Ausgerechnet die vielbefahrenen Bahnstrecken von Berlin nach Hamburg und zur Ostsee ziehen Metalldiebe an. Die Bahn zieht mit Wachleuten und versteckten Markierungen zu Felde.

Berlin. Sie kamen mit Bolzenschneider und Eisensäge: Bei Bernau (Barnim) wurden in der Nacht zu Dienstag drei Jugendliche von der Bundespolizei erwischt, die an der Bahnstrecke Berlin-Stralsund Kupferkabel stehlen wollten. Die Verbindung zur Ostsee und die Strecke zwischen der Hauptstadt und Hamburg sind laut Bahn bei Dieben besonders begehrt. Sie sieht Ostdeutschland als Schwerpunkt der Metalldiebe; von dort sei die kostbare Beute aus Kupfer schnell über die Grenze gebracht. Steigende Fallzahlen beobachtet der Konzern besonders in Mecklenburg-Vorpommern. Auch die Berliner S-Bahn haben Diebe zuletzt mehrmals aus dem Takt gebracht.

„Die Bahn ist schon deshalb für Diebe interessant, weil sie überall im Land anzutreffen ist“, sagte Konzernsicherheitschef Gerd Neubeck. Lückenlos überwachen ließen sich die Anlagen auch mit Sicherheitsleuten und Kameras nicht. Laut Neubeck stieg 2010 die Zahl der Buntmetalldiebstähle in allen Ost-Ländern. Mecklenburg-Vorpommern hatte mit einem Plus von 94,1 Prozent auf 165 Fälle den stärksten Zuwachs. Brandenburg lag mit einem Plus von 31,3 Prozent auf 380 Fälle im bundesweiten Durchschnitt. In Berlin wurden 157 Delikte gezählt – plus 22,7 Prozent.

Der Wirtschaftsaufschwung hat die Nachfrage nach Kupfer und anderen Metallen erhöht, der Preis hat sich zum Teil vervielfacht - was die Diebe auf den Plan ruft. Bei bundesweit 2500 Fällen wurden zuletzt aber nur 500 Täter gestellt. Die Bahn will mit einer neuen Methode gegensteuern: Schienen, Kabel und Anlagen will sie mit unsichtbarer Flüssigkeit einen Zahlencode aufsprühen, der später unter speziellem Licht zum Vorschein kommt. Es soll auch verstärkt Sicherheitspersonal zum Einsatz kommen. Schrotthändlern wird erklärt, wie sie Hehlerware aus Bahnbeständen erkennen.

Es geht um viel Geld: Allein mit dem Verlust des Materials und den Kosten für die Instandsetzung der Strecken sind der Bahn 2010 nach eigenen Angaben bundesweit rund zehn Millionen Euro Schaden entstanden. Die Kosten für Verspätungen betrügen ein Mehrfaches.

Erst am Montag hatten Kabeldiebe wieder den S-Bahnverkehr in Berlin ins Stocken gebracht. 243-mal kam im ersten Halbjahr 2011 irgendwo in Berlin, Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern wegen Diebstählen der Fahrplan durcheinander. Im Vorjahreszeitraum war das 295-mal so. Gefahr drohe Fahrgästen nicht, hob die Bahn hervor: „Wenn die Leitungen durchtrennt sind, fallen die Signale auf Rot.“