach an sich glauben und es immer wieder versuchen und versuchen.“

Auch in diesem Jahr geriet der Eurovision Song Contest zu einem wilden Potpourri aus glitzender Extravaganz, federleichten Popsongs, ernsten Balladen, Dudelsack-Folklore und ungewöhnlichen Musikproduktionen. Für einen der auffälligsten Auftritte sorgte vor diesem Hintergrund der Opernsänger Cezar aus Rumänien. Im Drakula-Kostüm und mit hoher Stimme legte er am Samstagabend vor einem Millionenpublikum einen von Opern- und Technoeinflüssen geprägten Popsong hin. Am Ende landete Rumänien auf dem 13. Platz.

Für Aufsehen sorgte auch die Darbietung der drittplatzierten Sängerin Slata Ognewitsch, die für die Ukraine ihren Song „Gravity“ zum Besten gab. Zu Beginn ihres Auftritts ließ sie sich vom größten Mann in den USA – dem gebürtigen Ukrainer Igor Wowkowinskij – auf die Bühne getragen. Der 2,34 Meter große Wowkowinskij kam in einem Kostüm aus Pelz und Federn auf die Bühne und stellte die feenhafte Ognewitsch auf einen Stein, auf dem sie bis zum Ende ihres Auftritts stehen blieb.

Für eine Kontroverse sorgte der ESC-Beitrag aus Finnland. Sängerin Krista Siegfrids küsste am Ende ihres Popsongs „Marry Me“ auf der Bühne eine andere Frau. „Tatsache ist, dass Finnland das einzige Land der nordischen Staaten ist, in dem die Homo-Ehe nicht erlaubt ist, und ich halte das für falsch“, sagte Siegfrids im Vorfeld der Nachrichtenagentur AP. „Wir haben jetzt 2013 und (...) ich kann küssen, wen ich will. Es sollte kein Problem sein.“ Siefrieds belegte mit 13 Punkten einen der hinteren Plätze beim diesjährigen ESC.

Der Eurovision Song Contest fand in diesem Jahr zum 58. Mal statt. Der im Fernsehen übertragene Gesangswettbewerb lockt jedes Jahr weltweit Millionen von Zuschauern vor die Fernseher. Das Finale des ESC fand diesmal in Malmö statt, da im Vorjahr der Beitrag aus Schweden den Wettbewerb gewonnen hatte. Den Sieg holte damals Loreen mit „Euphoria“.

Cascada bleibt hinter Erwartungen zurück

Cascada blieb mit dem Lied „Glorious“ deutlich hinter den Erwartungen zurück. Bei Buchmachern war der deutsche Beitrag im Vorfeld als Kandidat für die Top-Zehn gehandelt worden. „Natürlich sind wir sind alle überrascht und enttäuscht“, sagte Cascada-Sängerin Natalie Horler. „Wir haben in der Woche ein viel besseres Feedback vom Publikum und den Medien bekommen.“

Horler hatte ihr Lied in der großen Finalsendung im goldenen, mit Glitzersteinen bestickten Kleid sicher präsentiert und während der Darbietung das Publikum sogar noch zum Mitfeiern animiert. Von den 39 Ländern, die in diesem Jahr am ESC teilnahmen, gab es aber dennoch nur aus fünf Ländern Punkte für Deutschland.

„Natürlich hatten wir uns ein anderes Ergebnis erhofft, keine Frage“, resümierte am Sonntag ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber. Für 2014 würden sich die deutschen ESC-Macher „noch mehr auf die Songauswahl konzentrieren“.

Bei den deutschen Zuschauern kam der ungarische Beitrag am besten an und erhielt die Höchstpunktzahl von zwölf Zählern. Dänemark gaben Publikum und Fachjury aus Deutschland zehn Punkte. Das deutsche Ergebnis verkündete in der Live-Fernsehsendung diesmal Lena Meyer-Landrut. Vor Millionen-Publikum unterlief ihr dabei ein peinliches Missgeschick, als sie bei der Punktevergabe Dänemark mit Norwegen verwechselte. „Das war ein Komplett-Ausfall. Es ist mir so unangenehm“, sagte Meyer-Landrut wenig später in der ARD.

Bei den deutschen Fernseh-Zuschauern stieß das Musik-Spektakel in diesem Jahr nicht auf die Resonanz der vergangenen Jahre. 8,21 Millionen Zuschauer schauten sich die Übertragung an. Das war mit einem Marktanteil von 34 Prozent der Spitzenplatz bei der Samstagabend-Quote. Im Vergleich zu 2012 aber, als 8,29 Millionen den ESC in der ARD verfolgt hatten, war das Interesse leicht rückläufig.