Immer wieder ist ein kleines Mädchen missbraucht und an andere Männer verkauft worden. Der mutmaßliche Täter steht nun vor Gericht.

Baden-Baden. Ein 61 Jahre alter Mann aus Rastatt muss sich seit Dienstag wegen schweren sexuellen Missbrauchs seiner kleinen Stieftocher vor dem Landgericht Baden-Baden verantworten. Der Mann soll das anfangs erst neunjährige Kind über mindestens zwei Jahre hinweg hundertfach zum Beischlaf und anderen sexuellen Handlungen gezwungen haben. Um das aus Indonesien stammende Mädchen gefügig zu machen, drohte er ihr laut Anklage damit, sie in ein Kinderheim in ihrem Heimatland zu bringen. Die Notlage und die Hilflosigkeit des Mädchens habe er ausgenutzt, sagte Staatsanwältin Natascha Kottisch-Borchmann. Er habe genau gewusst, dass sich das Kind, Tochter seiner indonesischen Frau, nicht habe wehren können.

Laut Anklage verkaufte er das Mädchen zwischen 2008 und 2010 immer wieder auch an andere Männer. Gegen Bargeld durften sie sich an ihr vergehen oder kinderpornografische Fotos von ihr machen. Auch der 61-Jährige selbst fotografierte das Kind regelmäßig in eindeutigen, teilweise demütigenden Posen oder hielt ihren Missbrauch durch andere Kinderschänder auf zahllosen Bildern fest.

Sein Anwalt Hans-Werner Dünnbier hatte kurz vor Prozessbeginn ein Geständnis seines Mandanten angekündigt. "Ihm bleibt auch nichts anderes übrig“, sagte er mit Blick auf die Beweislage. Die Staatsanwaltschaft hatte in der Wohnung des Angeklagten zahlreiche Fotos und Bilddateien gefunden. Für die Einlassungen des Angeklagten zu seinen Taten wurde die Öffentlichkeit kurz nach Prozessbeginn für den Rest des Tages ausgeschlossen.

Seine pädophilen „Geschäftspartner“ hatte der Rastatter unter anderem über das Internet kennengelernt; Interessenten hatte er auch Kinderporno-Fotos geschickt. Missbraucht wurde das Kind vor allem in der Wohnung des Mannes sowie in seinem als „Fotostudio“ eingerichteten Keller. Die Staatsanwaltschaft legt ihm zudem noch den Missbrauch eines weiteren Kindes zur Last: In den 1990er-Jahren soll er sich an der achtjährigen Tochter einer Bekannten vergangen haben.

Der Prozess gegen den Rastatter war eigentlich schon für Anfang März vorgesehen. Der Mann hatte sich der Verhandlung jedoch zunächst durch einen Selbstmordversuch entzogen. Daraufhin wurde sein Verfahren vom Prozess gegen einen Mitangeklagten abgetrennt. Sein Komplize, ein 38 Jahre alter Mann aus Erfurt, war in der vergangenen Woche zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.

Für den Prozess sind insgesamt fünf Verhandlungstage vorgesehen. Ein Urteil soll Ende März fallen.