Tausende Menschen haben sich in vielen Ländern seit Tagen und Wochen auf den Weltuntergang vorbereitet. Noch ist er ausgeblieben.

Hamburg. Der Weltuntergang ist am Freitag – zumindest vorerst – ausgeblieben. Auch in Mexiko, der Heimat der Maya, brach der 21. Dezember an, ohne dass es zur prophezeiten Apokalypse kam. Einige Endzeitjünger glauben, dass es mit dem Auslaufen des Kalenders der Maya am Freitag um 0 Uhr zum Weltuntergang oder einem anderen besonderen Ereignis kommen wird.

Tausende Menschen hatten sich in Mexiko und in vielen anderen Ländern bereits seit Tagen und Wochen auf den Weltuntergang vorbereitet. Schamanen, Seher und allerlei andere Spirituelle versammelten sich am Donnerstag unter anderem in der Stadt Merida in Yucatan in der Nähe der alten Maya-Ruinen von Chichen Itza. „Das ist nicht das Ende der Welt. Es ist der Anfang einer neuen Welt“, sagte eine von ihnen, Star Johnsen-Moser, bei der Feier. Ein anderer erwartete, dass die Menschheit am Freitag die Fähigkeit zur Telepathie und Telekinese erlangen würde.

Die Verwalter der mexikanischen Maya-Stätte Chichén Itzá auf der Halbinsel Yucatán haben zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um die Anlage mit der berühmten Kukulcán-Stufenpyramide vor dem Touristenansturm zu schützen. Schon seit 2006 dürfen Besucher nicht mehr auf die Pyramide steigen.

„Schade, sehr schade, woanders kann man auf die Pyramiden steigen, hier ist alles geschlossen“, klagte ein Tourist aus Stuttgart, der mit seiner Frau wegen des erwarteten Andrangs schon am Donnerstag nach Chichén Itzá gereist war. „Und wenn dann die Welt untergeht, sind wir dabei nicht mehr in erster Reihe.“

Auch in anderen Teilen der Welt verstrich der Zeitpunkt der Apokalypse ohne besondere Vorkommnisse. „Die Welt ist nicht untergegangen. Mit freundlichen Grüßen, Neuseeland“, war nach 0.00 Uhr (Ortszeit) von einem Nutzer auf dem sozialen Netzwerk Imgur zu lesen. Zu diesem Zeitpunkt war der 21. Dezember in Mexiko allerdings noch fast einen ganzen Tag entfernt.

Im Elsass wird für Ängstliche ein Bunker geöffnet. Das südfranzösische Dorf Bugarach mit einem sagenumwobenen Berg schottet sich gegen Katastrophenjünger ab, die dort die Rettung durch Außerirdische erwarten.

Auch in Deutschland sind Veranstaltungen geplant, etwa in Dresden mit dem Philosophen Peter Sloterdijk in der Universitäts- und Landesbibliothek, die eine wertvolle Maya-Handschrift besitzt. Eine Darstellung am Ende des Dokuments zeigt ein Wasser speiendes Reptil. Apokalyptiker sehen darin die Ankündigung einer Sintflut.

Die angeblich bevorstehende Apokalypse beschäftigte viele Deutsche. So berichtete ein Sprecher der Polizei in Essen von mehreren besorgten Anrufern, die sich in der Nacht zum Freitag nach dem Weltuntergang erkundigt hätten. Auf die Frage, ob er sie habe beruhigen können, sagte er nur: „Ich bin nicht sicher.“ Die Hamburger gehen dagegen gelassen mit dem vermeintlichen Weltuntergang um. Bei Polizei und Feuerwehr in der Hansestadt blieben die Telefone still. „Hier scheint man optimistischer eingestellt zu sein als anderswo“, sagte Feuerwehrsprecher Manfred Stahl.

Die Maya hatten einen beeindruckend genauen Kalender entwickelt, der die Zeit in Perioden von 394 Jahren – sogenannten Bak'tunen - maß. Einige Wissenschaftler glauben, dass der 13. Bak'tun-Zyklus am 21. Dezember endet und dann einfach eine neue Epoche beginnt. Andere Forscher haben aber auch andere Daten errechnet, die noch weiter in der Zukunft liegen.

Kritische Stimmen der indigenen Bevölkerung sprechen sich gegen die Vereinnahmung der Maya-Traditionen für politische und wirtschaftliche Zwecke aus. Die Feiern seien sensationsgierig organisiert worden, erklärte die guatemaltekische Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú.

Was bedeutet Apokalypse?

Die Angst vor dem Weltuntergang ist so alt wie die Menschheit selbst. Das Wort „Apokalypse“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet in seinem Ursprung „Enthüllung“ oder „Offenbarung“. Es dient aber auch als Bezeichnung für prophetische Schriften, die das Ende der Welt voraussagen. Altchristliche Apokalypsen aus dem 2. bis 7. Jahrhundert zum Beispiel thematisieren den Gegensatz von Himmel und Hölle, Gott und Teufel, den Kampf des Guten gegen das Böse. Sie schließen geistig und literarisch an die jüdischen Apokalypsen an.

Im Zentrum steht die Erwartung einer neuen Schöpfung nach dem Ende der bestehenden, von Grund auf verdorbenen Welt. Verbunden ist damit die Hoffnung auf ein neues irdisches Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.

Ein beliebtes Motiv in der bildenden Kunst sind die vier „Apokalyptischen Reiter“, die im Neuen Testament (in der Offenbarung des Johannes) erwähnt werden und als Sinnbilder für Krieg, Pest, Hungersnot und Tod stehen. Abgebildet sind sie unter anderem auf einem Holzschnitt von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1498.