Seit Freitag fegten vor allem abends und nachts mitunter heftige Stürme über weite Teile Deutschlands. Auch in Berlin rechnet die Stadt mit Millionenschäden.

Augsburg/München. Schwere Unwetter haben weite Teile Deutschlands am Wochenende im Griff gehabt. Vier Frauen starben, rund 50 Menschen wurden verletzt. Das Unwetter hinterließ Millionenschäden. Besonders schlimm traf es den Süden.

In Bayern ist am Sonnabendabend eine junge Frau ums Leben gekommen. Die 24-Jährige starb nach Polizeiangaben auf einer Bundesstraße zwischen Günzburg und Gundelfingen, als ein entwurzelter Baum auf das Dach ihres Autos stürzte. Bei den heftigen Gewittern, die über Teilen Deutschlands tobten, wurden zudem zahlreiche Menschen verletzt. Starkregen oder Orkanböen richteten Schäden an.

Herumwirbelnde Äste verletzten 18 Besucher eines Kulturfestivals im bayerischen Oettingen. Laut Polizei befanden sich zur Zeit des Unwetters etwa 3000 Besucher auf dem "Afrika Karibik-Fest“. Am Sonntag waren vier der Verletzten noch im Krankenhaus. Das Fest wurde vorzeitig beendet. In Gundelfingen blies der Sturm die Kulisse einer Freilichtbühne um. Teile davon stürzten auf eine Frau, die sich mehrere Rippen brach. In Dillingen wurde ein Mann in seinem Garten von einem Baum getroffen, als er vor dem heraufziehenden Unwetter schnell noch seine Gerätschaften in Sicherheit bringen wollte.

Auf der Autobahn 7 bei Würzburg wurde eine junge Autofahrerin schwer verletzt, als sie bei Hagel und starkem Regen ins Schleudern geriet. Der Wagen kam von der Straße ab, prallte gegen mehrere Bäume und überschlug sich. Auf der Autobahn 73 bei Bamberg wurde das Auto einer Frau von einem umherfliegenden Ast getroffen, der die Windschutzscheibe eindrückte.

Die heftigen Gewitter funkten in Bayern und Baden-Württemberg auch der Bahn dazwischen. Zahlreiche Bäume stürzten auf Gleise und Oberleitungen, sagte ein Sprecher. Betroffen war vor allem der Regionalverkehr, aber auch der Fernverkehr. Die ICE-Strecke München-Stuttgart war auch am Sonntag noch gesperrt. In der Nacht saßen die Passagiere in drei Zügen zwischen Stuttgart und Ulm längere Zeit fest. Am Morgen wurden die Züge auf der Strecke großräumig umgeleitet, wie eine Bahnsprecherin mitteilte. Reisende müssten mit mindestens zwei Stunden Verzögerung rechnen. Die meisten Strecken im Regionalverkehr waren am Morgen aber wieder frei.

Blitzschlag-Opfer weiter in Lebensgefahr

Derweil schwebt nach dem Blitzschlag mit drei Todesopfern auf einem Golfplatz in Nordhessen eine 50-Jährige weiter in Lebensgefahr. Es gebe keine neuen Informationen über ihren Zustand, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag in Kassel. Drei Frauen im Alter von 41 bis 67 Jahren waren bei dem Unglück am Freitag auf der Golfanlage Waldeck bei Korbach ums Leben gekommen. Die Spielerinnen hatten vor dem Sommergewitter in einem Holzunterstand Schutz gesucht, in den der Blitz einschlug. Auch für die Überlebende besteht den Angaben zufolge nur wenig Hoffnung. Laut Polizei war sie mehrere Minuten klinisch tot und wurde wiederbelebt. Sie wurde in eine Spezialklinik verlegt.

Wind fegt Zelte bei Rockfestival weg

In Baden-Württemberg wurden am späten Sonnabendabend mindestens 17 Menschen verletzt. Wie ein Polizeisprecher in Stuttgart sagte, entstand zudem ein Sachschaden in Millionenhöhe. Im Landkreis Heidenheim fegte der Sturm die Zelte auf einem Rockfestival weg. Durch umherfliegend Gegenstände wurden zehn Menschen verletzt, drei mussten im Krankenhaus behandelt werden. Viele der rund 6000 Festivalbesucher hätten die Nacht daraufhin in Turnhallen verbracht, hieß es. In der Nähe von Bad Urach in Baden-Württemberg hatte der Wind ein ganzes Gartenhaus auf eine Bundesstraße geweht.

+++ Nur wenig Hoffnung für vierte Golferin nach Blitzschlag +++

Zahlreiche Fahrzeuge wurden während ihrer Fahrt von umfallenden Bäumen getroffen. Bei den Polizeidirektionen auf der Schwäbischen Alb gingen zeitweise ununterbrochen Notrufe ein. Auf der Alb hatten manche Gemeinden keinen Strom, da Oberleitungen abrissen.

Zweite Unwetternacht in Folge in Berlin

Bei der Berliner Feuerwehr herrschte die zweite Nacht hintereinander der Ausnahmezustand. Über 260 witterungsbedingte Einsätze bedeuteten mehr als doppelt so viele wie in der Nacht zuvor. "Allein in der Stunde zwischen 3 und 4 Uhr morgens mussten wir zu rund 200 Einsätzen ausrücken, das ist rekordverdächtig“, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr am Sonntagmorgen. Wegen des Starkregens kam es zu zahlreichen Wasserschäden. Zudem brannten durch Blitzeinschläge zwei Einfamilienhäuser.

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Auch über Sachsen zog die schwere Gewitterfront mit Starkregen und Sturmböen hinweg und richtete erheblichen Sachschaden an. Wie die Polizei am Sonntag in Zwickau mitteilte, wurden Bäume entwurzelt, Straßen überflutet und Kanaldeckel herausgespült. Menschen wurden laut Polizei nicht verletzt. Im Vogtlandkreis musste ein Festzelt geräumt werden, nachdem es von einer Sturmböe angehoben worden war. Die 700 Besucher der Festlichkeit seien mit dem Schrecken davongekommen, hieß es.

Schäden auch in Norddeutschland

Bereist am Freitag hatte ein Unwetter mit Starkregen Teile der Kieler Innenstadt unter Wasser gesetzt. Manche Straßen standen so tief unter Wasser, dass die Fahrzeuge nur noch mühsam vorankamen, wie ein Sprecher der Feuerwehr am Wochenende sagte. Auch Gullideckel wurden weggespült. Verletzt wurde aber niemand. Das über große Teile Norddeutschlands ziehende Gewitter führte auch zu Einsätzen im Umland von Kiel sowie in Hamburg und Niedersachsen.

Schwer getroffen hatte es aber vor allem die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt. "Land unter“, meldete die Polizei. Besorgte Bürger riefen an, weil ihre Keller voll Wasser gelaufen waren. In einem Hotel war die Tiefgarage betroffen, in der Fahrzeuge standen. Im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein liefen Aufzugschächte voll Wasser. Auch in ein Dialysezentrum drangen Wassermassen ein.

Die Feuerwehr wurde auch zu zwei großen Einkaufszentren gerufen. Dort richteten die Wassermassen Schäden in den Verkaufsräumen an. In der Oberfinanzdirektion mussten Akten gesichert werden. Die Feuerwehr musste in Kiel insgesamt zu 300 Einsätzen ausrücken, mit 160 Kräften war sie bis 01.00 Uhr am Samstagmorgen im Einsatz. "Alle verfügbaren Einsatzkräfte haben gearbeitet“, sagte der Feuerwehrsprecher. Neben der Berufsfeuerwehr und der freiwilligen Feuerwehr waren auch Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) unterwegs. Zu der Schadenshöhe konnten keine Angaben gemacht werden.

Auch im Umland von Kiel waren die Feuerwehren zum Großeinsatz unterwegs. In Rendsburg-Eckernförde seien die Kräfte "gut unter Dampf gewesen“, sagte ein Sprecher des Kreisfeuerwehrverbands. Straßenzüge standen dort ebenso wie in Elmshorn (Kreis Pinneberg) unter Wasser, Unterführungen seien unpassierbar gewesen. Im Bereich Groß Zecher am Schaalsee kippten mehrere Bäume um.

In Hannover musste die Polizei Wasser aus einer Seniorenresidenz, einer Grundschule und einem Wohnhaus pumpen. Bei einem Autozuliefererbetrieb im Stadtteil Vahrenwald waren es nach Polizeiangaben sogar rund 20.000 Liter. In der Region waren am stärksten Garbsen und Langenhagen betroffen. In Hamburg richtete das Gewitter vor allem im Westen der Stadt Schäden an. Auch hier setzte heftiger Regen die Straßen unter Wasser. Die Feuerwehr rückte im Laufe des Freitagabends zu 25 Einsätzen aus, wie ein Sprecher sagte.

Mit Material von dpa und dapd