Während Graz und Kroatien im Regen versinken, fiel in der Schweiz Schnee. Mindestens 13 Menschen kamen bei Gewittern und Stürmen ums Leben.

Hamburg. Unwetter über Europa: Mindestens 13 Menschen kamen am Wochenende bei Gewittern und Stürmen ums Leben. Unter den Toten sind auch sechs Bergsteiger, die im italienischen Aostatal und am französischen Mont Blanc trotz sehr schlechten Wetters unterwegs gewesen waren. Ein deutscher Rentner stürzte bei einer Wanderung im österreichischen Vorarlberg in den Tod, als er sich wegen einer drohenden Regenfront und starkem Wind schon auf den Rückweg gemacht hatte. In weiten Teilen Kroatiens verursachte ein Unwetter große Schäden. Auf einem Strand der Insel Krk verunglückte ein ungarischer Urlauber tödlich. Er wurde von Geröll erschlagen. Bei einem Open-Air-Musikfestival in der Slowakei brachte ein schwerer Sturm ein Festzelt zum Einsturz: Ein Mensch starb, 69 Besucher wurden verletzt.

An der Côte d'Azur wurde ein gekentertes Schnellboot entdeckt. Eine Leiche konnte geborgen werden, nach drei Vermissten wird noch gesucht. Zum Zeitpunkt des Unfalls vor der Küste von Saint-Tropez wehte ein heftiger Wind, das Meer war stark bewegt. Auch in Deutschland waren Einsatzkräfte nach Unwettern im Dauereinsatz, betroffen waren vor allem Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg.

Der wegen schwerer Überflutungen ausgelöste Katastrophenalarm in der österreichischen Stadt Graz wurde am Sonntagmorgen wieder aufgehoben. Auch in anderen Gebieten des Alpenlandes normalisierte sich nach heftigen Unwettern am Samstag die Lage wieder. Ein extremer Wetterumschwung von Sonne und Hitze am Freitag zu Unwettern und Kälte am Sonnabend hatte im ganzen Land zu Problemen geführt. Erdrutsche verschütteten Straßen, Keller liefen voll, Bäume knickten um und ab 1500 Metern Höhe fiel Schnee. In 4000 Haushalten in der Steiermark und ihrer Hauptstadt Graz fiel der Strom aus. Die Unwetter gepaart mit gesperrten Straßen und sehr starkem Reiseverkehr machten den Sonnabend nach Angaben des Verkehrsclubs ÖAMTC zudem zum bisher schlimmsten Stautag in diesem Jahr. Deutsche Urlauber auf dem Weg nach Italien mussten teils stundenlang ausharren.

In der Nähe der ligurischen Hafenstadt La Spezia starb in der Nacht zum Samstag ein Fischer. Der 49-jährige Italiener stand auf einem Bootsanleger im Hafen von Lerici und wurde von meterhohen Wellen ins Wasser gerissen. Alle Versuche, das Ufer zu erreichen, scheiterten an der unruhigen See. Bei mehreren Erdrutschen nach starken Gewittern starben in Borca di Cadore bei Belluno in der Region Venetien eine 82-jährige Frau und ihr 63 Jahre alter Sohn. Sie waren in ihrem Haus von einer Lawine aus Schlamm und Gestein überrascht worden, die das Dach zum Einsturz brachte.

Drei Bergsteiger aus Litauen verunglückten im Mont-Blanc-Massiv tödlich. Die drei waren in einer Gruppe von sechs auf etwa 3300 Meter Höhe unterwegs gewesen, sagte ein Sprecher der Bergwacht am Sonnabend in Chamonix. Einer von ihnen habe das Gleichgewicht verloren und die anderen beiden mitgerissen. Sie seien etwa 250 Meter tief gestürzt.

Am Freitag waren drei französische Bergsteiger am Monte Rosa im Aostatal ums Leben gekommen. Die Bergsteigergruppe war trotz schlechten Wetters aufgebrochen und hatte wohl aufgrund starken Nebels den Weg verfehlt, sagte der Chef der Bergwache Aostatal, Alessandro Cortonovis. Sie stürzten auf einer Höhe von 3900 Metern etwa 300 Meter in die Tiefe. „Es gibt einfach noch zu viele Menschen, die den Bergsport und vor allem die Wettervorhersagen auf die leichte Schulter nehmen“, sagte Cortinovis.

Nach den heftigen Unwettern in der Nacht zum Sonnabend entspannte sich die Lage an den Flüssen im Südwesten Deutschlands wieder. Lediglich der Wasserstand des Rheins werde bis Sonntagnachmittag noch auf 7,30 Meter am Messpunkt Karlsruhe-Maxau steigen, sagte eine Sprecherin der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale in Karlsruhe. Die Schiffe müssten etwas langsamer fahren, eingestellt werde der Schiffsverkehr aber erst ab 7,50 Metern. Der Rhein bei Basel war nach einer mehrstündigen Sperrung schon am Samstagabend wieder für den Schiffsverkehr geöffnet worden. Die Wasserstände von Neckar und Donau sanken am Sonntag.

Im Süden Deutschlands regnete es innerhalb von 24 Stunden mancherorts so viel wie sonst im ganzen Monat Juli. Von Freitagfrüh bis Sonnabendfrüh seien rund um den Bodensee fast überall mehr als 50 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Ansgar Engel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Die 30-Liter-Marke sei in einem Streifen zwischen Südwestdeutschland, Erzgebirge und Ostsee gebietsweise überschritten worden.

Wegen neuer Schneefälle in der Nacht führte ein Extrem-Berglauf am Sonntag nicht wie geplant auf die 2962 Meter hohe Zugspitze, sondern über eine Alternativroute auf die 1714 Meter hohe Grubigalm bei Lermoos in Tirol. „Die Wetterlage ist nicht das Problem, die ist stabil. Aber es hat so stark geschneit, dass die Gipfelwege unpassierbar sind“, sagte ein Sprecher. Auf dem Zugspitzgipfel liege der Schnee bis zu 60 Zentimeter hoch, zudem sei es dort um minus vier Grad kalt. Vor einem Jahr waren beim Zugspitzlauf nach einem Wettersturz zwei Teilnehmer an Erschöpfung und Unterkühlung gestorben.