Grausame Bluttat im Kinderzimmer: Mitten in der Nacht soll ein Mann auf einen Achtjährigen eingestochen haben. Mutmaßlicher Täter war Freund der Mutter. Er litt unter Depressionen.

Oberhausen. Ein 27-Jähriger soll in der Nacht zum Donnerstag den Sohn seiner Freundin in Oberhausen erstochen haben. Der Mann nahm Medikamente wegen Angstzuständen und Depressionen, wie die Polizei mitteilte. Er wurde festgenommen. Es ist bereits die zweite Kindstötung innerhalb weniger Tage im Ruhrgebiet: Erst am vergangenen Freitag wurden drei Geschwister in Dortmund getötet.

Der mutmaßliche Täter konnte zunächst nicht vernommen werden, weil er sich selbst mit dem Tatmesser schwer verletzt hatte und in ein künstliches Koma versetzt werden musste. Die Verletzungen sind den Angaben zufolge nicht lebensgefährlich, er hat aber viel Blut verloren, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mitteilte. Die Polizei will ihn vernehmen, sobald er aus dem künstlichen Koma erwacht ist. Die Obduktion ergab, dass zwei Mal auf den Jungen eingestochen wurde. Ein Stich war tödlich.

Die Mutter war in der Nacht zum Donnerstag wach geworden, weil ihr Freund mit einem Messer unruhig in ihrer Wohnung umherlief. Wegen der Geräusche wachte auch der Sohn der Frau auf. Daraufhin eilte der Mann der Polizei zufolge in das Kinderzimmer und stach mit dem Messer auf das Kind ein. Der Achtjährige erlitt schwere Verletzungen. Die Mutter nahm den Jungen und rannte mit ihm auf die Straße. Passanten informierten Polizei und Rettungsdienst. Beamte konnten das Kind zunächst wiederbeleben, es starb aber später im Krankenhaus.

Annegret Sante, eine Zeugin aus der Nachbarschaft, hörte die verzweifelten Schreie der Mutter. „Ich hörte die Mutter rufen: 'Hilfe, hilfe, mein Kind! Ruf' einer die Polizei, der verblutet!'“, sagte die Frau. Ein Augenzeuge berichtete, das gesamte Treppenhaus sei voller Blut, die Blutspur ziehe sich quer über die Straße in der Oberhausener Innenstadt.

Die Polizei nahm den mutmaßlichen Täter in der Wohnung fest. In der Vergangenheit sei er bereits als psychisch gestört auffällig geworden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Demnach nahm der Mann Medikamente gegen Depressionen und Angstzustände. Er war seit einem halben Jahr mit der Mutter des Kindes zusammen und lebte der Sprecherin zufolge in „völlig normalen Verhältnissen“.

Der Mann wohnte nicht mit der 28-Jährigen zusammen. Es habe vorher auch keinen Streit zwischen den beiden gegeben. Wie die Sprecherin weiter sagte, ist er bislang nicht mit Gewaltdelikten aufgefallen. Der 27-Jährige soll dem Haftrichter vorgeführt werden, sobald er vernommen werden kann.

Für Anwohnerin Ayse Karadeniz ist die Tat unbegreiflich. „Ich habe den Junge da liegen gesehen“, sagt sie. Als sie in der Nacht den Lärm draußen gehört habe, habe sie gleich gewusst, dass „da was passiert ist“. Vor allem der 28-jährigen Mutter gilt nun ihr Mitgefühl. „Ich habe selber zwei Söhne“, sagt sie.

Faton Krasnici ist überrascht, dass der 27-Jährige zum Täter wurde. „Mein Freund kennt ihn und sagt, dass er ein ganz ruhiger Junge ist“, berichtet der Nachbar. Dass der Festgenommene psychiatrisch behandelt wird, sei bekannt gewesen. „Es ist schrecklich, dass so etwas in der Nachbarschaft passiert“, sagt der 26-Jährige. Schließlich habe er selbst „ein kleines Kind“.

Neben der Trauer kocht bei einigen Anwohnern und Bürgern offenbar auch die Wut hoch. „Ich wohne seit 50 Jahren hier, früher ist so etwas nie passiert. Das liegt an den Leuten, die hier hinziehen“, echauffiert sich eine ältere Frau, die offenbar gerade vom Einkaufen kommt. Eine radikale Lösung favorisiert ein vorbeifahrender Autofahrer: „Todesstrafe, Todesstrafe“, skandiert er lautstark aus dem Pkw.

Erst am vergangenen Freitag waren in Dortmund drei Geschwister im Alter von vier, zehn und zwölf Jahren getötet worden. Tatverdächtig ist die Lebensgefährtin des Vaters. Sie sitzt in Untersuchungshaft. (dapd)