Die Eskapaden von Andrew, dem Sohn der Queen, beschäftigen sogar schon den Premier

London. Er rangiert auf Platz vier in der britischen Thronfolge und ist der erklärte Lieblingssohn der Queen, 84. Doch momentan dürfte die Monarchin weniger gut zu sprechen sein auf Prinz Andrew, den Herzog von York, 51. Seit Tagen liefert der mittlere Sohn von Elizabeth II. der Presse immer neue Schlagzeilen als "Prinz Peinlich".

"Herzog zahlt den Preis für seine Verbindungen zu Sex-Skandal", titelte etwa der königstreue "Daily Telegraph" gestern. Der Skandal, um den es diesmal geht, ist Andrews 16 Jahre andauernde enge Beziehung zu dem milliardenschweren US-Kinderschänder und Zuhälter Jeffrey Epstein, 58. Epstein hat eine 18-monatige Haftstrafe wegen Sex mit einer 14-Jährigen und Kuppelei hinter sich. Die milde Strafe war damals Ergebnis eines Deals zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Mit 16 weiteren der angeblich 40 minderjährigen Opfer einigte sich Epstein außergerichtlich finanziell. Inzwischen ermittelt die US-Bundespolizei FBI wieder.

Zur Feier von Epsteins Entlassung aus der Haft flog Andrew im Dezember nach New York, wo die Männer im Central Park fotografiert wurden. Ein zehn Jahre älteres Foto zeigt den Prinzen mit dem Arm um die nackte Taille der damals 17-jährigen Virginia Roberts. Die Blondine war zwei Jahre zuvor von Epstein als "Masseurin" angeheuert worden. Sie soll auch den Queen-Sohn ein paarmal massiert haben. Andrew war häufiger Gast in Epsteins diversen Villen, wo Mädchen leicht bis überhaupt nicht geschürzt herumliefen, der Massageraum mit Nacktfotos tapeziert ist und Seifenstücke die Form von Geschlechtsorganen haben.

Angesichts der strengen Gesetze gegen Verleumdung und üble Nachrede betonen die britischen Medien, es lägen keinerlei Beweise vor, dass der seit 1996 geschiedene Prinz Sex mit minderjährigen "Masseurinnen" gehabt habe. Mindestens zwei junge Epstein-Mitarbeiterinnen lehnten die Antwort auf entsprechende Fragen eines Anwalts unter Eid ab; mit anderen Worten: um sich nicht womöglich selbst der Strafverfolgung auszusetzen. Es gilt nicht als ausgeschlossen, dass Andrew in einem neuerlichen Verfahren in den Zeugenstand zitiert wird. Virginia Roberts, mittlerweile in Australien verheiratet, hat schon ihre Aussagebereitschaft avisiert.

Freundschaft mit einem verurteilten Pädophilen angeblich beendet

Am Wochenende ließ Andrew, der mit insgesamt 16 Eintragungen in Epsteins Adress- und Telefonbuch steht, die Freundschaft mit dem Amerikaner für beendet erklären - aber nicht bevor bekannt geworden war, dass Epstein auf Andrews Einladung auf Sandringham, dem Privatbesitz der Königin, genächtigt hat, dass der Prinz ihn zur Geburtstagsparty der Queen auf Schloss Windsor mitgenommen und ihn erfolgreich gebeten hat, sich mit knapp 20 000 Euro an der Tilgung der sechs Millionen Euro Schulden zu beteiligen, die Andrews Ex-Frau Sarah ("Fergie"), Herzogin von York, 51, angehäuft hatte. Doch so peinlich sie sein mögen, das sind nur die jüngsten und harmloseren Verfehlungen, die "Prinz Peinlich" zur Last gelegt werden. Schlimmer: Genau wie Fergie muss sich Andrew, dessen Jahresbezüge fast 300 000 Euro betragen, den Vorwurf der Habgier gefallen lassen. "Es scheint bei ihm keine erkennbare geistige Aktivität stattzufinden", urteilt ein Spitzenmann der konservativen Partei, der häufiger mit ihm zu tun hat. Dabei ist der Prinz seit zehn Jahren regierungsamtlicher Sonderbeauftragter für internationalen Handel und Investitionen. Die Reisen, die er in dieser Rolle unternahm, hätten das Land bisher 18 Millionen Euro gekostet, schätzt Dai Davies, ehemaliger Chef der Royals-Schutzstaffel von Scotland Yard.

Was für Industrie und Wirtschaft bislang dabei herausgekommen ist, wird offiziell nicht beziffert. Persönlich hingegen hat er kräftig profitiert. Nicht zuletzt durch einen Besuch in Kasachstan, wo er den Präsidentenschwiegersohn Timur Kulibajew, 44, beschwatzte, ihm für 18 Millionen Euro eine Villa bei London abzukaufen, die jahrelang keinen Abnehmer gefunden hatte.

In den viereinhalb Jahren seit Abschluss des Kaufvertrags verkommt das Haus, ein Hochzeitsgeschenk der Queen, zum Trümmerhaufen. Genau wie der Ruf des Vorbesitzers, zu dessen dubiosen Freunden der Gaddafi-Sohn Saif, der mutmaßliche Geldwäscher Sacher al-Materi, Schwiegersohn des geschassten tunesischen Staatspräsidenten, sowie der libysche Waffenschmuggler Tarek Kaituni zählen. Während die Queen weiter fest zu Andrew steht, fordern Politiker die Abberufung des Prinzen. Premier David Cameron hat den Fall nun zur Chefsache erklärt.