Bei vielen Menschen wurden Erinnerungen an das verheerende Erdbeben von 1976 wach. Guatemala hat wieder Dutzende Tote zu beklagen.

Guatemala-Stadt. Bei dem folgenschwersten Erdbeben in Guatemala seit fast 40 Jahren sind nach neuesten Angaben mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen 16 Kinder. Da noch rund 20 Einwohner vermisst werden, befürchten die Behörden, dass die Opferzahl noch steigen könnte. Rund 150 Menschen wurden verletzt, teilte der Katastrophenschutz des mittelamerikanischen Landes nach Medienberichten vom Donnerstag mit.

Das Beben der Stärke 7,2 hatte am Mittwochmorgen (Ortszeit) vor allem im Westen Guatemalas an der Grenze zu Mexiko schwere Schäden verursacht. Rund 30 Nachbeben versetzten die Bevölkerung seitdem immer wieder in Angst und Schrecken. Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Am stärksten trafen die Erdstöße das Department San Marcos, in dem 40 Menschen ums Leben kamen. In der Ortschaft San Cristóbal starben zehn Mitglieder einer Familie, die unter den Trümmern ihres Hauses begraben wurden. In El Arenal wurden sieben Arbeiter eines Kieswerks von einer umstürzenden Mauer erschlagen, wie die Zeitung „La Prensa Libre“ berichtete.

Zahlreiche Lehmhütten in der Region stürzten ein, Strom und Wasserversorgung fielen aus. Erdrutsche blockierten mehrere Straßen. „Es fällt schwer, so viel Leid und Trauer ansehen zu müssen“, sagte Präsident Otto Pérez, der mit einem Hubschrauber in das Gebiet flog, um sich persönlich ein Bild der Lage zu verschaffen.

Auch der Sitz der Regionalregierung, die Polizeizentrale und das Gefängnis von San Marcos wurden schwer beschädigt, wie Gouverneur Aroldo Rivera sagte. Fast 100 Häftlinge hätten in andere Gefängnisse verlegt werden müssen. Die Regierung mobilisierte rund 2000 Soldaten und 500 Polizisten, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen.

Die Erdstöße waren auch in Mexiko-Stadt sowie in El Salvador und Nicaragua zu spüren. Im mexikanischen Bundesstaat Chiapas wurden einige Gebäude beschädigt. Das Zentrum des Bebens lag vor der Küste Guatemalas im Meer. Vorübergehend galt für Teile der mittelamerikanischen Pazifikküste eine Tsunami-Warnung. Im Februar 1976 hatte ein verheerendes Beben in Guatemala mehr als 20.000 Einwohner das Leben gekostet.