Er ist der ewige Pechvogel, der Meister aller Pannen. Dennoch oder gerade deshalb lieben Millionen den Erpel aus Entenhausen.

Frankfurt. Er ist immer knapp bei Kasse, hoffnungslos romantisch und ewig glücklos. Aber in der Comic-Metropole Entenhausen hat er es vom "Underduck" zur Kultfigur gebracht: Donald Duck, der cholerische Erpel aus dem Hause Walt Disney. Stets tritt er mit Matrosenanzug und blauer Mütze auf, und auf geheimnisvolle Weise ist Donald, der am 9. Juni 75 Jahre alt wird, nie gealtert.

1934 erblickte er bei der Uraufführung des Zeichentrickfilms "The Wise Little Hen" (Die kluge kleine Henne) das Licht der Welt. 1942 zeichnete der geniale Carl Barks (* 99) sein erstes Donald-Comic-Heft "Piratengold". Und in all seinen vielen Abenteuern bis ins Rentenalter hinein ist er sich treu geblieben. Donald ist ein Unglückswurm, ein Verlierer, der sich mit unerschütterlichem Optimismus immer neu den Tücken des Alltags stellt. Unnachahmlich sind seine Drohgebärden und seine quäkende Stimme im Film, die ihm jahrzehntelang Clarence Nash lieh, ein früherer Milchmann. "Mit seinen Wutanfällen und seiner Ungeduld sorgte er für unzählige Missgeschicke - Disneys Gegenentwurf zur immer friedlichen und ritterlichen Micky Mouse.

Arbeit ist für den berühmten Erpel etwas, das nur dann infrage kommt, wenn auch das Sparschwein seiner drei Neffen Tick, Trick und Track nichts mehr ausspucken will. Dann allerdings nimmt er jede Gelegenheit wahr, um Taler zu verdienen. Oft genug muss er sich bei seinem geizigen Geldonkel Dagobert verdingen. Wohl niemand in der realen Welt kann mit 75 Jahren auf so viel Berufserfahrung zurückblicken wie Donald: Feuerwehrmann, Tierpfleger, Museumsdiener, Gärtner, Glaser, Truthahnjäger, Schmied, Postbote, Zeitungsverkäufer, Fischzüchter, Schlangenbeschwörer, Haarkünstler, Theaterschauspieler, Zoowärter, Müllmann, Nachtwächter, Koch oder Wagenwäscher. Fast immer fällt die erhoffte Karriere wegen zu vieler Pannen ins Wasser. Doch stopp: Einmal durfte auch er der Held sein: Als schneidiger "Phantomias" bewahrt der Erpel Entenhausen vor so mancher Katastrophe. Ein Sonderfall.

Ein einziges Mal schlüpfte Donald im nationalen Interesse sogar in eine politische Rolle: Der US-Zeichentrickfilm "The Fuehrer's Face" von 1943 zeichnete einen Albtraum nach, in dem Donald sich als Arbeiter in einer Nazi-Munitionsfabrik wiederfindet. Hollywood ehrte den Erpel für diese Rolle sogar mit einem Oscar. Und im Jahr 2004 erhielt er einen eigenen Stern auf Hollywoods "Walk of Fame".

Während seinem Verwandten Gustav Gans als Glückskind alles in den Schoß fällt, ist Donald der kleinbürgerliche Pechvogel. Doch die Sympathien der gesamten duckschen Comic-Familie liegen bei ihm. Die oft nervigen Neffen nörgeln zwar oft an ihrem Onkel herum, lieben ihn aber über alles. Donalds einzige und ewige Liebe Daisy geht auch lieber mit ihm zum Tanzen, ins Kino oder zum Picknick, als ihre Zeit mit Vetter Gustav zu verbringen. Darum wird Donald auch mit 75 Jahren noch nicht in Rente geschickt: In Deutschland erscheint zum Jubiläum der Sonderband: "75 Jahre Superstar".