Er war der letzte seiner Art im alten Kraftwerk Boxberg und ist nun Geschichte. Die Freude über die Trümmer hält sich in Grenzen.

Boxberg. Die Schornsteine des alten Kraftwerkes in Boxberg in der Oberlausitz gibt es nicht mehr. Bei einer Sprengung am Sonnabend stürzte der letzte von einst vier rund 300 Meter hohen Industriegiganten unter den Augen etlicher Schaulustiger wie vorgesehen in wenigen Sekunden zu Boden. Die Schlote waren Anfang der 70er Jahre errichtet worden und das Wahrzeichen der rund 5000 Einwohner zählenden Gemeinde an der Grenze von Brandenburg und Sachsen. Zwei der Riesen wurden schon 2009 gesprengt, einer war Anfang der 90er Jahre mit einer Spezialtechnik abgebrochen worden.

„Es schwebt etwas Wehmut über diesem Tag“, sagte der Bürgermeister von Boxberg, Roland Trunsch (parteilos). „Wir hätten mit dem Schornstein als Wahrzeichen gut leben können.“ Vor allem nach 2009, als die beiden anderen Schlote weggesprengt wurden, sei dieser letzte den Leuten zunehmend ans Herz gewachsen. Es sei aber nicht möglich gewesen, ihn zu erhalten. Insgesamt wurden 1635 Löcher für den Sprengstoff in den Turm gebohrt, 11.000 Tonnen Beton mussten zu Fall gebracht werden.

Wer künftig in Boxberg nach Spuren des alten Kraftwerkes sucht, wird nicht enttäuscht. Teile davon stehen noch, darunter die imposante Maschinenhalle. Auch ein etwa 50 Meter hoher Stumpf des jetzt gesprengten Schornsteins ist geblieben – er soll aber abgetragen werden.

Das Kraftwerk Boxberg hat eine rund 40-jährige Geschichte. 1971 ging der erste Kraftwerksblock in Betrieb. In Spitzenzeiten waren fast 4800 Arbeiter im Kraftwerk beschäftigt und weitere 3000 im nahe gelegenen Tagebau, heißt es bei Betreiber Vattenfall.

Boxberg ist heute das zweitgrößte Werk von Vattenfall in Deutschland. Am 11. Oktober nimmt ein neuer Block offiziell seinen Betrieb auf. Das Kraftwerk kann dann bei maximaler Auslastung mehr als vier Millionen Haushalte mit Strom versorgen.