Den bundesweit größten Elfenbein-Fund hat der Leipziger Zoll bei einer Kontrolle auf dem Flughafen gemacht. Die Beamten fanden 35 Kilogramm Ware.

Leipzig. Drei unscheinbare Pakete, die es in sich hatten: 674 Armreifen und Obelisken aus Elfenbein des geschützten afrikanischen Elefanten hat der Zoll am Leipziger Flughafen beschlagnahmt, mit einem Gesamtgewicht von 35 Kilogramm. Die Fahnder sprechen vom größten derartigen Fund in Deutschland. "Sonst finden wir meist nur bei Touristen einzelne Urlaubssouvenirs aus Elfenbein", sagt Heike Wilsdorf vom Hauptzollamt Dresden am Freitag. Die Ware sollte wohl von Nigeria über Sachsen nach Hongkong geschmuggelt werden.

Die Gegenstände wurden in drei Paketen entdeckt, die laut Frachtpapieren eigentlich mehrere hundert Plastikringe enthalten sollten. Die Zöllner seien aber misstrauisch geworden, weil die Lieferung billiger Plastikringe im Wert von einem Euro von Nigeria nach Asien ungewöhnlich sei, sagt Wilsdorf. "Die Deklarierung war völlig diffus."

Zudem seien die Pakete sehr klein gewesen für die angeblich 35 Kilogramm Plastik. Nach dem Öffnen der Sendung zeigte sich, dass die Ringe mit feinen Maserungen durchzogen waren, die für Elfenbein charakteristisch sind. Das Dresdner Senckenberg Museum für Tierkunde bestätigte mit einem Gutachten die Vermutung der Zöllner: die am 6. April entdeckten Armreifen und Obelisken waren zweifelsfrei aus den Stoßzähnen streng geschützter afrikanischer Elefanten gemacht.

Schwarzmarktpreis bei 1.800 Dollar pro Kilo

"Einem Verkauf von Teilen dieses Tieres muss laut Washingtoner Artenschutzabkommen immer die Staatengemeinschaft zustimmen", sagt Wilsdorf. Dies sei in den vergangenen 15 Jahren nur dreimal passiert, in allen Fällen habe es sich dabei um staatliche Reserven aus Namibia und Südafrika gehandelt, nicht um Stoßzähne von Elefanten aus der Wildnis.

Derzeit liegt der Schwarzmarktpreis für unbehandeltes Elfenbein bei 1.800 Dollar (1.200 Euro) pro Kilogramm. Die nun sichergestellten Armreifen waren zum Teil schon geschliffen. "Wir gehen aber davon aus, dass das Elfenbein noch weiter verarbeitet werden sollte", sagte Wilsdorf. Unklar ist, wie viele Elefanten für den Fund ihr Leben lassen mussten. Ein durchschnittlicher Stoßzahn wiegt nach Angaben der Experten zwischen 12 und 15 Kilogramm, aber diese könnten normalerweise nicht komplett verwendet werden. Derzeit lebten etwa 500.000 afrikanische Elefanten auf dem Schwarzen Kontinent.

Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz in Bonn sind vergleichbare Funde nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa selten. In Brüssel und Frankfurt seien in jüngster Zeit Pakete mit 40 bis 100 Teilen aufgegriffen worden, sagt Artenschutzexperte Frank Böhmer der Nachrichtenagentur dapd. Nur in Asien gebe es größere Funde: In Hongkong sind demnach Ladungen von bis zu drei Tonnen beschlagnahmt worden.

Vermutlich nicht die erste Lieferung

Absender und Empfänger können laut Zoll vermutlich nicht belangt werden. "Weder mit Nigeria noch mit Hongkong gibt es entsprechende rechtliche Abkommen", sagt Wilsdorf. Sie gehe davon aus, dass die Lieferung bei weitem nicht die erste gewesen sei. "Das ging bestimmt schon so seit Jahren." Das bestätigt auch Böhmer. Der Transport des Elfenbeins von Nigeria nach Hongkong sei der "klassische Weg". In Asien gebe es eine große Nachfrage.

Das Bundesamtes für Naturschutz will das Elfenbein nun näher untersuchen. Später soll es möglicherweise an Museen gehen oder für Veranstaltungen in Schulen genutzt werden. "Rohelfenbein kann auch in der Forschung genutzt werden", sagt Böhmer. Das Hauptzollamt Dresden hofft, einige Stücke für Informations-Zwecke zu bekommen. In Privatbesitz werde das Material dagegen wohl nicht kommen, sagt Wilsdorf.