Willem-Alexander Claus George Ferdinand van Oranje-Nassau übernimmt den Thron der Niederlande. Reinildis van Ditzhuyzen spricht über die Besonderheiten des Thronwechsels in den Niederlanden.

Berlin. Am Dienstag übernimmt Willem-Alexander Claus George Ferdinand van Oranje-Nassau den Thron der Niederlande. Neben dem britischen Thronfolger Prinz Charles und seiner Frau Camilla sind Prinz Felipe von Spanien und seine Frau Letizia, Fürst Albert II. von Monaco sowie die Thronfolger von Belgien, Schweden und Dänemark anwesend. Auch aus Japan, Jordanien, Thailand und Katar werden die Vertreter des Adels erwartet. Über die Inthronisierung spricht Reinildis van Ditzhuyzen, 65, die sich mit der Geschichte der Oranier beschäftigt.

Hamburger Abendblatt: Weshalb wird Willem-Alexander nicht gekrönt?
Reinildis van Ditzhuyzen: Wir sind erst 1813 eine Monarchie geworden, davor waren wir jahrhundertelang eine Republik, und diese Traditionen wirken nach. Wir wollten uns einfach nicht den Kopf darüber zerbrechen, wer den König krönen soll. Ein Minister etwa, oder ein Geistlicher? Aus der Geschichte kennen wir in den Niederlanden die Tradition der Huldigungen: Erst huldigt der Herr dem Volk und gelobt, seine Rechte und Pflichten wahrzunehmen, und dann gelobt das Volk dem Herrn die Treue. Im Geiste dieses Ritus läuft auch die Amtseinführung ab.

Warum wird Máxima Königin, wenn ihr Schwiegervater Prinz bleiben musste?
van Ditzhuyzen: Unsere Verfassung kennt nur einen König, selbst wenn das wie im Falle von Beatrix ein weiblicher König ist. Daneben kann es selbstverständlich keinen weiteren Monarchen geben, also musste Beatrix’ Mann Claus ein Prinz bleiben. Weil Máxima eine Frau ist, darf sie sich Königin nennen. Eine Monarchie gründet sich eben auf Rituale, die nicht immer logisch sind.

Die Party in Amsterdam kostet zwölf Millionen Euro. Stört das jemanden?
van Ditzhuyzen: Ach, die Niederländer jammern doch immer, dass alles zu teuer ist. Aber das wird ein Riesenfest für uns alle. Ich beschwere mich ja schließlich auch nicht, wenn Millionen für irgendwelche sinnlosen Fußballfeiern ausgegeben werden, die mich nicht interessieren.

Wer übernimmt eigentlich die Kosten für das Fest?
van Ditzhuyzen: Die Kosten teilen sich die Regierung, die Stadt Amsterdam und das Königshaus. Unterm Strich bedeutet das natürlich, die Kosten zahlt der Steuerzahler.

Welche Erwartungen haben die Holländer denn an dem Tag?
van Ditzhuyzen: Na, wir hoffen natürlich alle auf ein großes Fest. Und dass es keine Idioten gibt, die eine solche Massenveranstaltung stören wollen. Es werden 800.000 Besucher erwartet, die Sicherheitsvorkehrungen sind entsprechend hochgefahren worden. So einen Thronwechsel erlebt man ja nicht alle Tage, dazu kommt es ja im Normalfall nur alle 30 Jahre.

Welche Gäste aus Adel und Politik werden denn erwartet?
van Ditzhuyzen: Das Protokoll schreibt vor, dass nur Kronprinzen und Kronprinzessinnen kommen dürfen. Willem-Alexander muss als frischgekröntes Staatsoberhaupt zuerst den anderen, älteren Staatsoberhäuptern seine Aufwartung machen. Deshalb kommt zum Beispiel der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck nicht. Erwartet werden also die europäischen Thronfolger, wie zum Beispiel Prinz Charles aus England oder Viktoria von Schweden. Als ich vergangene Woche mit Prinz Willem-Alexander sprach, wusste er selbst noch nicht ganz genau, wer kommt.

Sie waren beim Prinzen?
van Ditzhuyzen: Ja, wieso denn nicht?

Und wie ging es ihm so, war er kurz vor dem Thronwechsel nervös?
van Ditzhuyzen: Ich war ganz erstaunt darüber, wie locker er war. Der freut sich richtig darauf, jetzt König zu werden. Ich begleite ihn ja schon länger und kenne ihn von unzähligen Staatsbesuchen. Normalerweise ist er ziemlich verkrampft, wenn die Presse dabei ist. Als ich ihn nun das letzte Mal gesehen hab, war er dagegen richtig gelöst. Der ist einfach bereit für den Job, und will ihn jetzt auch machen.

Hat er Ihnen vielleicht auch noch verraten, welche Befürchtungen er für die Zukunft hat?
van Ditzhuyzen: Na, Sie müssen jetzt auch nicht glauben, dass so ein Prinz alles sagt, was er denkt. Ich hab ihn zum Beispiel gefragt, was er von diesem unsäglichen Königslied hält, das da für ihn komponiert worden ist. Natürlich sagt er nicht, dass er es ganz furchtbar findet. Er muss in seiner Stellung die Worte gut abwägen. Und so hat er eben diplomatisch erklärt, er freue sich, dass ihm zu Ehren ein Lied geschrieben worden ist.