Der Chemietanker „Marida Marguerite“ war rund 120 Seemeilen von der omanischen Stadt Salalah entfernt, als er angegriffen wurde.

Salalah/London. Ein deutscher Chemietanker ist vor der Küste Omans von Piraten gekapert worden und war am Sonntag vermutlich auf dem Weg nach Somalia. Das sagte ein Sprecher der EU-Marinemission Atalanta. Die Seeräuber hatten die „Marida Marguerite“ am Samstag in ihre Gewalt gebracht. Das 13000-Tonnen-Schiff fährt unter der Flagge der Marschall-Inseln, hat aber einen deutschen Eigner. Die niederländische Marine setzte unterdessen vor Somalia elf gefangen genommene Piraten wieder auf freien Fuß.

Der Crew der „Marida Marguerite“ – 19 Inder, ein Ukrainer und zwei Mann aus Bangladesch – gehe es gut, erklärte der Atalanta-Sprecher. Einige von ihnen hätten es während des Angriffs geschafft, sich in einem Raum einzuschließen. „Wir gehen davon aus, dass es ein bis zwei Tage dauern wird, bis wir wissen, wohin die Piraten das Schiff gebracht haben. Wir beobachten die Situation.“

Das Schiff war rund 120 Seemeilen von der omanischen Stadt Salalah entfernt angegriffen worden. Die Piraten hätten sich dem Tanker in einem kleinen Boot genähert und Granaten und Schusswaffen abgefeuert. Die Crew berichtete, sie habe die Seeräuber an Bord klettern sehen. Ein anderes Handelsschiff versuchte nach Angaben von Atalanta, über Funk Kontakt zu dem Tanker aufzunehmen. Als Antwort kam jedoch die Aufforderung, nicht näher zu kommen.

In den Gewässern am Horn von Afrika wimmelt es von Piraten. Das von Chaos und Bürgerkrieg geprägte Somalia hat keine eigene Küstenwache. Auch eine Armada internationaler Kriegsschiffe der EU, der NATO, ostasiatischer Staaten, Indiens und Russlands hat bisher das Problem nicht in den Griff bekommen. Derzeit halten somalische Piraten mehr als 300 Seeleute fest.

Auch deutsche Schiffe sind immer wieder Opfer von Überfällen im Indischen Ozean und im Golf von Aden. Im April 2009 hatten Piraten vor Somalia das deutsche Containerschiff „Hansa Stavanger“ in ihre Gewalt gebracht. Die 24-köpfige Besatzung, darunter fünf Deutsche, und das Schiff wurden erst Monate später gegen Zahlung eines Lösegeldes in Höhe von 2,7 Millionen Dollar (2,1 Millionen Euro) freigegeben. Erst vor wenigen Tagen hatten niederländische Marinesoldaten das Containerschiff „Taipan“ aus der Gewalt somalischer Piraten befreit. Unter der Besatzung, die unverletzt blieb, waren auch zwei Deutsche.

Die niederländische Marine hat vor Somalia elf mutmaßliche Piraten zunächst gefangen genommen und kurz darauf an der Küste wieder frei gelassen. Das bestätigte das Verteidigungsministerium in Den Haag am Samstag. Die drei Boote der Somalier seien beschlagnahmt worden. Da kein Land in der Region noch bereit ist, somalische Seeräuber vor Gericht zu stellen, bleibt der Anti-Piraten-Einsatzgruppe „Atalanta“ der EU oft nichts anderes übrig, als Verdächtige wieder frei zu lassen.

Auch Russland hatte am Vortag zehn Piraten frei gelassen und dies mit fehlenden Regelungen zur internationalen Strafverfolgung begründet. Vor Somalia kaperten Piraten auch einen taiwanesischen Fischkutter, wie am Wochenende bekannt wurde. Die Reederei hatte bereits am Donnerstag den Funkkontakt zu dem Schiff verloren.