Noch immer tappen die Experten bei der Suche nach der Ursache im Dunkeln. Höhepunkt der Krankheitswelle wohl überschritten.

Berlin. Bei der Suche nach dem Auslöser der massenhaften Magen-Darm-Erkrankungen in Ostdeutschland tappen die Experten vorerst weiter im Dunkeln. Die Analysen werden sich möglicherweise noch Tage hinziehen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) verzeichnete derweil mehr als 10.000 Erkrankte. Da die Zahl demnach jedoch vorwiegend auf Nachmeldungen beruht, verdichten sich die Hinweise, dass die bislang größte Krankheitswelle dieser Art in Deutschland ihren Höhepunkt überschritten hat. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) forderte am Mittwoch schnellere Meldepflichten bei Infektionskrankheiten.

Die Labortests seien sehr komplex, es gebe noch keinen Termin für ein Ergebnis, sagte die Sprecherin des Bundesamtes für Verbraucherschutz, Nina Banspach, der dapd in Berlin. Das größte Problem für die Wissenschaftler sei, dass noch niemand wisse, wonach zu suchen sei. Als Auslöser sei der Norovirus möglich, aber auch Toxine kämen in Betracht. Dies seien Gifte, die in der Stoffwechselproduktion von Bakterien entstünden. Weil Magen-Darm-Erkrankungen mit „relativ unspezifischen Symptomen“ verbunden seien, müssten Forscher unterschiedliche Tests durchführen. Dies koste viel Zeit, sagte Banspach.

Darüber hinaus prüften die Behörden Lieferwege des möglicherweise belasteten Essens in Schulkantinen und Horten. Das Catering-Unternehmen Sodexo steht unter Verdacht, verdorbenes Essen gebracht zu haben.

Bahr wirft Ländern Blockadehaltung vor

„Der aktuelle Ausbruch zeigt uns, wie schnell solche Situationen auftreten können und wie wichtig es ist, dass die zuständigen Stellen in den Ländern und beim Bund gut vorbereitet sind“, sagte Gesundheitsminister Bahr den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“ (Mittwochausgabe). Er warf den Ländern eine Blockadehaltung vor. Es sei bedauerlich, dass das vom Bundestag dazu beschlossene Gesetz immer noch nicht in Kraft sei. Die Regelungen, die die Bundesregierung als Konsequenz aus dem EHEC-Ausbruch vom vergangenen Jahr auf den Weg gebracht habe, könnten dadurch noch nicht umgesetzt werden.

Bahr geht von einem weiteren Rückgang der Magen-Darm-Erkrankungen aus. „Die Welle der Erkrankungen ebbt ab“, sagte er. „Zum Glück waren die Erkrankungen kurz und hatten keine schweren Verläufe.“

Die Zahl von 10.000 Kranken ist aber möglicherweise noch keine endgültige Zahl: So korrigierten die Berliner und Thüringer Gesundheitsverwaltungen ihre Zahlen einige Zeit nach der RKI-Zählung in Abweichung dazu leicht nach oben.