Deutsche Techniker schildern Erlebnisse während des Bebens im Kraftwerk Fukushima

Erlangen. Gordon Huenies und Robert Meister sehen müde aus. Die beiden Techniker des deutsch-französischen Kraftwerksherstellers Areva sind erst am Vormittag aus Japan zurückgekehrt. 72 Stunden sind die beiden schon auf den Beinen, als sie gestern in der Deutschlandzentrale in Erlangen über ihre Erlebnisse im Katastrophengebiet berichteten. Gemeinsam mit acht Kollegen waren Huenies und Meister am Freitagvormittag im Problem-Reaktor Fukushima I im abgeschalteten Block IV damit beschäftigt, sich auf ein Prüfverfahren von Schweißnähten vorzubereiten, als die Erde bebte.

"Das Beben dauerte für uns eine Ewigkeit", schildert der 34 Jahre alte Huenies. Weil die erdbebenerprobten japanischen AKW-Mitarbeiter auf die starken Erschütterungen aber ohne Panik und gelassen reagiert hätten, habe sie das beruhigt. "Wir waren ja Erdbeben-Neulinge. Wir haben uns fast in die Hosen gemacht", erzählt er.

Während der Erschütterungen hätten die Japaner einfach still dagestanden, berichtet der 34-Jährige. "Wir haben uns im Kontrollraum alle aneinander festgehalten. Wir hätten gar nicht gehen können, weil alles schwankte." Nachdem sich die Erde etwas beruhigt habe, seien sie aus der Anlage, in der zum Zeitpunkt des Erdbebens schätzungsweise 700 bis 1000 Japaner gearbeitet hätten, herausgeführt worden. Dabei seien alle "sehr, sehr gelassen" mit der Situation umgegangen. "Beeindruckend war, dass während des Bebens keine Panik aufkam", erzählt Huenies.

Die Evakuierung des Blockes sei mit absoluter Disziplin vor sich gegangen. Dank ihrer roten Areva-Mitarbeiterjacken hätten Meister und Huenies ihr komplettes Team rasch gefunden. Alle seien wohlauf gewesen und - wie sich später herausgestellt habe - auch nicht verstrahlt. Nachdem eine Tsunami-Warnung eingegangen sei, seien sie sofort auf einen 30 Meter höher gelegenen Sammelplatz und von dort aus in das erdbebensichere Hauptgebäude des AKW gebracht worden. Zu diesem Zeitpunkt habe die Erde immer noch alle paar Minuten gebebt. Später wurden sie in ein 30 Kilometer entferntes Bergdorf in eine Sammelunterkunft gebracht, wo sie mit Essen, Trinken und Decken versorgt wurden.

"Abgesehen vom Schock ging es uns gut", erzählt Huenies. Über das Smartphone einer jungen Mutter hätten sie die Möglichkeit gehabt, E-Mails abzusetzen. "Wir hatten ja keine persönlichen Habseligkeiten mehr bei uns", erzählt er. Die Sorge galt daher den Angehörigen und der Firma. Sie sollten wissen, dass alle lebten. Viele Stunden später seien sie dann mit einem Bus ins etwa 300 Kilometer entfernte Tokio gebracht worden. Eine Odyssee von zwölf Stunden, wie sich herausstellte. "Es gab ja keine Straßen mehr", schildert Huenies. Als das Projektteam endlich am Flughafen in Tokio ankam, sei das Abenteuer für sie abgeschlossen gewesen.