Am 1. August 1962 erschien das erste Buch von “Krabat“-Autor Otfried Preußler über den beliebten Gauner - eine Erfolgsgeschichte.

Frankfurt am Main. Mit Großmutters neuer Kaffeemühle nimmt das Unheil seinen Lauf. Nichts ahnend sitzt die alte Dame vor ihrem Häuschen und mahlt Kaffee, als plötzlich ein fremder Mann mit struppigem schwarzen Bart, Hakennase, Schlapphut und sieben Messern im Gürtel auftaucht. Mit vorgehaltener Pistole luchst er der Großmutter, die bald darauf in Ohnmacht fällt, die neue Kaffeemühle ab, die so schön "Alles neu macht der Mai" spielt.

Generationen von Kindern kennen diese erste Szene des "Räubers Hotzenplotz" auswendig und wuchsen auf mit Gestalten wie dem bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann, dem Wachtmeister Alois Dimpfelmoser und der Wahrsagerin Witwe Schlotterbeck. Am 1. August jährt sich das Erscheinen des Kinderbuchklassikers von Autor Otfried Preußler zum 50. Mal.

+++ Auswahl der Übersetzungen +++

Eigentlich habe er sich mit der klassischen Kasperlgeschichte 1962 nur von der Arbeit an seinem düsteren Buch "Krabat" ablenken wollen, erinnert sich Preußler. Er habe sich gedacht: "Jetzt schreibst du mal Lustiges, etwas zum bloßen Spaß - sagen wir eine Kasperlgeschichte, in der alle Personen vorkommen, die zu einem richtigen Kasperlstück gehören, einschließlich Räuber und Polizist." Den markanten Namen des Räubers lieh er sich bei der Stadt Osoblaha in Mährisch-Schlesien, die den deutschen Namen Hotzenplotz trägt. "Als ich mir die erste Geschichte vom Räuber Hotzenplotz ausdachte, habe ich natürlich nicht ahnen können, welchen ungewöhnlichen Anklang der Mann mit den sieben Messern beim verehrlichen Publikum finden würde."

Der Erfolg war in der Tat gewaltig: Die insgesamt drei "Hotzenplotz"-Bände verkauften sich weltweit mehr als7,5 Millionen Mal und allein in Deutschland über fünf Millionen Mal. Das erste Buch wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt, darunter Koreanisch, Litauisch, Russisch, Chinesisch und Afrikaans. Es erscheint in der 64. Auflage.

+++ Hobocoppi und Hottsenpurottsy +++

Auch im Theater und Kino wurde "Der Räuber Hotzenplotz" überaus erfolgreich. 1967 brachte die Augsburger Puppenkiste die Geschichte auf die Marionettenbühne und damit ins Fernsehen. 1974 kam der Räuber zum ersten Mal ins Kino, mit Gert Fröbe in der Titelrolle. Eine Neuverfilmung folgte 2006 mit großem Staraufgebot: Hier spielte Armin Rohde den Hotzenplotz, in weiteren Rollen zu sehen waren Christiane Hörbiger, Rufus Beck, Katharina Thalbach sowie Barbara Schöneberger.

Zu den Fortsetzungsbänden wurde Preußler quasi von seinen jungen Lesern gezwungen. "Ich habe keineswegs die Absicht gehabt, diesem (dem ersten) Kasperlbuch ein weiteres folgen zu lassen, was ich sogar beweisen kann", sagt der inzwischen 88 Jahre alte Autor. "Sonst hätte ich nämlich den großen und bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann unter keinen Umständen bereits im ersten Band das Zeitliche segnen lassen. Sieben Jahre später, nachdem Tausende Kinder mich mit Anfragen, Bitten und detaillierten Vorschlägen für weitere Hotzenplotz-Bücher bestürmt hatten, habe ich mich wohl oder übel dazu entschließen müssen, einen zweiten Band zu schreiben, und da hat es mir dann um den leichtfertig aus dem Spiel gebrachten Herrn Zwackelmann ganz schön leidgetan." Dennoch unterlief Preußler auch im zweiten Band "Neues vom Räuber Hotzenplotz" (1969) wiederum ein folgenschwerer Fehler: Er versäumte es, den in ein Krokodil verzauberten Dackel Wasti wieder zurückzuverwandeln. "Die Folge davon? Eine neuerliche Flut von Briefen und Postkarten mit der immer wiederkehrenden Frage, wie es denn mit dem Wasti Schlotterbeck weitergeht", so erinnert sich Preußler. "Diesmal hat es bloß noch vier Jahre gedauert, bis ich mürbe gewesen bin. Da habe ich ,Hotzenplotz 3' geschrieben und bin peinlichst darauf bedacht gewesen, am Ende des Buches nur ja keinen offen gebliebenen Handlungsfaden zu übersehen."