Die Behörden haben vor weiteren schweren Nachbeben in der Krisenregion im Nordosten Japans gewarnt. Der Wind soll Richtung Tokio drehen.

Tokio/Fukushima. Verfolgen Sie die Ereignisse in Japan im Liveticker:

16.20 Uhr: Eineinhalb Wochen nach dem verheerenden Tsunami in Japan wächst die Sorge vor einer radioaktiven Verseuchung des Meerwassers rund um das Atomkraftwerk Fukushima 1. Die Behörden begannen am Dienstag, die Belastung zu messen. Viele Tonnen Wasser aus dem Pazifik werden eingesetzt, um die überhitzten Reaktoren in dem Atomkomplex direkt an der Küste zu kühlen. Experten warnen deswegen, dass auf diesem Wege radioaktive Substanzen in den Pazifik gelangen könnten. Japanische Behörden gehen nach eigenem Bekunden aber davon aus, dass für andere Staaten keine Gefahr besteht.

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15.52 Uhr: Der Kontrollraum in Reaktor 3 im Atomkraftwerk Fukushima hat wieder Licht. Dieser Schritt erleichtere die Reparaturarbeiten, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo am späten Dienstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf die Betreiberfirma Tepco. Mit gesicherter Stromzufuhr könnte im Kontrollraum auch das Ventilationssytem wieder angestellt werden. Techniker könnten dann auch wichtige Geräte zur Messung der Temperatur in den Reaktoren und den Wasserständen in den Abklingbecken wieder hochfahren. Tepco-Vizepräsident, Sakae Muto, sagte, die Situation verbessere sich langsam. „Aber es ist zu früh, zu sagen, dass sich die Lage ausreichend stabilisiert hat.“

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15.47 Uhr: Die Zahl der Todesopfer nach der Erdbebenkatastrophe in Japan steigt weiter fast stündlich. Am Dienstagabend (Ortszeit) lag die Totenzahl nach Angaben der Polizei bei 9099. Mehr als 13.786 Menschen würden noch vermisst. Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Unter den Toten und Vermissten befinden sich auch viele Kinder. Bis jetzt wurden 130 junge Todesopfer in den am stärksten betroffenen Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima bestätigt, doch diese Zahl wird nach Angaben des Erziehungsministeriums mit Sicherheit noch steigen. Mehr als 1600 Kinder und Jugendliche werden seit dem Beben noch vermisst. Über 5680 Schulen wurden durch die Erdstöße und den folgenden Tsunami vor mehr als zehn Tagen beschädigt. Die japanische Gesellschaft gilt aufgrund einer extrem niedrigen Geburtenrate als überaltert.

15.00 Uhr: Die japanischen Behörden haben immer größere Probleme, die Erdbebenopfer zu bestatten. Zwei Gemeinden in der Präfektur Miyagi haben deswegen begonnen, identifizierte Tote vorübergehend in Massengräbern beizusetzen. Dafür müsse aber die Zustimmung der Familien vorliegen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag berichtete. Traditionell werden Verstorbene in Japan verbrannt. Doch nach der Naturkatastrophe vom 11. März haben die Krematorien in der Region nicht mehr genug Brennstoff.

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13.22 Uhr: Die Behörden haben vor weiteren schweren Nachbeben in der Krisenregion im Nordosten Japans gewarnt . Die Erdstöße könnten die Stärke 7 oder mehr haben, berichtete die japanische Wetterbehörde am Dienstag nach Angaben des Senders NHK. Die Beben könnten bereits beschädigte Gebäude zum Einsturz bringen oder einen weiteren Tsunami auslösen, hieß es bei NHK. Das Beben am 11. März hatte eine Stärke von 9,0 und war der schwerste jemals in Japan gemessene Erdstoß. Bis zum späten Montag hatten die Seismologen der Wetteragentur mehr als 60 stärkere Nachbeben gemessen.

13.13 Uhr: In den nächsten Tagen dreht der Wind im japanischen Katastrophengebiet in eine für Tokio eher ungünstige Richtung. Derzeit wehe er schwach vom Land aufs Meer und weg von der Hauptstadt, sagte Uwe Baumgarten vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. In den nächsten Tagen drehe der Wind aber leicht auf Nordwest und wehe die Schadstoffe möglicherweise wieder in Richtung Tokio.

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12.20 Uhr: Im japanischen Krisen-Atomkraftwerk Fukushima 1 haben nun alle sechs Reaktoren eine externe Verbindung zur Stromversorgung . Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstagabend (Ortszeit).

11.58 Uhr: Der Temperaturanstieg um den Kern des Reaktors 1 im Atomkraftwerk Fukushima stellt nach Ansicht des Betreibers Tepco einen Grund zur Besorgnis dar. Die Blöcke 1, 2 und 3 müssten zudem durch zusätzliche Wasserzufuhr weiter gekühlt werden.

11.26 Uhr: Der Energiekonzern Tepco hat sich bei Flüchtlingen aus der Region Fukushima für die Katastrophe in dem Atomkraftwerk entschuldigt . Norio Tsuzumi, ein Mitglied der Unternehmensspitze, sagte bei einem Besuch in einem Notlager: „Es tut uns leid, dass wir Ihnen so viel Mühe bereitet haben.“ Das meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Das havarierte AKW Fukushima 1 wird von Tepco betrieben.

10.58 Uhr: Eine Betonpumpe aus Deutschland hilft bei der Kühlung des schwer beschädigten Atomkraftwerks Fukushima 1 . Die Pumpe sprühe nun Wasser auf den Reaktor 4 der Anlage, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Die Pumpe und zwei dazugehörige Fahrzeuge seien in Deutschland gebaut worden. Die Pumpe habe einen rund 50 Meter langen Arm, durch den sie flüssigen Beton oder Wasser leiten könne. Die Fahrzeuge seien von einer Baufirma in der Präfektur Mie südwestlich von Tokio bereitgestellt worden. Ein ähnliches Modell war nach Angaben der Firma in Mie bereits beim Atomunglück in Tschernobyl in der Ukraine vor rund 25 Jahren eingesetzt worden.

10.50 Uhr: Die japanische Armee soll nun täglich über das havarierte Atomkraftwerk Fukushima 1 fliegen, um i n der Anlage die Temperatur zu messen . Das sagte Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa nach Angaben des Fernsehsenders NHK am Dienstag. Bisher hätten die Messflüge zweimal in der Woche stattgefunden. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo jedoch einschränkend meldete, sollen die Hubschrauber bei schlechtem Wetter nicht starten.

10.40 Uhr: Am Reaktor 2 in Fukushima ist nach Regierungsangaben weiterhin eine kleine Wolke weißen Rauchs zu beobachten. Über dem Reaktor 3 stehe dagegen kein Rauch mehr.

9.55 Uhr: Im Kampf gegen die atomare Katastrophe könnte Japan bald Unterstützung aus den USA erhalten. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo vom Dienstag liegt Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa ein Hilfsangebot des amerikanischen Militärs vor, ein Team von Atomexperten ins havarierte Kraftwerk Fukushima 1 zu schicken. Kitazawa wolle in den nächsten zwei Tagen entscheiden, ob er dieses Angebot annehme, berichtet Kyodo.

9.35 Uhr: Die japanische Regierung hat zwei Atomexperten als Berater eingestellt. „Wir erwarten, dass die zwei Experten uns die richtigen Ratschläge geben“, sagte Regierungssprecher Yukio Edano bei einer Pressekonferenz. Die Berater gehörten zu Japans besten Nuklearingenieuren. Edano sagte, dass es wichtig sei, das verfügbare Fachwissen zu bündeln. Die nukleare Krise nach dem Erdbeben werde die Regierung noch lange beschäftigen

7.52 Uhr: Der havarierte Block 3 des Atomkraftwerks Fukushima 1 wird wieder mit Wasser besprüht . Das berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Der Block gilt als besonders gefährlich, da er Brennstäbe aus einem Plutonium-Uran-Mischoxid (MOX) enthält. Plutonium ist nicht nur radioaktiv, sondern auch hochgiftig.

7.15 Uhr: Die zwei beschädigten Atomkraftwerke in Fukushima sind nach Angaben des Betreibers von einer 14 Meter hohen Flutwelle getroffen worden. Das sei mehr als doppelt so hoch, wie Experten bei der Planung der Anlagen erwartet hatten, berichtete der Fernsehsender NHK unter Berufung auf die Tokyo Electric Power Company (Tepco). Das Unternehmen hatte demnach die Wände der beschädigten Kraftwerke Fukushima Eins und Zwei am Montag untersucht. Nach Angaben von Tepco sei die Anlage Fukushima Eins auf einen Tsunami von 5,70 Metern ausgelegt worden, Nummer Zwei für eine Höhe von 5,20 Metern. Die Gebäude mit den Reaktoren und Turbinen wurden nach NHK-Angaben 10 bis 13 Meter über den Meeresspiegel errichtet. Bei der Katastrophe wurden sie teilweise überschwemmt. Tepco hatte bereits zugegeben, dass die Kraftwerke nur für ein Beben der Stärke 8,0 bis 8,3 ausgelegt worden waren. Das Erdbeben am 11. März hatte aber die Stärke 9.

7.03 Uhr: Der japanische Industrie- und Wirtschaftsminister soll Feuerwehrmänner aus Tokio gezwungen haben, stundenlang Wasser auf den radioaktiv strahlenden Reaktor im Atomkraftwerk Fukushima Eins zu sprühen. Minister Banri Kaieda soll den Männern eine Strafe angedroht haben, falls sie die Aufgabe nicht ausführten, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Der Gouverneur von Tokio, Shintaro Ishihara, habe sich bei Regierungschef Naoto Kan darüber beschwert. Der Wirtschaftsminister sagte daraufhin auf einer Pressekonferenz am Dienstag: „Wenn meine Bemerkungen Feuerwehrmänner verletzt haben, (...) möchte ich mich in diesem Punkt entschuldigen.“ Er ging allerdings nicht näher darauf ein, ob die Vorwürfe gerechtfertigt seien, schrieb Kyodo.

6.34 Uhr: Die Zahl der Todesopfer steigt auf mehr als 9000, wie die Polizei einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo zufolge mitteilt. Bisherigen Angaben zufolge drohen mehr als 20.000 Menschen Beben und Tsunami vor elf Tagen nicht überlebt zu haben. Mehr als 10.000 Japaner werden noch vermisst.

6.31 Uhr: Die Regierung weitet die Sicherheitszone rund um die Unglücksreaktoren nicht aus. „Im Moment ist dies nicht nötig“, sagt Regierungssprecher Yukio Edano.

6.16 Uh: Der Betreiber der Atomreaktoren in Fukushima nimmt die Arbeiten wieder auf. Der ausgetretene Dampf sei ungefährlich gewesen, teilt das AKW-Unternehmen Tepco mit. „Wir haben entschieden, dass es sicher ist, weiterzuarbeiten“, erklärte ein Sprecher.

5.51 Uhr: Japans Regierung äußert sich skeptisch über die Lage in Fukushima. Es sei schwer zu sagen, ob sich das Ganze in eine sichere Richtung entwickle, sagte der Handelsminister laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo.

Alle Ereignisse vom Montag im Liveticker:

17.24 Uhr: Eine Betonpumpe aus Deutschland soll jetzt die Atomreaktoren im japanischen Fukushima kühlen. Der 58 Meter hohe, gelenkige Arm der Pumpe kann die beschädigten Wände des Atomkraftwerks überragen und riesige Mengen Wasser direkt in den Gefahrenherd leiten, wie der Technische Geschäftsführer der Firma Putzmeister, Gerald Karch, am Montag in Aichtal bei Stuttgart erklärte. Im Unterschied zum Strahl aus den Feuerwehrschläuchen und Löschkanonen werde der Wasserfall aus der Pumpe nicht vom Wind zerstäubt.

15.24 Uhr: Schon vor dem verheerenden Erdbeben soll die Betreiberfirma Tepco im Atomkraftwerk Fukushima 1 geschlampt haben. Die japanische Atomsicherheitsbehörde NISA warf Tepco einige Tage vor der Katastrophe Mängel bei der Inspektion vor. Das hatte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo Ende Februar berichtet. Im Atomkraftwerk Fukushima 1 seien insgesamt 33 Geräte und Maschinen nicht ordnungsgemäß überprüft worden. Ähnliche Mängel habe es auch in zwei weiteren Anlagen gegeben.

14.53 Uhr: Im Katastrophengebiet um das Atomkraftwerk Fukushima bleibt es weiterhin kalt. Der Wind weht noch leicht nach Nord und damit in Richtung der Hauptstadt Tokio. In den nächsten Tagen drehe er aber auf günstige West- bis Nordwest-Richtung.

13.58 Uhr: Beim weißen Qualm über dem havarierten Block 2 des Unglückskraftwerks Fukushima 1 handelt es sich wahrscheinlich um Dampf und nicht um Rauch. Das meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Der Dampf komme vermutlich auch nicht aus dem Abklingbecken. Die genaue Ursache war weiter unklar. Zuvor war bereits über Block 3 grauer Rauch aufgestiegen, der bis zum frühen Abend (Ortszeit) wieder verschwand.

13.17 Uhr: Der Chef der Internationalen Atombehörde IAEA, Yukiya Amano, hat Japan für seinen Umgang mit der Reaktorkatastrophekritisiert und für die Zukunft Verbesserungen eingefordert. Amano, der selbst Japaner ist, erklärte, Informationen müssten von den betroffenen Regierungen künftig schneller zur Verfügung gestellt werden und auch internationale Experten müssten ihre Informationen schneller austauschen können. Amano regte bei der Krisensitzung der IAEA mit Vertretern aus 35 Nationen zudem an, auch die Rolle seiner Behörde neu zu überdenken.

12.52 Uhr: Der Betreiber Tepco des stark beschädigten Kernkraftwerks Fukushima 1 will womöglich eine Entschädigung an Bauern in der Region zahlen. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, habe Tepco das angedeutet. Für vier Präfekturen hat die Regierung ein Lieferverbot für Milch und mehrere Gemüsesorten verhängt. In der Gegend um das havarierte Atomkraftwerk wurden unter anderem verstrahlte Milch und verstrahlter Spinat gefunden.

12.46 Uhr: Als Reaktion auf die Katastrophe in Fukushima müssen aus Sicht der IAEA internationale Richtlinien zur Nuklearsicherheit überarbeitet werden. „Eine Lehre ist bereits klar: Das momentane internationale Rahmenwerk zur Reaktion auf Notfälle braucht Überarbeitung“, sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Yukiya Amano, zu Beginn einer Sondersitzung des IAEA-Gouverneursrates in Wien. Die momentanen Regelungen reflektierten die Realitäten der 1980er Jahre und nicht die des 21. Jahrhunderts, sagte der Japaner weiter.

11.40 Uhr: Auch über dem havarierten Reaktor 2 des Katastrophen-AKW Fukushima ist Rauch aufgestiegen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Zuvor war bereits über Block 3 grauer Rauch aufgestiegen, der bis zum frühen Abend (Ortszeit) wieder verschwand. Der Reaktor 2 ist seit Sonntag wieder an das Stromnetz angeschlossen. Ob die Wasserpumpen funktionieren, ist unklar. In Reaktor 2 gab es zuvor schwere Explosionen und Brände. Die innere Hülle des Reaktors ist beschädigt.

11.00 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist über die Belastung von Lebensmitteln durch austretende Radioaktivität im Norden Japans „stark besorgt“. Das erklärte am Montag ein WHO-Sprecher in Genf auf Anfrage. Noch in der vergangenen Woche hatte die WHO die Lage im Zusammenhang mit den havarierten Atommeilern als nicht Besorgnis erregend eingestuft. Man werde sich der Lage mehr und mehr bewusst, sagte der Sprecher. „Die Dinge haben sich ganz sicher seit der vergangenen Woche bewegt.“

10.56 Uhr: In immer mehr japanischen Regionen ist das Trinkwasser radioaktiv belastet. Spuren von Strahlung wurden im Leitungswasser von neun Präfekturen festgestellt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Regierungsangaben berichtete. Die Grenzwerte der Kommission für atomare Sicherheit seien aber bei allen Proben unterschritten worden. Bei einer anderen Untersuchung wurden in einem Dorf allerdings deutlich erhöhte Werte festgestellt. In den Regionen Tochigi und Gunma wurden Spuren von radioaktivem Jod sowie von Cäsium gefunden. Ausschließlich radioaktives Jod war im Trinkwasser der Präfekturen Saitama, Chiba, Tokio, Kanagawa, Niigata und Yamanashi enthalten, wie die Untersuchung des Ministeriums für Wissenschaft und Technology ergab. In den Proben aus der Präfektur Yamanashi westlich von Tokio war noch kein radioaktives Jod entdeckt worden.

Die Probe aus der Katastrophenregion Fukushima war mit 23 Becquerel Jod pro Liter belastet, der Grenzwert liegt bei 300 Becquerel. In dem Dorf Litate rund 30 Kilometer von dem AKW entfernt stellten Experten allerdings den dramatisch erhöhten Wert von 965 Becquerel Jod pro Liter Leitungswasser fest - das Wasser dort darf nicht mehr getrunken werden.

9.33 Uhr: Über dem Abklingbecken des havarierten Fukushima-Reaktors 3 steigt erneut grauer Rauch auf. Als Reaktion evakuierte der AKW-Betreiber Tepco das Gelände und brachte seine Arbeiter in Sicherheit, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Tepco berichtete. Der Rauch wurde demnach an der Südostseite des Reaktors sichtbar und hing über der Ruine.Die radioaktive Belastung auf dem Gelände habe sich aber „kaum erhöht“, sagte Regierungssprecher Yukio Edano im staatlichen Fernsehen NHK. Derzeit versuchten Experten, den Grund für die Rauchentwicklung herauszufinden: „Der Rauch muss nicht zwingend von dem Abklingbecken ausgehen, in dem Reaktor sind noch weitere brennbare Materialen“, sagte Edano.

Die in Block 3 verwendeten Brennelemente sind besonders gefährlich, weil es sich dabei um Plutonium-Uran-Mischoxide (MOX) handelt. Plutonium ist ein hoch giftiger Stoff. Obwohl der Block bis Sonntag früh 13 Stunden lang unter dem Beschuss von Wasserwerfern stand, war der Druck gestiegen. Das Kühlsystem in Block 3 ist ausgefallen, die innere Reaktorhülle soll nach Regierungsangaben aber noch intakt sein.

8.54 Uhr: Der Kraftwerksbetreiber Tepco hat erklärt, in Reaktor 5 arbeite eine Pumpe wieder mit Strom aus dem Netz. Alle sechs Reaktorblöcke seien mittlerweile an Starkstromleitungen angeschlossen.

8.10 Uhr: Anhaltender starker Regen erschwert die Rettungsarbeiten und schürt Ängste vor radioaktivem Niederschlag. Regierungschef Naoto Kan sagte wegen des Wetters einen für Montag geplanten Besuch in der Katastrophenregion im Nordosten Japans ab.

7.32 Uhr: Japans Atombehörde bestätigt, dass die Reaktorblöcke 5 und 6 wieder ans Stromnetz angeschlossen wurden.

7.22 Uhr: Die japanische Polizei rechnet inzwischen mit mehr als 18.000 Toten durch die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März. Sie gab diese Einschätzung am Montag in Tokio bekannt. Am Sonntag noch war von 8.600 Toten und 12.8000 Vermissten gesprochen worden.

7.18 Uhr: In einem Dorf nahe Fukushima 1 ist eine stark erhöhte Radioaktivität im Trinkwasser gemessen worden. Der Grad von radioaktivem Jod im Wasser von Iitatemura sei drei Mal so hoch wie der von der Regierung festgesetzte Grenzwert, teilte das japanische Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Iitatemura liegt rund 40 Kilometer von Fukushima 1 entfernt und hat etwa 4000 Einwohner.

7.12 Uhr: Die Einsatzkräfte im Atomkraftwerk Fukushima setzen die Kühlung von beschädigten Reaktoren mit Wasserwerfern fort. Die Feuerwehrmänner und Soldaten der japanischen Streitkräfte besprühten die Reaktorblöcke 3 und 4 mit Meerwasser, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Im Reaktorblock 2 richten sich die Bemühungen darauf, nach der Wiederherstellung der Stromversorgung zentrale Funktionen im Kontrollraum in Gang zu bringen: zunächst die Beleuchtung und dann vor allem die reguläre Kühlung des Reaktors und des Abklingbeckens für abgebrannte Kernbrennstäbe. Die dafür erforderlichen Arbeiten könnten zwei bis drei Tage dauern, sagte Hidehiko Nishiyama von der Atomsicherheitsbehörde (NISA).

6.24 Uhr: Der Strahlenbiologe Edmund Lengfelder rechnet damit, dass die Hälfte der verbliebenen Arbeiter im havarierten Atomkraftwerk Fukushima den Strahlentod sterben wird. „Wenn eine Gruppe von zehn jüngeren Leuten zwölf Stunden einer solchen Dosis Leistung ausgesetzt ist, werden 50 Prozent davon, also fünf Männer, den akuten Strahlentod sterben“, sagte Lengfelder der „Frankfurter Rundschau“.

6.20 Uhr: Ein weiteres Erdbeben hat am frühen Montagmorgen (Ortszeit) die Präfektur Fukushima im Nordosten von Japan erschüttert. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, hatte es eine Stärke von 4.7. Angaben zu Verletzten oder Schäden gab es nicht. Demnach war das Beben auch in unmittelbarer Nähe des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Eins zu spüren. Die Anlage war vor zehn Tagen von dem stärksten jemals in Japan gemessenen Erdbeben mit der Stärke 9.0 und einem darauffolgenden Tsunami stark beschädigt worden. Seither wird versucht, eine Kernschmelze in dem AKW zu verhindern.

Die Welt erbebt - Hier geht es zum großen Abendblatt-Dossier zur Naturkatastrophe in Japan

Lesen Sie auch den Abendblatt-Bericht von Karsten Kammholz (22. März):

Der graue Rauch kam plötzlich, und er hielt sich über Stunden. Es war kurz vor 16 Uhr Ortszeit, als sich der Zwischenfall im havarierten Atomkraftwerk Fukushima 1 ereignete und zur sofortigen Evakuierung der Arbeiter auf dem Gelände führte. Nachdem der Qualm über dem Abklingbecken an der Südostseite von Block 3 nachgelassen hatte, sah man neue Schwaden über Block 2. Diesmal waren sie weiß. Erst am Abend war der Rauch verschwunden. Doch seine Ursache blieb zunächst unbekannt.

Sicher scheint derzeit nur eines: Der japanische Energiekonzern Tepco bekommt sein Katastrophenkraftwerk nicht in den Griff. Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben waren gestern zwar alle sechs Reaktorblöcke wieder an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen, doch die Sicherungsarbeiten waren geprägt von Rückschlägen wie diesem. Die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) bezeichnete die Lage in Fukushima als "sehr ernst". Die Krise sei noch nicht beigelegt. Letztendlich aber werde das asiatische Land sie meistern, zeigte sich der aus Japan stammende Behördenchef Yukiya Amano überzeugt.

Das größte Problem besteht weiter in der Kühlung der ausgebrannten Brennstäbe. Am Wochenende und in der Nacht zu Montag hatten Helfer in die Abklingbecken der Blöcke 2 und 3 Wasser gesprüht, um die dort lagernden benutzten Brennstäbe vor ihrer drohenden Überhitzung zu bewahren. In beiden Blöcken sind Reaktorkern und Brennstäbe beschädigt, das Kühlsystem ist ausgefallen. In den Blöcken 1, 4, 5 und 6 stellt sich die Situation unterschiedlich bedrohlich dar. Ob in Block 1 die Kühlwasserpumpen noch funktionieren, ist unbekannt. Auch hier sind Reaktorkern und Brennstäbe beschädigt und das Kühlsystem nicht mehr funktionsfähig. Der Sicherheitsbehälter ist jedoch intakt. Im Kern von Block 4 lagerten zum Zeitpunkt des Erdbebens keine Brennstäbe. Dessen Abklingbecken enthält jedoch nur noch wenig Kühlwasser. Einzig die Blöcke 5 und 6 haben am Sonntag den Status "kalt und unkritisch" erhalten. Sie wurden heruntergefahren. Auch steht ihre Stromversorgung, und die Abklingbecken sind ausreichend gekühlt. Die japanische Regierung mahnt in dieser Lage stoisch zur Ruhe: Die radioaktive Belastung auf dem Gelände habe sich "kaum erhöht", beschwichtigte Regierungssprecher Yukio Edano im staatlichen Fernsehen NHK nach dem Zwischenfall in den kritischen Blöcken. Dennoch musste auch Japans Regierung zugeben, dass ausgerechnet die in Block 3 verwendeten Brennelemente besonders gefährlich sind, weil es sich dabei um sogenannte Plutonium-Uran-Mischoxide (MOX) handelt. Plutonium ist giftig, hochradioaktiv und zerfällt zudem nur sehr langsam.

Wie bekannt wurde, hatte der Betreiber des Atomkraftwerks nur knapp zwei Wochen vor dem verheerenden Erdbeben gegenüber der Aufsichtsbehörde eingeräumt, in Fukushima regelmäßige Kontrollen unterlassen zu haben. Insgesamt 33 Ausrüstungsgegenstände seien nicht untersucht worden. Zu den nicht inspizierten Teilen gehörten ein Motor und ein Notstromaggregat im Reaktorblock 1 der Anlage. Der Ausfall der Notstromversorgung gilt als Ursache für das Reaktor-Unglück. Die Atomaufsicht gab daraufhin Tepco bis zum 2. Juni Zeit, einen Korrekturplan auszuarbeiten.

Unterdessen häufen sich Meldungen über verstrahltes Wasser und andere Lebensmittel. Über ein ganzes Dorf in der Fukushima-Region wurde ein Leitungswasser-Verbot verhängt. Für vier Präfekturen verhängte die Regierung ein Lieferverbot für Milch und mehrere Gemüsesorten. Ein komplettes Dorf in der AKW-Region darf kein Leitungswasser mehr trinken. Messungen im Trinkwasser des Dorfes Iitatemura rund 30 Kilometer vom AKW Fukushima entfernt hatten einen deutlich erhöhten Wert von 965 Becquerel Jod pro Liter Leitungswasser ergeben. Der Grenzwert liegt bei 300 Becquerel. In der kommenden Woche sind für die Bevölkerung Strahlungstests geplant. Spuren von radioaktivem Jod wurden in dem Trinkwasser von neun Provinzen gemessen - auch in Tokio. Cäsium wurde in zwei weiteren Provinzen festgestellt. Die Behörden versicherten, die Werte seien nicht gefährlich. Der Verkauf und Export von Milch, Spinat und dem Blattgemüse Kakina wurde in vier Provinzen jedoch verboten.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet die Strahlenwerte als ungefährlich. Der betroffene Spinat stelle auf kurze Sicht keine Gefahr für die Gesundheit dar, sagte der Sprecher für die WHO im Asien-Pazifik-Raum, Peter Cordingley. Das Gleiche gelte für die Milch. "Aber höchstwahrscheinlich sind einige kontaminierte Produkte aus der verseuchten Region herausgekommen", sagte Cordingley weiter. China und Südkorea reagierten mit Vorsicht und kündigten an, die Kontrollen japanischer Lebensmittelimporte zu verschärfen.

Mit Material von dpa, dapd, rtr, afp