Hinweise werden von Verwaltung ernst genommen. Einsatzkräfte suchen nach dem einen Meter langen Reptil - sofern es überhaupt existiert.

Schwandorf. Schwandorfs Oberbürgermeister Helmut Hey zeigt sich zu Beginn noch fest entschlossen: „Wir nehmen diese Gefahr ernst.“ 70 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Wasserwacht und Technischem Hilfswerk haben am späten Dienstagabend am Ufer des Mittleren Klausensees bei Schwandorf schweres Gerät aufgefahren. Unter der persönlichen Aufsicht des Stadtoberhauptes machen die Männer Jagd auf ein Krokodil. Das Tier – wenn es denn überhaupt existiert – ist maximal einen Meter lang.

Seit Sonnabend hält das angeblich freilaufende Reptil die Oberpfalz in Atem. Ein Spaziergänger hatte gemeldet, er habe ein rund ein Meter langes Krokodil am Ufer des Klausensees gesehen. Daraufhin startete die Polizei eine groß angelegte Suchaktion. Trotz des Einsatzes eines Hubschraubers und von Tauchern blieb die Krokodilsuche bisher erfolglos.

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Auch die am Dienstagabend gestartete, neuerliche Suchaktion ist letztendlich ein Schlag ins Wasser. Nach wenigen Minuten muss der Einsatz in strömendem Regen abgebrochen werden. Eine aufziehende Gewitterfront mache die weitere Suche unmöglich, teilt die Polizei mit.

Einsatzleiter Christian Schwendner wusste bereits im Vorfeld, dass der hohe Aufwand umstritten ist. Ein Krokodil dieser Größe hätte „die Bissstärke eines Dackels“, räumt der Feuerwehrmann ein. Außerdem bestehe weiterhin die Möglichkeit, dass die mittlerweile zwei Zeugen, die dem Krokodil begegnet sein wollen, tatsächlich nur einen Biber gesehen haben.

Der ursprüngliche Plan der Feuerwehr: Die Wasseroberfläche sollte nach Einbruch der Dunkelheit mit Scheinwerfern ausgeleuchtet werden. Die reflektierenden Augen des Reptils könnten dann den Standort des Krokodils dann verraten, erläuterte Schwendner seine Strategie. Gleichzeitig suchen Helfer mit sechs Booten den See ab.

Die Motoren bleiben ausgeschaltet, die Funkgeräte stumm. „Das Tier ist sehr schreckhaft“, sagt Schwendner. Jedes unnötige Geräusch würde es in die Flucht schlagen. Die Einsatzkräfte sind erst seit wenigen Minuten auf dem See, als um kurz nach 22.00 Uhr strömender Regen einsetzt. Wenige Momente später bläst Schwendner den Einsatz ab.

Ein halbes Dutzend Kamerateams diverser Fernsehsender verfolgt die Aktion. Auch einige Einheimischen beobachten den Rummel skeptisch bis amüsiert. Einige von ihnen sind mit dem Fahrrad an den Kiesweiher gekommen, um die Aktivitäten der Einsatzkräfte zu verfolgen. „Man muss sich schon fragen, ob das sein muss, wegen so einem kleinen Viech“, sagt einer der Passanten.

Offenbar sind die Bürokraten in diesem Fall ängstlicher als die Bürger. Die neuerliche Suchaktion war nach einem vormittäglichen Krisengipfel mit Vertretern der betroffenen Behörden von der Stadt Schwandorf angeordnet worden.

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Die Vehemenz, mit der die Verantwortlichen in der Stadt Schwandorf die Krokodiljagd betreiben, stößt auch bei Fachleuten auf Unverständnis. Reptilienexperte Alexander Stromski glaubt nicht, dass von dem Krokodil Gefahr ausgeht. „Ein Tier in dieser Größe würde niemals aktiv einen Menschen angreifen“, sagte der Leiter des Reptilienzoos in Neutraubling bei Regensburg der dapd. Stromski plädiert dafür, die Suche einzustellen.

Die Chancen, das Krokodil einzufangen, sind Stromski zufolge gering. „Das ist ziemlich aussichtslos“, sagt er. „Es muss aber auch gar nicht gefangen werden.“ Sollte sich tatsächlich ein Krokodil in dem Badesee aufhalten, könne es zwar den Sommer überstehen, „aber im Winter würde es eingehen.“

Schwandorfs Oberbürgermeister Hey stört solche Kritik nicht. Er hat bereits am Abend für den Fall eines Misserfolgs weitere Maßnahmen angekündigt. „Wir haben einen Plan B“, sagt er. Sollte die nächtliche Suchaktion erfolglos bleiben, werde am nächsten Tag eine automatische Fotoanlage zur Uferüberwachung installiert.

Mit Material von dapd