Vier Männer wurden festgenommen und mehrere Schusswaffen sichergestellt. Einsätze gab es auch in den Wohnungen der Rocker und einer JVA.

Berlin. Bei einem Großeinsatz der Polizei gegen Rocker sind am Dienstagmorgen in Berlin vier Mitglieder der Bandidos festgenommen worden. Sie stehen im Verdacht, gegen das Waffenrecht und das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen zu haben, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Beamten stellten drei Pistolen und Revolver sowie eine Maschinenpistole sicher. Im Mittelpunkt der Durchsuchungen stand ein Vereinsheim der Rockergruppe in der Dietzgenstraße in Pankow.

200 Beamte durchsuchten insgesamt 17 Objekte in Berlin. Meist handelte es sich um Wohnungen, es gab aber auch einen Einsatz in der Justizvollzugsanstalt in Hakenfelde. Dort sitzen Häftlinge im offenen Vollzug. In einer Kleingartenanlage suchten die Ermittler erfolglos mit Sonden nach möglichen Waffenverstecken. Die Polizei beschlagnahmte bei der Großrazzia eine fünfstellige Summe Bargeld, drei Motorräder, Baseballschläger, Messer und verdächtige Substanzen, vermutlich Drogen.

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Hintergrund der Aktion ist ein seit mehr als einem Jahr laufendes Ermittlungsverfahren. Es gehe um den Besitz von Waffen, sagte der Sprecher. Automatische Waffen wie Maschinenpistolen fielen unter das Kriegswaffenkontrollgesetz. Hinweise für die Großrazzia hätten die Ermittler von Rockern oder ehemaligen Mitgliedern von Rockerclubs bekommen: „Ein Teil der Tatverdächtigen hat ausgesagt“, erläuterte der Sprecher. „Der Mythos, dass die uns gegenüber nichts sagen, bröckelt.“

Die vier Festgenommenen wurden am Dienstag vernommen. Im Laufe des Tages sollte entschieden werden, ob sie einem Haftrichter vorgeführt werden. In den vergangenen Wochen hatte es in der Hauptstadt mehrere Großeinsätze der Polizei gegen Rockergruppen gegeben. Behörden sprachen von einer „Null Toleranz“-Linie gegenüber kriminellen Rockern. Auch in Brandenburg und anderen Bundesländern kam es wiederholt zu Razzien. Vergangene Woche stießen Beamte dabei in Cottbus auf ein Waffendepot.

Vorgeworfen wird den Rockern organisierte Kriminalität vor allem im Rotlichtmilieu und in der Drogenszene. Nach dem Verbot einzelner Gruppen, Selbstauflösungen und vielen Großeinsätzen gegen sie befindet sich die Berliner Rocker-Szene offenbar in einer Phase der Umorientierung. So hat es immer wieder Übertritte zwischen den verfeindeten Gruppen der Bandidos und der Hells Angels gegeben – auch um die Polizei in die Irre zu führen.

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In Berlin und Brandenburg waren zuletzt im Juni rund 80 Objekte der Bandidos von etwa 1.000 Beamten durchsucht worden. Bei einer Schießerei Anfang Juni war der Ex-Präsident der Berliner Hells-Angels-Ortsgruppe „Nomads“ auf offener Straße mit mehreren Schüssen aus nächster Nähe niedergeschossen worden. Als Reaktion auf die Schießerei und die anhaltenden Auseinandersetzungen hatte die Staatsanwaltschaft die „Task Force Rocker“ ins Leben gerufen. In der Ermittlergruppe sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft verschiedene Bereiche gebündelt, die Fälle von organisierter Kriminalität bearbeiten. (dpa/ddp)