US-Präsident und Weltherrschaft wären laut Hollywood-Drehbuch wohl die nächsten Schritte in der Bilderbuch-Karriere von Arnold Schwarzenegger gewesen. Doch Anfang 2011 setzt das Aufwachen aus dem „Traum“ ein.

Los Angeles. Den „Amerikanischen Traum“ personifiziert ein Mann aus dem winzigen österreichischen Bergdorf Thal bei Graz wie kein zweiter: Bodybuilder, Mister Universum, Terminator, Gouverneur. US-Präsident und Weltherrschaft wären laut Hollywood-Drehbuch wohl die nächsten Schritte in der Bilderbuch-Karriere von Arnold Schwarzenegger gewesen. Doch Anfang 2011 setzt das Aufwachen aus dem „Traum“ ein: Dem Weg nach Washington steht die US-Verfassung im Wege. Im Ausland Geborene dürfen das höchste Staatsamt in den Vereinigten Staaten nicht bekleiden. Zudem kratzt eine publik gewordene außereheliche Eskapade gehörig am Image des gebürtigen Steiermarkers.

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In der „Tonight Show“ von Jay Leno hatte Schwarzenegger vor knapp zehn Jahren die beiden härtesten Prüfungen seines Lebens skizziert: Den Entschluss zur Kandidatur um das Gouverneursamt und seine Brustenthaarung mittels Wachs im Jahr 1978. In der dritten Prüfung scheint er gerade zu stecken. Denn das wirkliche Drehbuch für sein letztes Lebensdrittel hat er offenbar noch nicht gefunden. Am 30. Juli wird Arnold Schwarzenegger 65 Jahre alt.

Jüngster „Mister Universum“ aller Zeiten

Rückblick: Der Sohn eines Polizisten hatte das Bodybuilding früh als Fluchtweg aus seinem winzigen Heimatort und den Schlägen des Vaters entdeckt. Mit 20 Jahren hat Schwarzenegger seine Muskelberge so stark aufgepumpt, dass er 1967 zum jüngsten „Mister Universum“ gewählt wird. Ein Jahr später wandert er in die USA aus.

Ähnlich diszipliniert wie beim Sport treibt die „Steirische Eiche“ dort die Film-Karriere voran. Das peinliche Kino-Debüt in „Hercules in New York“ (1970) wird von der Auslandspresse in Hollywood zwar belächelt, doch sieben Jahre später zeichnet sie ihn für „Mister Universum“ („Stay Hungry“) als besten männlichen Newcomer aus.

Zur Ikone des Science-Fiction-Films macht Schwarzenegger 1984 die Titelrolle in James Camerons „Der Terminator“. Der breite Akzent und das eingeschränkte Mimenspiel erweisen sich als perfekte Voraussetzung für die wortkarge Killermaschine aus der Zukunft, die ursprünglich als schmächtige Version mit Trenchcoat angelegt war.

Dank Actionfilmen wie „Red Heat“, „Total Recall“, aber auch Komödien wie „Twins“ steigt Schwarzenegger zum Star auf. Erst mit der missglückten Persiflage „Last Action Hero“ geht es ab 1993 mit der Schauspielkarriere bergab. Im gleichen Jahr hatte Steven Spielbergs Dino-Abenteuer „Jurassic Park“ ein neues, digitales Kinozeitalter eingeläutet. Der Muskelheld wird zum Auslaufmodell.

Durchwachsenes Zeugnis für den „Gouvernator“

Zehn Jahre später zieht Schwarzenegger mit „Terminator III“ einen vorläufigen Schlussstrich unter seine Filmkarriere und entscheidet sich, in die Politik zu gehen. Von vielen wird dieser Schritt belächelt, doch Schwarzenegger, der seit 1986 mit der Journalistin und Nichte des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, Maria Shriver, verheiratet ist, gewinnt die Wahl um das kalifornische Gouverneursamt im Jahr 2003 deutlich.

Statt gegen Film-Schurken kämpft er fortan gegen das ausufernde Haushaltsdefizit des US-Bundesstaates. Sein Steckenpferd aber ist der Umweltschutz. Kalifornien hat unter seiner Führung die Vorreiterrolle beim Klimaschutz in den USA übernommen. „Wir müssen den Treibhausgasen ’Hasta la vista, Baby’ sagen“, erklärte Schwarzenegger einmal in Anspielung auf seinen legendären Ausspruch als Terminator. Insgesamt stellen die Kalifornier ihm zum Ende seiner zwei Amtszeiten ein durchwachsenes Zeugnis aus. Viele Versprechen konnte auch der „Gouvernator“ nicht erfüllen.

Außereheliches Kind beendet Glamour-Ehe

Auch das Treue-Versprechen gegenüber seiner Frau bleibt auf der Strecke. Ein außerehelich gezeugtes Kind mit der Haushälterin – noch vor seiner Zeit als Gouverneur – führt vier Monate nach dem Ausscheiden aus der Politik im Mai 2011 zum Ende der Glamour-Beziehung. Schwarzenegger verlegt sich auf Vortragsreisen, zieht sich ansonsten aber stark aus der Öffentlichkeit zurück. Nur äußerst sporadisch wagt er sich in die Unterhaltungsindustrie zurück.

Am 7. August stellt Sylvester Stallone trotz des Todes seines Sohnes Sage seinen neuen Film „The Expendables 2“ in Berlin vor. Mit von der Partie in diesem Aufeinandertreffen der „Super-Helden“ ist auch Schwarzenegger. Eine Hauptrolle ist es jedoch nicht, die er in dem Action-Abenteuer übernommen hat. Wie bei seinen anderen Hollywood-Ausflügen gibt sich Schwarzenegger vorerst mit Nebenrollen zufrieden. Vielleicht hält er sich aber auch frei nach Udo Jürgens einfach an das Motto: Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.