Knapp ein Jahr nach dem Blutbad bei einer Hochzeit im südosttürkischen Dorf Bilge wurden die Täter zu lebenslanger Haft verurteilt.

Istanbul. Knapp ein Jahr nach dem Tod von 44 Menschen bei dem Hochzeits-Massaker in dem südosttürkischen Dorf Bilge hat ein Gericht die Hauptangeklagten zu lebenslangen Haftstrafen ohne Aussicht auf Begnadigung verurteilt. Die sechs Hauptbeschuldigten erhielten für jedes der 44 Opfer je eine lebenslange Strafe, wie türkische Medien am Montag meldeten. Ein minderjähriger Mittäter wurde pro Todesopfer zu 15 Jahren Haft verurteilt. Ein Anwalt der Angeklagten kündigte Einspruch gegen das Urteil an.

Am Abend des 4. Mai des vergangenen Jahres hatten bewaffnete Männer in dem Dorf Bilge in der südosttürkischen Provinz Mardin eine Hochzeitsfeier gestürmt und mit automatischen Waffen auf die Gäste geschossen. Unter den 44 Opfern waren viele Frauen und sieben Kinder. Das Verbrechen hatte in der Türkei und auch international für Bestürzung gesorgt.

Unmittelbar nach dem Massaker war vermutet worden, die Bluttat sei Folge eines Streits zwischen zwei Flügeln eines kurdischen Clans gewesen. Die Staatsanwaltschaft fand laut Anklageschrift bei ihren Ermittlungen aber keine Hinweise auf eine Familienfehde.

Im Verlauf des Gerichtsverfahrens sagte der Hauptbeschuldigte Mehmet C. aus, er habe das Massaker angeordnet, weil er herausgefunden habe, dass seine Frau mit einem anderen Mann aus dem Dorf ein Verhältnis gehabt habe. Der 14-jährige Sohn und der Bruder des Hauptbeschuldigten, die ebenfalls unter den Angeklagten waren, bestätigten diese Darstellung. Der angebliche Liebhaber der Ehefrau zählte zu den Opfern des Massakers, die Ehefrau überlebte.

Die Täter gehörten zu den sogenannten Dorfschützern, einer Ankara-treuen Kurdenmiliz, die mit der türkischen Armee gegen die kurdischen PKK-Rebellen kämpft. Da das Massaker zudem mit den vom Staat ausgehändigten Waffen der Dorfschützer verübt wurde, kam nach der Bluttat die Forderung nach einer Auflösung der Miliz auf.