US-Schauspielerin Angelina Jolie hat sich aus Angst vor Krebs beide Brüste abnehmen lassen. Familie und Kollegen zeigen Unterstützung. Doch es gibt auch Kritik an diesem radikalen Schritt.

New York/Los Angeles. Die Entscheidung der amerikanischen Schauspielerin Angelina Jolie (37), aus Angst vor Krebs beide Brüste amputieren zu lassen, hat in den USA viel Zuspruch gefunden. In einem Beitrag in der „New York Times“ hatte die Oscar-Preisträgerin am Dienstag über den radikalen Schritt zur Krebsvorsorge offen berichtet. Sie trage einen Gendefekt in sich und sei deshalb anfällig für eine Krebserkrankung, inzwischen seien ihre Brüste mit Implantaten rekonstruiert worden, schrieb die sechsfache Mutter und Lebensgefährtin von Hollywood-Star Brad Pitt (49).

Pitt lobte am Dienstag Jolies Mut, sich für die Brustamputation zu entscheiden. Dieser Schritt sei „absolut heroisch“ gewesen, erklärte der Schauspieler laut „People.com“. „Wir sind so stolz auf Angie“, sagte Jolies Schwiegermutter Jane Pitt. Dies würde der gesamten Familie, vor allem ihren Enkeln, sehr viel bedeuten.

Behandlung geheimgehalten

Jolie hatte ihre Brust-Amputation auch vor ihrem Vater verheimlicht. Schauspieler Jon Voight (74) sagte der US-Zeitung „New York Daily News“, er habe wie alle anderen davon aus der Zeitung erfahren. „Meine Liebe und Bewunderung für meine Tochter lässt sich nicht in Worte fassen“, lässt sich der 74-Jährige zitieren. Er sei „tief bewegt über die Art und Weise, wie sie damit umgegangen ist“. Noch zwei Tage bevor Jolie ihren Schritt bekanntgab, habe er sie getroffen, sagte Voight. Ihm sei nichts aufgefallen.

Auch Jolies Bruder, James Haven, rühmte seine Schwester. Genau wie ihre gemeinsame Mutter würde sie zuerst an ihre Kinder denken, zitierte „People.com“ aus Havens Mitteilung. Die Mutter von Jolie und Haven, Schauspielerin Marcheline Bertrand, starb 2007 mit 56 Jahren an Krebs.

Jolie und Pitt haben drei gemeinsame und drei adoptierte Kinder im Alter von vier bis elf Jahren. „Ich kann meinen Kindern jetzt sagen, dass sie keine Angst haben müssen, mich an den Brustkrebs zu verlieren“, erklärte Jolie in ihrem Artikel „My Medical Choice“ („Meine medizinische Entscheidung“). Darin beschreibt sie auch die Prozeduren in einem Zeitraum von drei Monaten, bei denen Brustgewebe entfernt und Implantate eingesetzt wurden.

Pitt war bei jeder Operation dabei

Die Behandlung fand zwischen Februar und April in der Klinik Pink Lotus Breast Center in Beverly Hills statt. In einem detaillierten Blog berichtete Jolies Chirurgin Dr. Kristi Funk am Dienstag über die verschiedenen Eingriffe bei ihrer prominenten Patientin. Pitt sei bei jeder Operation dabei gewesen. Bereits vier Tage nach der Brustabnahme habe Jolie schon wieder „reichlich Energie“ für ihre Arbeit gehabt, schreibt die Ärztin.

Nach Bekanntwerden von Jolies Artikel meldeten sich auch Promis wie Sheryl Crow oder Bianca Jagger bei Twitter zu Wort. Sie bewundere Jolie sehr für ihren „mutigen und inspirierenden“ Beitrag, schrieb Jagger. Die Sängerin Sheryl Crow lobte Jolie in einem Tweet „für ihren Mut und Tiefgang“, ihre Geschichte mitzuteilen: „So tapfer.“ Crow war selbst nach einer Krebsdiagnose erfolgreich operiert worden.

Ethikrats-Vorsitzende kritisiert die Entscheidung

Doch nicht alle können diesen radikalen Schritt nachvollziehen. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen, beurteilt Jolies Entscheidung skeptisch. Die „missionarische Absicht“ Jolies bezeichnete Woopen am Mittwoch bei DeutschlandRadio Kultur als schwierig.

„Ich halte nichts davon, es jedermann als die einzig richtige Lösung zu propagieren“, sagte Woopen. Der radikale Schritt Jolies sei nicht für jede Frau die richtige Wahl. Es gelte, zugleich auch auf die Rolle von regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen aufmerksam zu machen und Gentests, die ein erhöhtes Krebs-Risiko diagnostizierten, richtig einzuordnen, mahnte die Medizinethikern. Es sei ein Irrtum zu glauben, dass „alles, was in den Genen steht“, auch tatsächlich schon ein „festgeschriebenes Schicksal“ sei. Woopen warnte zu gleich vor dem Glauben, nur ein gesundes Leben sei ein sinnvolles Leben.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, wollte sich zu dem Fall der US-Schauspielerin nicht äußern. Er verwies aber vor Journalisten in Berlin allgemein darauf, dass das deutsche Gendiagnostikgesetz die Möglichkeit solcher Tests vorsehe. Wenn dann eindeutig ein Krebsrisiko vorhanden sei, liege es nach entsprechender Aufklärung durch den Arzt in der Entscheidung der Frau, sich für Vorsorgeuntersuchungen oder eine Operation zu entscheiden.