Selten lässt sich mit den Ziffern so gut spielen. Das Jahr 2013 dürfte spannend werden, für Mathematiker, Esoteriker - und Abergläubische.

Berlin. Im Märchen von Dornröschen hat die 13. Fee keine Einladung und belegt die Schöne mit einem Fluch. Ein Hotelgast schläft selten im Zimmer Nummer 13. Und manch einer wagt sich am Freitag, dem 13., erst gar nicht aus dem Haus. Einige Fluggesellschaften haben keine 13. Sitzreihe in ihren Maschinen. In den Vereinigten Staaten wird in Hochhäusern der 13. Stock einfach nicht durchnummeriert - auf den zwölften folgt ungeniert der 14. Es gibt viele Geschichten, aber auch Ängste, die sich um diese Zahl ranken.

Das Jahr 2013 dürfte spannend werden, etwa für Mathematiker, Esoteriker - und Abergläubische. Letztere sehen sogar ein Unglücksjahr auf sich zukommen, denn bei dieser Zahl kann ja nichts Gutes herauskommen. Doch nicht nur die Zahl 13 fällt in der Ziffernfolge auf. Dahinter verbirgt sich noch mehr. "Ich spiele mit Daten und Zahlen, weil es einfach Spaß macht", sagt Zahlenexperte Heinrich Hemme, der an der Fachhochschule Aachen Physik lehrt - und legt gleich los. 20 minus 13 ist 7. "Sie ist in vielen Kulturen eine Glückszahl." 20 plus 13 ergibt 33: "Sie gilt als Todesalter Jesu." Das Magazin "The Economist" schrieb, dass in der neuen Jahreszahl alle Ziffern unterschiedlich sind, erstmals seit 1987.

Der Naturwissenschaftler zeigt eine Spur von Begeisterung, als er auf die Quersumme von 2013 verweist: 6. "Das ist etwas Besonderes und recht selten. Die 6 ist eine vollkommene Zahl, also eine Zahl, die gleich der Summe ihrer Teiler außer sich selbst ist. Die nächstgrößere vollkommene Zahl ist 28." Nach dem Jahr 1500 sei die Quersumme der Jahreszahl erst zweimal wieder ein vollkommene Zahl gewesen: 1999 und 2004. Im Kalender steht, dass 2013 zwei Freitage hat, die auf einen 13. fallen, im September und Dezember. Ohnehin gibt es keine andere Kombination aus Wochentag und Tageszahl, die häufiger vorkomme. "Das ist reine Mathematik, kein Aberglaube."

Beschleicht den Professor ein merkwürdiges Gefühl, wenn er an das kommende Jahr denkt? "Ich bin da völlig leidenschaftslos", sagt Hemme. Er denke rational und habe noch nicht einmal eine Lieblingszahl. Nicht wenige Menschen sind jedoch zumindest ein wenig abergläubisch. "Jede Art von Glauben gibt Halt", erklärt Psychologe Peter Groß. Das könne der Glaube an Gott, Feen oder eben Zahlen sein. So fühlten sich manche Menschen sicher: "Ich bin der Wissende und kann mich schützen."

Nach Ansicht des Psychologen "korreliert die Anfälligkeit für den Aberglauben ein bisschen mit dem Bildungsniveau". Je höher der Bildungsgrad, desto stärker sei das Rationale ausgeprägt, "da das gesamte Bildungssystem uns ja ständig Ratio und Logik abverlangt", sagt der Psychologe. Mancher Aberglaube setze sich im Laufe der Zeit - etwa wegen selektiver Wahrnehmung - einfach fest. "Was die meisten glauben, wird für die Wahrheit gehalten und nicht mehr hinterfragt." Freitag, der 13., gilt nicht nur einigen Menschen in Deutschland als Unglückstag. Skepsis ist auch in Österreich und in den Niederlanden angesagt. In Griechenland und auf Zypern ist der gefährliche Tag allerdings nicht Freitag, sondern Dienstag, der 13., weil an einem solchen im Jahr 1453 Konstantinopel an die Osmanen gefallen ist. Im sonst sehr abergläubischen China hat das Jahr 2013 oder die Zahl 13 keine besondere Bedeutung. In der jungen Popkultur dort und in Taiwan wird aber mit Worten und Zahlen gespielt: Die Aussprache von 2013 auf Chinesisch klingt ein bisschen wie "Ich liebe dich ein ganzes Leben". Ein guter Tag für eine Hochzeit ist also zum Beispiel der 13. Januar 2013 wegen der doppelten 13: "Ich liebe dich ein ganzes Leben und noch ein ganzes Leben" - also besonders lange.

In Frankreich weckt die Zahl 13 unterschiedliche Assoziationen. Einige Menschen vermeiden es unbedingt, mit dieser Anzahl Menschen um einen Tisch zu sitzen. In der Provence werden zu Weihnachten dagegen zum "le gros souper" 13 Desserts gereicht, bestehend aus getrockneten und frischen Früchten und speziellen Kuchen. Beim Tarot-Spiel, das aus Frankreich stammen soll, heißt die Karte mit der Nummer 13 übrigens "La Mort", der Tod.

Ein Ursprung für die Furcht vor der 13 - im Volksmund einst "Dutzend des Teufels" genannt - liegt wohl in der christlichen Religion. Zwölf Tore hatte die himmlische Stadt Jerusalem in der Bibel und zwölf Jünger folgten Jesus Christus. Aber beim letzten Abendmahl saßen 13 Menschen am Tisch - der 13. war der Verräter Judas.

Wer an die Mystik der Zahlen glaubt, kann ja am Ende dieses Jahres ein persönliches Resümee aufstellen. Denn 2012 müsste danach ein Glücksjahr sein, gilt doch die Zwölf - das runde Dutzend - als große kosmische Zahl und Maß der Vollkommenheit: Der Tag hat zweimal zwölf Stunden, zwölf Monate hat das Jahr, zwölf Tierkreiszeichen funkeln am Firmament.