Auf dem Weg vom Gefängnis in den Gerichtssaal hat der Angeklagte Mukesh Singh über Brustschmerzen geklagt und wurde daher ins Krankenhaus gebracht. Wann der Prozess fortgesetzt wird, ist noch unklar.

Neu Delhi. Im Fall der tödlichen Gruppenvergewaltigung einer jungen Inderin ist ein Angeklagter am Montag wegen Brustschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der Anwalt von Mukesh Singh bemängelte, die gesundheitlichen Beschwerden seines Mandanten seien nicht richtig ernst genommen worden. Mukesh Singh ist der Bruder des in dem Fall ebenfalls angeklagten Ram Singh, der vor zwei Wochen in seiner Gefängniszelle tot aufgefunden worden war.

Mukesh Singh habe auf dem Weg vom Gefängnis in den Gerichtssaal über Brustschmerzen geklagt und sei daher ins Krankenhaus gebracht worden, berichtete die Nachrichtenagentur Press Trust of India unter Berufung auf eine Mitteilung von Staatsanwalt Dayan Krishnan an das Gericht. Die Fortsetzung des Prozesses in Neu Delhi wurde daher verschoben.

Singhs Anwalt M.L. Sharma sagte, obwohl sein Mandant starke Brustschmerzen gehabt habe, hätten die Ärzte im Safdarjung-Krankenhaus ihn nur ein paar Minuten lang untersucht. Dann hätten sie diagnostiziert, dass er unter Blähungen leide, und ihm Schmerzmittel verschrieben.

„Wenn jemand über Brustschmerzen klagt, sollte man nicht wenigstens sein Herz untersuchen?“, kommentierte Sharma die Untersuchung. „Wie können sie ihn nur zurückschicken und sagen, das Gericht wartet?“ Sein Mandant habe weiterhin Schmerzen. Laut Sharma veranlasste das Gericht jedoch, dass Singh im Gefängnis erneut von einem Arzt untersucht wird.

Mukesh Singh ist der Bruder von Ram Singh, der vor zwei Wochen in seiner Gefängniszelle tot aufgefunden worden war. Nach Angaben der Behörden erhängte sich der in dem Fall ebenfalls angeklagte 34-Jährige an einem aus seinen Kleidern gefertigten Strang. Sein Umfeld wies die Selbstmordthese jedoch zurück. Nach dem Tod von Ram Singh richtet sich der Prozess noch gegen vier Männer, die im Dezember in Neu Delhi eine 23-jährige Studentin so brutal vergewaltigt und misshandelt haben sollen, dass sie ein paar Tage später starb. Gegen einen weiteren, 17-jährigen Verdächtigen läuft ein Prozess nach Jugendstrafrecht.

Der Fall hatte in Indien und weltweit Entsetzen hervorgerufen. In Indien gab es Demonstrationen gegen die verbreitete Gewalt gegen Frauen. Seit der aufsehenerregenden Tat im Dezember machten mehrere weitere Fälle Schlagzeilen. Für Entsetzen sorgte etwa die Gruppenvergewaltigung einer Schweizer Touristin Anfang März.

Am Montag erklärte die Polizei im ostindischen Kolkata, eine Studentin aus Südkorea sei in der Stadt in einem Bus belästigt worden. Zunächst hätten drei Männer versucht, sie am Einsteigen zu hindern, sagte ein Polizeivertreter. Dann seien sie hinter der Frau in den voll besetzten Bus gestiegen und hätten sie an Brust und Po angefasst. Die Frau sei, verfolgt von den Männern, aus dem Bus gerannt und habe Hilfe gesucht. Ein Verdächtiger sei unmittelbar danach festgenommen worden.

Das indische Unterhaus hatte vergangene Woche ein Gesetz zur Verschärfung der Strafen für Vergewaltiger verabschiedet. Demnach soll Gruppenvergewaltigung künftig mit mindestens 20 Jahren Gefängnis, unter Umständen aber auch mit lebenslanger Haft bestraft werden. Falls das Vergewaltigungsopfer stirbt oder langfristig ins Koma fällt, kann die Todesstrafe verhängt werden.