Mehr als 250 Menschen starben in den Trümmern. Tausende mussten die Nacht im Freien verbringen. Der Iran lehnt jedoch jegliche Hilfe ab.

Teheran. Nach dem verheerenden Erdbeben im Nordwesten des Iran mit mindestens 250 Toten und mehr als 2.600 Verletzten haben etliche Länder ihre Hilfe angeboten, darunter Deutschland und die USA. Der iranische Innenminister Mohammed Najjar bestätigte die Hilfsangebote am Sonntag, lehnte sie jedoch ab. Bereits am Nachmittag hatte das Staatsfernsehen das Ende der Suche nach Verschütteten gemeldet. Überlebende berichteten von ihrer Panik, als die Erdstöße einsetzten. In der betroffenen Provinz Ost-Aserbaidschan ordneten die Behörden eine zweitägige Trauer an.

„Unsere Gedanken sind bei den Familien jener, die ihr Leben verloren haben“, teilte das Weiße Haus in einem Kondolenzschreiben an die Opfer mit. Die USA wünschten den Verletzten eine rasche Genesung, hieß es weiter. „Wir sind bereit, in dieser schwierigen Zeit Hilfe zu leisten.“ Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) kondolierte. Deutschland stehe bereit, um dem Land zu helfen, schrieb er. Der Iran brauche keine Unterstützung von außen und könne die Lage selbst bewältigen, sagte indes Innenminister Najjar.

Die Bilanz der schweren Erdbeben ist verheerend: Mindestens 20 Dörfer wurden vollständig dem Erdboden gleich gemacht. Die halbamtliche Nachrichtenagentur Mehr berichtete sogar von mindestens 277 Toten. 16.000 Menschen verloren ihre Häuser. Rettungsteams errichteten mehr als 5.000 Zelte; mehr als 1.100 Rettungskräfte hatten die Nacht über Verschüttete aus Trümmern befreit und waren zu entfernt gelegenen Ortschaften vorgestoßen.

Das erste Beben der Stärke 6,3 ereignete sich nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) um 16.23 Uhr (Ortszeit) nordöstlich der Millionenstadt Täbris. Laut Fernsehbericht lag das Epizentrum zwischen den Städten Ahar und Haris, rund 500 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Teheran. Elf Minuten später folgte demnach das zweite Erdbeben mit einer Stärke von 6,1. Den Angaben zufolge lag das Epizentrum dabei lediglich 48 Kilometer nordöstlich von Täbris. In der Nacht folgten 36 Nachbeben.

„Es fühlte sich wie das Ende der Welt an“

Überlebende beschrieben die heftig wackelnden Wände, als die Erde zu beben begann. „Als das Beben zuschlug, war das so, als ob eine Schlange zubeißt. Es war die schlimmste Erfahrung meines Lebens“, sagte der Anwohner Mortesa Dschawid. Er habe in der Nacht mit seinem Auto mehr als ein Dutzend Verletzte in Krankenhäuser gefahren. Naimeh Alapur verließ in Panik ihr Haus in Täbris, als sie das Beben spürte. „Ich schnappte mir einfach mein Kind und rannte die Treppen herunter. Der Aufzug war kaputt. Ich weiß nicht, wie ich die neun Stockwerke herunterlaufen konnte“, erzählte sie. „Es fühlte sich wie das Ende der Welt an.“

Sekunden vor dem ersten Erdstoß fingen nach Angaben eines weiteren Überlebenden Krähen an, heftig zu krächzen. Erst nach dem Beben habe er verstanden, dass die Vögel die Menschen gewarnt hatten, sagte er. Der Iran liegt in einem seismisch sehr aktiven Gebiet: Im Durchschnitt gibt es in dem Land ein leichtes Erdbeben pro Tag. Bei einem heftigen Beben 2003 in der im Südosten gelegenen Stadt Bam kamen rund 26.000 Menschen ums Leben.

Mit Material von dapd