In Japan regt sich drei Monate nach der Katastrophe der Widerstand. Tausende haben noch kein Dach über dem Kopf und den Job verloren.

Tokio. Genau drei Monate nach der Atomkatastrophe von Fukushima haben am Samstag hunderte Menschen in der japanischen Hauptstadt gegen die Nutzung der Atomkraft protestiert. In einem Park im Zentrum Stadt riefen sie Anti-Atomkraft-Parolen und trugen bunte Transparente mit Aufschriften wie: „Stoppt sofort alle Arten der Nutzung von Atomkraft und schaltet die Kraftwerke ab“. Demonstrationen gab es auch in anderen Teilen der Stadt.

Am 11. März war der Nordosten Japans von einem Erdbeben der Stärke 9,0 erschüttert worden. Ein durch das Beben ausgelöster Tsunami beschädigte die Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi kurz darauf schwer. Große Mengen Radioaktivität gelangten in die Umwelt in der Umgebung der Anlage. Bei dem Erdbeben und dem Tsunami kamen mehr als 23.000 Menschen ums Leben.

Erst in dieser Woche waren Regierungsberichte veröffentlicht worden, wonach der Schaden und der Austritt von Radioaktivität schlimmer war als zuvor angenommen. Möglicherweise seien die Brennstäbe dreier Reaktoren geschmolzen und hätten sich am Boden der Reaktorkerne gesammelt, aus denen zum Teil strahlende Masse in das Innere der sie umgebenden Sicherheitsbehälter gelaufen sei, hieß es weiter.

Ebenfalls am Samstag wollte Ministerpräsident Naoto Kan eine betroffene Region in der Präfektur Iwate im Norden besuchen.

Drei Monate nach dem Megabeben, Tsunami und der folgenden Atomkatastrophe in Fukushima leben in Japan noch immer mehr als 90 000 Menschen in Notunterkünften. Zwar wurden inzwischen rund 28 000 Behelfsunterkünfte für die Opfer gebaut, doch werden noch Tausende weitere benötigt, wie örtliche Medien am Samstag berichteten. Erschwert wird dies durch noch immer herumliegende Trümmerberge. Unterdessen demonstrierten am Samstag in mehreren Städten des Landes Menschen für Alternativen zur Atomenergie.

Fast 120 000 Menschen in den mit am schwersten betroffenen Provinzen Miyagi, Iwate und Fukushima haben infolge der Katastrophe ihren Arbeitsplatz verloren, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Es gebe derzeit jedoch nur 49 000 Jobangebote. Unterdessen reiste der innenpolitisch unter Rücktrittsdruck stehende Ministerpräsident Naoto Kan erneut in die Katastrophenregion. Die Opposition sowie Kritiker im eigenen Lager werfen ihm Missmanagement in der Krise vor und fordern seinen sofortigen Rücktritt vom Amt des Premiers.

Seit Beginn der Dreifach-Katastrophe sind rund 15 400 Tote geborgen worden, rund 8100 Menschen gelten weiter als vermisst. Die Reparaturtrupps in der Atomruine in Fukushima kämpfen weiter gegen Millionen Liter inzwischen verseuchten Wassers, mit dem die Reaktoren gekühlt werden sollen. Zugleich nimmt die Sorge der Menschen vor den weiter austretenden radioaktiven Strahlen zu. Es dürfte noch mehrere Monate dauern, bis die Situation in dem havarierten Atomkraftwerk unter Kontrolle ist. (dpa/dapd)