Der Jackpot hielt mit 2,49 Millionen Euro nicht, was er zuvor versprach: Statt der erwarteten Mindestsumme von 60 Millionen Euro wurden nur noch 50 Millionen Euro eingenommen.

Hamburg. Die staatlichen Lottogesellschaften in Deutschland schlagen Alarm. Durch den Glücksspielstaatsvertrag gehen die Umsätze bundesweit zurück. Erstmals sind in der vergangenen Woche die Spieleinsätze für eine Sonnabendziehung unter die historische Tiefstmarke von 50 Millionen Euro gesunken. Die kuriose Folge: Statt drei Millionen, wie in der Werbung zuvor angekündigt, konnten die Lottogesellschaften am Montag nur noch 2,49 Millionen ausschütten - der Jackpot war zur Überraschung der Anbieter um 20 Prozent geschrumpft.

"Da es sich beim Lotto 6 aus 49 um eine Totalisator-Lotterie handelt, ist die Höhe der Gewinnränge direkt abhängig vom Spieleinsatz", sagt Norman Faber, Präsident des Deutschen Lottoverbandes. "Beim Lotto 6 aus 49 werden insgesamt 50 Prozent des Spieleinsatzes als Gewinne ausgeschüttet. Je weniger gespielt wird, desto weniger kann also auch gewonnen werden", erklärt Faber.

Der beworbene Jackpot von drei Millionen Euro war nach den üblichen Erfahrungen berechnet worden. Normalerweise werden am Wochenende mindestens 60 Millionen Euro eingenommen. "Bis zum Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags Anfang 2008 gab es für eine solche Prognose auch eine hinreichende Wahrscheinlichkeit", sagt Faber. "Seitdem sind aber durch Werbebeschränkungen, Internetverbot für Lotto und Restriktionen für gewerbliche Spielvermittler die Umsätze drastisch zurückgegangen." Beim Staatsvertrag geht es vor allem darum, Spieler vor der Sucht zu schützen. Deshalb wurden die Lottogesellschaften verpflichtet - wie schon die Spielbanken - Teilnehmer auf deren Wunsch zu sperren. Außerdem dürfen Lotto-Annahmestellen nicht mehr ohne deutlichen Warnhinweis, wie schon bei Zigaretten üblich, werben. Das Landgericht Berlin hat beispielsweise einer Annahmestelle in der Hauptstadt die Beschriftung mit dem Lotto-Kleeblatt untersagt. Diese sei nur erlaubt, wenn darauf die Warnhinweise zur Spielsucht in gleicher Deutlichkeit angebracht werden (Az.: 102 O 273/08). Somit verzichten Annahmestellen zunehmend auf Werbung.

Viele Lottospieler wählen inzwischen auch ausländische Lotterien, die bequem über das Internet erreicht werden können, weil dort die Gewinne höher sind. Dort fallen die Abgaben an den Staat weg. Und eine weitere Einschränkung nimmt den Deutschen die Lust am Lotto: Durch die für den 8. August angekündigte Verschiebung der Fernsehziehung der Lottozahlen am Sonnabend auf den späten Abend werde das Interesse an Lotto noch weiter sinken, bemängelt Faber. Lottospieler müssen künftig rund zwei Stunden länger auf die Live-Übertragung der Ziehung im Ersten warten. Sie findet jetzt nach der ARD-Unterhaltungssendung gegen 22 Uhr statt, wie die staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg in Stuttgart mitteilte. Bislang wurden die sechs Richtigen sowie die Gewinnzahlen in den Zusatzlotterien am Sonnabend um 19.50 Uhr ermittelt. "Die Lottogesellschaften werden ihre Jackpot-Ankündigungen der negativen Umsatzentwicklung anpassen müssen", sagt Faber. "Dadurch wird Lotto aber noch unattraktiver werden."