Sir Jimmy Savile, verstorbener früherer Moderator des britischen Senders, soll sich mehrfach an jungen Mädchen vergangen haben.

London. Die britische Rundfunkanstalt BBC gerät im Missbrauchs-Skandal um ihren früheren Moderatoren Jimmy Savile immer stärker unter Druck. BBC-Generaldirektor George Entwistle verteidigte das Verhalten des Senders, dem ein Vertuschen des Falles vorgeworfen wird, am Dienstag vor einem Parlamentsausschuss in London. Sobald er vom Ausmaß der mutmaßlichen Taten erfahren habe, habe er die Polizei eingeschaltet und alle nötigen Maßnahmen getroffen, erklärte Entwistle.

Es sei aber ganz klar, dass während der mutmaßlichen Vorfälle in den 1960er und 70er Jahren schwere Fehler gemacht worden seien. Die BBC bedauere dies zutiefst, wiederholte Entwistle eine frühere Entschuldigung des Senders.

Der frühere Moderator und DJ Jimmy Savile („Top of the Pops“) soll unzählige junge Mädchen sexuell missbraucht haben. Dabei soll er auch seine prominente Stellung bei der BBC ausgenutzt haben, und zum Beispiel Mädchen im Studio in seine Kabinen gelockt haben. Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet. Savile war vor rund einem Jahr mit 84 gestorben, zu Lebzeiten war er Untersuchungen der Polizei stets entgangen. Seit der Ausstrahlung eines TV-Programms über Savile Anfang Oktober auf dem Sender ITV melden sich fast täglich neue mutmaßliche Opfer.

Umgang der BBC mit dem Thema „wirft Fragen auf”

Die BBC hatte im Dezember 2011 wenige Wochen nach dem Tod Saviles eine Dokumentation über die Missbrauchsvorwürfe ausstrahlen wollen, diese dann aber kurzfristig zurückgezogen. Man habe dafür journalistische Gründe gehabt, hieß es zunächst. Die Sendung wurde schließlich am Montag ausgestrahlt, mehr als fünf Millionen Zuschauer schalteten ein.

Die Art und Weise, wie die BBC mit dem Fall umgegangen sei, werfe sehr ernsthafte Fragen danach auf, ob der Sender den Fall habe vertuschen und dadurch Peinlichkeiten habe vermeiden wollen, sagte der Vorsitzende des Parlamentsausschusses, John Whittingdale. „Das akzeptiere ich nicht“, sagte Entwistle.

„Ich gebe zu, dass es Zeiten gab, in denen wir für manche Dinge länger gebraucht haben, als das in einer perfekten Welt der Fall gewesen wäre.“ Man habe aber jetzt unter anderem mit einer internen Untersuchung alle nötigen Konsequenzen gezogen. Die Tatsache, wie Savile sich habe verhalten können und wie die BBC damals auf Vorwürfe reagiert habe, werfe definitiv viele Fragen auf. Er sei zuversichtlich, dass Ähnliches unter heutigen Vorgaben nicht mehr passieren könne, habe aber dennoch eine interne Untersuchung dazu in Auftrag gegeben.

Savile wurde auch vom Papst geehrt

Jahrzehntelang hatte Savile die beliebte Schlagersendung "Top of the Pops" präsentiert. Und mit seiner eigenen Show "Jim'll Fix it" (Jim arrangiert es), in der er Träume und Wünsche von Kindern erfüllte, machte er sich endgültig zu einer Institution im Land. Die Spenden, die er damit für wohltätige Zwecke einspielte, werden auf 40 Millionen Pfund (knapp 50 Millionen Euro) geschätzt.

1990 schlug Königin Elizabeth II. den Mann, der aus einfachen Verhältnissen stammte und im Zweiten Weltkrieg als Bergarbeiter schuftete, zum Ritter. Im selben Jahr wurde er auch mit dem vom Papst verliehenen Ritterorden des heiligen Gregor des Großen geehrt.

Heute stellt sich kaum noch jemand hinter Savile. Seine Familie hat seinen erst vor wenigen Wochen aufgestellten Grabstein in Scarborough entfernen und zertrümmern lassen. Einige Freunde verteidigen ihn und verweisen auf sein unermüdliches soziales Engagement. Ende November will die Polizei einen Bericht zu Savile vorlegen.