Eine Partyagentur hatte von Schülern Geld kassiert, die geplanten Abi-Feiern aber nie organisiert. Schulen in Berlin und Brandenburg betroffen.

Berlin. Erst die Vorfreude, dann der Schock: Mehr als Tausend Abiturienten aus Brandenburg und Berlin wurden um ihre Abibälle betrogen. Die Betrügereien einer Berliner Partyagentur mit geplanten Abitur-Feiern nehmen immer größere Ausmaße an. Mittlerweile sind mindestens fünfzehn Schulen in Berlin und drei in Brandenburg betroffen. "Der Fall zieht weitere Kreise“, berichtet der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf am Mittwoch. Die Schüler seien um insgesamt mehr als 150.000 Euro betrogen worden.

Die Veranstaltungsagentur hatte laut Polizei Geld von den Schülern kassiert, die geplanten Abi-Bälle aber nie organisiert. Für eine Stellungnahme war die Firma zunächst nicht zu erreichen. Der Berliner Rechtsanwalt Karun Dutta hofft, als Vertreter mehrerer Schüler, einen Teil des Geldes zurückzubekommen.

Mehrere Schüler hatten für ihre Abi-Bälle bei einer Event-Agentur meist über das Internet ihre Partys gebucht. Das Geld hatten sie an die Firma schon überwiesen, kurz vor den Feiern mussten sie nach Angaben der Polizei aber feststellen, dass die Agentur die versprochenen Säle in Hotels oder anderen Festräumen nie reserviert hat. Dort war das Geld nie eingegangen. In einem weiteren Fall war der Betrug nach Angaben der Polizei aufgeflogen, weil Schüler über die Agentur eine Reise nach Spanien gebucht und noch immer nicht die notwendigen Reiseunterlagen bekommen hatten.

Am Dienstag hatte die Polizei von sechs betroffenen Schulen in Berlin berichtet. Nun sind auch Schulen im brandenburgischen Bernau, Wandlitz und Zossen betroffen. Weit mehr als tausend Schüler könnten insgesamt betrogen worden sein, vermutet die Polizei. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Leistungsbetrugs.

"Stündlich werden es mehr Klagen“, berichtet Anwalt Dutta. Einige Schulen, wie das Goethe-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf, hätten etwa 6000 Euro überwiesen, während das Max-Planck-Gymnasium in Berlin-Mitte rund 19.000 Euro bezahlte.

Weil in Deutschland Sammelklagen nicht möglich sind, will Dutta Musterprozesse vor Gericht führen. Pro Schule könnte das dann jeweils ein Schüler sein. Dutta will so verhindern, dass einzelne Schüler klagen, weil das zu aufwendig und teuer sei für sie.

Die Event-Agentur mit Sitz in Berlin-Kreuzberg hat sich auf die Organisation von Abi-Feiern spezialisiert und hat weitere Büros in Essen, Hamburg und München. Die Firma war am Mittwoch bis zum frühen Nachmittag nicht telefonisch zu erreichen. Die Berliner Nummer war ständig besetzt, unter der Hotline-Nummer nahm kein Berater ab und die Telefonnummer unter dem Impressum erwies sich als falsch. Viel ist über das Unternehmen nicht bekannt. Man prüfe nun, wie die Eigentumsverhältnisse seien und wer über welche Konten verfüge, sagte Polizeisprecher Neuendorf. Laut Polizei ist die Firma vor kurzer Zeit verkauft worden.

Einen Trost haben die Abiturienten, denn ganz ausfallen werden die meisten Abi-Bälle nicht. Einige Partys finden nun in den Schulen statt. In anderen Fällen haben Hotels günstigere Konditionen angeboten, damit dort trotzdem gefeiert werden kann. (dpa)