Die Popularität des spanischen Königshauses sinkt. Nun sorgt auch noch ein Schwiegersohn von König Juan Carlos für Schlagzeilen.

Madrid. Spaniens König Juan Carlos ist in Sorge. Die Ermittlungen der Justiz gegen den Schwiegersohn des Monarchen drohen einen dunklen Schatten auf das Ansehen des Königshauses zu werfen. Alles deutet darauf hin, dass Iñaki Urdangarín, Ehemann der Königstochter Cristina, wegen seiner angeblichen Verwicklung in illegale Geschäfte Anfang kommenden Jahres von den Ermittlern zum „Beschuldigten“ erklärt und zu Vernehmungen vorgeladen wird. Dies wäre der erste Schritt zu einer Anklageerhebung.

Ein Mitglied des Königshauses auf der Anklagebank - dies wäre ein schwerer Schlag für das Image der Monarchie. Deren Popularität ist ohnehin gesunken. Nach einer Umfrage des staatlichen Instituts CIS steht das Königshaus, einst die angesehenste Institution des Landes, in der Vertrauensskala nur noch auf dem dritten Rang, hinter der Armee und den Medien.

Der Zarzuela-Palast hüllt sich zu den Vorwürfen gegen den 43-jährigen Urdangarín , der einst ein erfolgreicher Handball-Profi war, in Schweigen. Umso intensiver wird in der Presse darüber spekuliert, wie das Königshaus den Image-Schaden in Grenzen halten könnte. Die Infantin Cristina (46), die in der Thronfolge auf dem siebten Rang steht, könnte bei einer Erhärtung der Vorwürfe gegen ihren Mann auf ihre Privilegien als Mitglied der königlichen Familie verzichten, berichtete die Zeitung „El País“.

Andere Medien führten eine noch viel radikalere Lösung ins Feld. Cristina könnte zusammen mit ihrer älteren Schwester Elena (47), Nummer vier der Thronfolge, offiziell aus der königlichen Familie ausgeschlossen werden, meldeten die Nachrichtenagentur Europa Press und der staatliche Rundfunk RNE. Die Infantinnen könnten einen Status wie ihre Tanten Pilar und Margarita erhalten: Die Schwestern des Monarchen sind keine offiziellen Mitglieder des Königshauses und bekommen kein Geld aus der Staatskasse.

Der Zarzuela-Palast dementierte diese Berichte, räumte aber ein, dass Elena und Cristina in letzter Zeit als Repräsentantinnen der Monarchie in den Hintergrund getreten sind. Während die Infantinnen früher mehr als 50 offizielle Termine im Jahr wahrnahmen, sind es jetzt nur noch halb so viele.

Die Krise zwingt in Spanien auch das Königshaus zum Sparen. Es erhielt in diesem Jahr 8,4 Millionen Euro aus dem Staatshaushalt, 5,2 Prozent weniger als 2010. Juan Carlos entscheidet, welchen Anteil davon die einzelnen Mitglieder der königlichen Familie bekommen. Die genaue Aufteilung wird wie ein Staatsgeheimnis behandelt. Der König, Königin Sofía sowie Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia mit ihren Kindern bestreiten ihren Lebensunterhalt allein mit staatlichen Mitteln. Dagegen beziehen Elena sowie Cristina und ihr Mann Urdangarín nur einen Teil ihrer Einkommen aus der Staatskasse und arbeiten zusätzlich in der Privatwirtschaft.

Dieses Modell wird nun durch die angeblichen krummen Geschäfte des königlichen Schwiegersohns infrage gestellt. Cristinas Ehemann, vom Monarchen zum Herzog von Palma de Mallorca ernannt, steht nach den Ermittlungen im Verdacht, als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Instituto Nóos zusammen mit einem Partner Millionensummen von den Regionalregierungen auf den Balearen und in Valencia kassiert zu haben. Die Stiftung soll Kongresse zu völlig überhöhten Preisen veranstaltet und fiktive Rechnungen für erfundene Dienstleistungen ausgestellt haben. Einen Teil der Einnahmen soll Urdangarín nach Angaben der Ermittler in eigene Firmen geschleust haben.