Studie zeigt: Neue und klassische Mediensind für Minderjährige kein Widerspruch. Im Schnitt bekommen Kunder 24,80 Euro Taschengeld.

Hamburg. Fragt man Deutschlands Erwachsene, was sie über die Jugend von heute denken, kommt zumeist eher Skeptisches zum Vorschein. Etwa bei der jüngsten Bertelmann-Studie zum Thema: viel zu konsum- und genussorientiert, generell desinteressiert und zu wenig engagiert, so das gängige Urteil der Älteren über die Jüngeren.

Wie gut, dass es ab und zu Umfragen gibt, um lieb gewonnene Klischees dem Wirklichkeits-Check zu unterziehen. Zumal wenn sie so repräsentativ sind wie die Kids-Verbraucher-Analyse, die der Egmont-Ehapa-Verlag seit 1993 jährlich durchführt und dabei regelmäßig das Medien- und Konsumverhalten der sechs- bis 13-jährigen Kinder und Jugendlichen in Deutschland erfragt. Erstaunlichstes Ergebnis der 2011er-Studie: Die regelmäßige Lektüre in Büchern und Zeitschriften erfreut sich unter den Kleinen ungebrochener Popularität. So gaben 91 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen an, in ihrer Freizeit gerne Bücher zu lesen, 96 Prozent greifen gerne zu Zeitschriften.

Vor allem bei den Mädchen ist der Anteil der "Leseratten" deutlich steigend: Bücherlesen steht auf Platz vier der Top Ten ihrer häufigsten Freizeitaktivitäten. Besonders häufig treffen sie sich mit Freundinnen, sehen fern oder hören Musik. Bei den Jungen steht Fernsehen auf Platz eins, gefolgt von dem Treffen mit Freunden, Fußball spielen und Radfahren.

Eher herkömmliche Hobbys also. Ein Widerspruch zur Nutzung neuerer Medien ergibt sich daraus allerdings nicht, im Gegenteil. Mehr als jedes zweite Kind in Deutschland besitzt ein Handy (unter den Zehn- bis 13-Jährigen sind es sogar gut Dreiviertel), jedes vierte Kind im Vorschulalter (vier bis fünf Jahre) darf bereits an den Computer, jedes fünfte surft ab und zu im Internet. Generell werden neue Medien immer öfter genutzt: Vier von fünf Kindern zwischen sechs und 13 Jahren haben Erfahrung mit dem Computer, zwei Drittel waren bereits online. Je älter, desto Internet-affiner: Bei den Zehn- bis 13-Jährigen nutzen 92 Prozent das World Wide Web zumindest unregelmäßig; der Anteil derjenigen, die fast täglich ins Internet gehen, liegt bereits bei 43 Prozent. Bei den Sechs- bis Neunjährigen sind es noch elf Prozent.

Die Skepsis der Eltern gegenüber dem neuen Medium bleibt in einigen Punkten groß, zugleich sind einer großen Mehrheit auch die Vorteile bewusst. So akzeptieren vier von fünf Eltern das Internet als "modernes Hilfsmittel für die Schule", rund zwei Drittel sagen, es ermögliche "spielerisches Lernen im Alltag". Die größte Sorgen der Erziehungsberechtigten bezüglich des Online-Mediums: schneller Zugang von gefährlichen Inhalten; Überforderung durch Angebotsflut; Bewegungsarmut des Kindes; Vereinsamung.

Ein weiteres, nicht eben selbstverständliches Ergebnis der Studie: Die Möglichkeiten zur freien Geschmacksentfaltung nehmen für Kinder offenbar zu. Vor allem auf den Gebieten Kleidung und Zimmereinrichtung dürfen die Kleinen demnach schon sehr früh selbstbestimmt agieren. 86 Prozent der Zehn- bis 13-Jährigen dürfen sich so kleiden, wie es ihnen gefällt, 80 Prozent über die Einrichtung ihres Zimmers bestimmen, rund die Hälfte so viele Süßigkeiten kaufen, wie sie mögen. Und nicht weniger als 85 Prozent entscheiden selbstständig, wofür sie ihr Taschengeld ausgeben wollen.

Apropos Geld: Die Höhe des Taschengeldes ist nach zwei Jahren des Rückgangs wieder gestiegen und lag im Durchschnitt bei 24,80 Euro im Monat. Das ist fast so viel wie im Rekordjahr 2008, als das Taschengeld bei 25 Euro im Monat lag. Von den Vier- bis Fünfjährigen bekommt bereits die Hälfte (51 Prozent) eigenes Geld - und zwar durchschnittlich 12,11 Euro im Monat. Ausgegeben wird das Geld vor allem für Süßigkeiten, Spielzeug, Eis oder Zeitschriften, aber viele Kinder sparen auch für größere Anschaffungen wie einen Computer oder ein Handy.

Hochgerechnet verfügen die Sechs- bis 13-Jährigen in Deutschland 2011 über 1,67 Milliarden Euro an Taschengeld. Rechnet man Geldgeschenke zum Geburtstag oder zu Weihnachten hinzu (knapp eine Milliarde Euro), haben die Kinder eine Kaufkraft von 2,6 Milliarden Euro pro Jahr.