Der Roseneimer Polizeichef soll den Kopf eines in Handschellen gefesselten 15-Jährigen mehrmals gegen die Wand geschlagen haben.

Rosenheim/München. Der Leiter der Rosenheimer Polizeiinspektion soll einen 15-jährigen Jungen brutal zusammengeschlagen haben. Dies war am Donnerstag bekannt geworden. Vor drei Wochen war der Jugendliche auf einem Volksfest ohne eigene Beteiligung in eine Rangelei verwickelt worden. Daraufhin musste er aufs Revier, wo der örtliche Polizeichef den Kopf des in Handschellen gefesselten Jungen mehrmals gegen die Wand geschlagen haben soll. Das stark blutende Opfer verlor dabei einen Zahn, im Krankenhaus musste eine Wunde genäht werden. Seine Mutter erstattete Anzeige. Die Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelt wegen Körperverletzung im Amt gegen den Polizisten.

Im Innenministerium schaut man nun gespannt auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Erst nach Vorlage der Ergebnisse wird entschieden, ob auch disziplinarrechtlich gegen den Beamten vorgegangen wird. "Das kann noch lange dauern“, erläuterte der Ministeriumssprecher. Selbst wenn die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen einstellen sollte, wären disziplinarische Folgen für den Polizisten nicht ausgeschlossen.

Der Fall des womöglich gewalttätigen Rosenheimer Polizeichefs beschäftigt nicht nur die Staatsanwälte, sondern hat auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) alarmiert. Der oberste Dienstherr der Polizeibeamtinnen und -beamten im Freistaat nimmt die Vorwürfe offensichtlich sehr ernst. "Er lässt sich laufend über den Stand der Dinge informieren“, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag in München. Der Beamte sei vorläufig vom Dienst suspendiert worden.

Die Aufarbeitung des Falles wird von Beamten des Fachdezernates für Amtsdelikte bei der Münchner Polizei geleitet, die den Traunsteiner Staatsanwälten zuliefern. "Wir ermitteln weiterhin mit Hochdruck“, sagte am Freitag der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Vordermayer lediglich dazu. Der Fall werde sehr ernst genommen.

Dieser Fall und ein fast ein Jahr zurückliegender Einsatz von Polizeibeamten derselben Inspektion beschäftigen auch den Bayerischen Landtag. Die Grünen verlangen im Parlament vollständige Aufklärung. Im November 2010 sollen Rosenheimer Beamte die vierköpfige Familie eines pensionierten Polizisten niedergerungen und massiv verletzt haben. (dpa)