Erschreckende Statistik - bis zu 50 Prozent aller Lebensmittel landen auf dem Müll. Das sind ein Drittel der globalen Nahrungsmittelproduktion.

Hamburg. Die Bilder von hungernden Menschen wie in Somalia, von ausgemergelten Kindern mit riesigen Augen, gehen uns ans Herz. Immer mehr Menschen leiden unter extremer Unterernährung - längst ist die Grenze zu einer Milliarde überschritten. Ihnen steht eine skandalöse Zahl gegenüber: Mehr als eine Milliarde Menschen in reichen Staaten sind übergewichtig.

Und sie essen nicht nur zu viel - sie vernichten derart viele Lebensmittel, dass alle Hungernden dieser Erde davon überreich ernährt werden könnten. Jede deutsche Familie wirft rechnerisch für 400 Euro im Jahr Essensreste weg. Insgesamt landen mindestens 1,3 Milliarden Tonnen - ein Drittel der globalen Nahrungsmittelproduktion - auf dem Müll; in den Industrieländern wie Deutschland sind es bis zu 50 Prozent. Gegen diese Verschwendung wird in der kommenden Woche zu bundesweiten Aktionstagen aufgerufen.

+++Unser täglich Brot+++

+++Einblick in die Wegwerfgesellschaft+++

Allein in Deutschland werden pro Jahr bis zu 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel in den Abfall gekippt. Ein Viertel des weltweiten Wasserverbrauchs geht in den Anbau von Nahrungsmitteln, die anschließend auf der Müllkippe enden. Jede zweite Kartoffel, jeder zweite Kopfsalat und jedes fünfte Brot werden weggeworfen. Dabei handelt es sich nur zum Teil um verdorbene und zu viel eingekaufte Ware. Schon bei der Ernte werden zum Beispiel Kartoffeln aussortiert, die zu klein, seltsam gewachsen oder mit grünen Flecken versehen sind. Auf Geschmack und Qualität hat dies keinen Einfluss - aber die Knollen gelten als "nicht verkaufsfähig". Krumme Gurken werden zum Ausschuss, weil sie nicht so gut in die Kisten passen, Tomaten, wenn sie nicht die gewünschte Rotfärbung aufweisen.

Jetzt wächst dagegen der Widerstand. Am 8. September läuft der Film "Taste the Waste" (Koste den Abfall) in den Kinos an; gleichzeitig erscheint das Buch "Die Essensvernichter". Die Aktionstage werden in Kooperation mit Verbänden wie dem Evangelischen Entwicklungsdienst, Slow Food, Brot für die Welt oder den Tafeln organisiert. Geplant sind unter anderem bundesweit kostenlose "Eat-ins", bei denen (tadellose) Essensreste serviert werden - in Hamburg am 11. September (Infos unter: www.tastethewaste.de ).